Soloflötistin Theresa Steckeler mit dem Orchester Schwyz- Brunnen, dirigiert von Stefan Albrecht. Impression vom Auftritt am Sonntagabend in der Pfarrkirche Seewen. Bild Patrick Kenel
Soloflötistin Theresa Steckeler mit dem Orchester Schwyz- Brunnen, dirigiert von Stefan Albrecht. Impression vom Auftritt am Sonntagabend in der Pfarrkirche Seewen. Bild Patrick Kenel

Musik

Durchbruch zur Freiheit und verinnerlichte Traue

Das Orchester Schwyz-Brunnen vermochte vergangenes Wochenende vollends zu überzeugen.

Fulminanter, hinreissender hätte die Eröffnung des in allen Registern ausgezeichnet besetzten Orchesters Schwyz-Brunnen nicht sein können. Auf dem Programm stand Beethovens Ouvertüre zu Goethes «Egmont», einem Schauspiel, in dem der Dichter den Weg zur Freiheit aus einer ausweglos scheinenden Versklavung und politischer Unterdrückung wies. Die thematisch aufgeladenen und differenziert aufgefächerten Personenkonstellationen Goethes waren nicht geeignet, die eigentliche Botschaft seines frühen Freiheitsdramas über die Rampe zu bringen. Erst Beethovens Musik zu «Egmont», an allererster Stelle die Ouvertüre, verhalf auch dem dichterischen Werk Goethes zum Durchbruch, weil erst die Komposition den Kern der literarischen Vorgabe in herausfordernder Dichte und unmissverständlicher Deutlichkeit freilegte.

Eine Bravourleistung

Dem konzentriert reagierenden Orchester unter der souverän gestaltenden Leitung seines Dirigenten Stefan Albrecht gelang es, die auch in technischer Hinsicht ausserordentlichen Herausforderungen der Partitur überzeugend ins Klangbild umzusetzen. Das Zusammenspiel der Streicher mit den Bläsergruppen, vor allem die alles mitreissende Steigerung zur fulminant befreienden, abschliessenden Klimax, war eine Bravourleistung eines Ensembles, das sich nicht nur auf die je eigene Stimme konzentriert, sondern sich gleichzeitig am Gesamtklang orientiert. Der stilistische Kontrast zum nachfolgenden «Andante für Flöte und Orchester» von Mozart lässt sich aus der Gesamtkonstellation des Programmes gut rechtfertigen.

Gute Balance

Der Solistin Theresa Steckeler gelang es denn auch, mit ihrem schlanken Ton und ihrer ausgezeichneten Atemtechnik die schwierige Balance zwischen reiner, expressiver Spielfreude und verinnerlicht mitgestaltender Interpretation zu halten, begleitet vom konzentriert mithörenden und mitspielenden Orchester. Die ergreifende «Elegie» von Peter Tschaikowsky, komponiert zu Ehren eines damals berühmten Schauspielers, übersteigt in ihrer Tiefe den konkreten Anlass eines Gedenkkonzertes, weil sie bis heute unser aller Empfinden der Trauer und des seelischen Schmerzes zu erreichen vermag. Dennoch ist sie mehr als reine Trauerarbeit. Die «con sordino», mit Dämpfer spielenden Streicher, gestalteten auch die eindeutige und unmissverständliche Auflehnung gegenüber dem nicht Zumutbaren sehr eindrücklich. Damit war der Weg frei für das «Impromptu» von Jean Sibelius, einer Komposition, die sich stark am Volkslied orientiert, in der sich aber auch Trauer und Glück, tänzerische Extravertiertheit und verinnerlichte Besinnlichkeit gegenseitig ausgleichen.

Überraschung zum Schluss

Zum Abschluss erklang das Konzert für Flöte und Orchester in D-Dur von Carl Reinecke. Solistin war wiederum Theresa Steckeler, die diesmal ihr grosses Können in den Dienst eines wenig bekannten Werkes stellte. Es ist Stefan Albrecht hoch anzurechnen, dass er seine Programme immer wieder mit solchen Überraschungen zu füllen vermag. Dieser Abschluss stellte nicht nur die Ausführenden, sondern auch die Zuhörerschaft vor ein besonders interessantes musikalisches Szenarium. Stil und thematischer Aufbau des Werkes gaben Reinecke als einen perfekten Meister spätromantischer Kompositionspraxis zu erkennen, der sich an seinen grossen Vorgängern orientiert. Tatsächlich: Oft wusste man nicht, ob man Schumann oder Brahms zuhörte, oder war es doch Mendelssohn? Dazu die grosse Orchesterbesetzung: Es entstand nicht selten der Eindruck, als hörte man ein Sinfoniekonzert mit obligater Flöte. Die Solistin spielte ihren anspruchsvollen Part meisterhaft, das Orchester war mehr als nur Begleiter nämlich weitgehend selbstständige Instanz.

Bote der Urschweiz

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Bote der Urschweiz

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  • Musik

Publiziert am

01.04.2014

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