Ein Erlebnis: Die Bettagskonzerte in der Kollegiumskirche begeisterten das Publikum. (Bild: Christoph Jud)
Ein Erlebnis: Die Bettagskonzerte in der Kollegiumskirche begeisterten das Publikum. (Bild: Christoph Jud)

Musik

Bravourleistung an Bettagskonzert

Die Bettagskonzerte vom Wochenende in der Kollegiumskirche in Schwyz begeisterten das Publikum.

Es dürfte in der Schweiz wenige Einzelinstrumente geben, die nach wenigen Jahren einen so hohen Popularitätsrang erhalten haben wie die Schwyzer Kollegiorgel. Ihr berechtigter Ruhm ist in erster Linie dem Wiederentdecker des einst fast verstummten Instruments zu verdanken. Es ist Peter Fröhlich, der begabte Interpret und geradezu charismatisch engagierte Organist und Dirigent, der am diesjährigen Bettagskonzert «sein» Instrument nicht nur auf sehr originelle Weise präsentierte, sondern auch in den Dienst einer ihm übergeordneten Aufgabe stellte.

Raum eignet sich sehr gut

Es war ein Konzert, das in seiner Vielfältigkeit nicht nur die Orgel, den grossen Chor und das exzellent begleitende Orchester vor grosse Herausforderungen stellte, es war auch der Raum der neu renovierten Kollegikirche, der sich für Aufführungen grösserer Chor- und Orchesterwerke sehr gut eignet. Unter der ebenso präzisen wie lebendig nach- und mitgestaltenden Leitung von Stefan Albrecht sangen die vereinten Chöre des Singkreises Brunnen und des Kirchenchors Seewen, begleitet vom Urschweizer Kammerensemble.

Geglücktes Zusammenspiel

Das Konzert wurde mit dem festlich intonierten «Te Deum» von Mozart eröffnet, einem Werk, das gerade wegen seiner schnörkellos jubelnden Direktheit allen Beteiligten ein Höchstmass an Konzentration abfordert. Das verhältnismässig kurze Werk erlaubt auch dem Hörer kein allmähliches Hineingleiten ins Gotteslob, sondern man ist bereits im ersten Takt mitten in jenem jubelnd bekennenden Zentrum, aus dem man nicht mehr zurücktreten kann und das keine, auch nicht die geringste intonatorische Trübung duldet. Es war grossartig, wie dieser Einstieg auch in der Transparenz der einzelnen Stimmregister hinreissend verwirklicht wurde. Wunderbar auch das extrem heikle, aber wiederum geglückte Zusammenspiel von Orgel und Orchester in Mozarts Kirchensonate KV 263. Der Mozart gewidmete erste Teil des Konzerts fand seinen Abschluss in der ergreifenden Interpretation des «Sancta Maria» (KV 273), wiederum für Chor, Orchester und Orgel. Ein eigentlicher Fund war die darauffolgende Interpretation von 17 kleinen Charakterstücken für Orgel von Sigfrid Karg- Elert. Dazu brauchte es einen Interpreten, der sein Instrument bis ins feinste Detail kennt. Wenn man bedenkt, dass ein einzelnes Charakterstück nur eine ungefähre Spieldauer von einer Minute hat, die Orgel also in einer wiederum verhältnismässig kurzen Zeit 17 Mal ihren Klangcharakter ändert, dann bewunderte man diesmal nicht zuerst das Instrument, sondern Peter Fröhlich, den alle Register beherrschenden Meister und hochdifferenzierten Klangregisseur. Eine Bravourleistung an einem Bravourstück!

Souveräne Leitung

Louis Viernes «Messe Solennelle» für Chor, Orchester und Orgel erfüllte mit ihrer Festlichkeit, ihrem mitfühlenden Textbezug, ihren akustischen Rücknahmen bis in den Pianobereich sowie den gewaltigen Steigerungen der Chor- und orchestralen Klangmassen alle Wünsche, die man an eine spätromantische Festmesse stellen kann. Geschickt stellte Stefan Albrecht César Francks «Psalm 150» an den Schluss des Konzerts. Es ist jener abschliessende Psalm, der zum Lob Gottes aufruft, einem Lob, in dem nichts fehlen darf, was dem Menschen an Wohlklang zur Verfügung steht: Orgel, Gesang, Trompeten, Schlag- und Saiteninstrumente. Unter Stefan Albrechts souveräner Leitung schloss das Konzert im Fortissimo eines reinen Dur-Dreiklangs und leitete über zum grossen, wohlverdienten Applaus des dankbar und ergriffen mitgehenden Publikums in der voll besetzten Kollegikirche.

Bote der Urschweiz

Autor

Bote der Urschweiz

Kontakt

Kategorie

  • Musik

Publiziert am

18.09.2012

Webcode

www.schwyzkultur.ch/CEqKsm