Strahlende Gesichter: Regierungsrat Walter Stählin hielt die Laudatio für die Schwyzer Dirigentin Graziella Contratto. Bild Silvia Camenzind
Strahlende Gesichter: Regierungsrat Walter Stählin hielt die Laudatio für die Schwyzer Dirigentin Graziella Contratto. Bild Silvia Camenzind

Musik

Geehrte Contratto begegnet Schnabel

Graziella Contratto war gestern Abend im MythenForum nicht nur Trägerin des Anerkennungspreises. Sie konnte von den 500 Besuchern des Schnabel- Gedenkabends auch in ihrem Element als Dirigentin erlebt werden.

Das kulturinteressierte Schwyz war vertreten, als Regierungsrat Walter Stählin auf die Bühne trat, um die Laudatio für Graziella Contratto zu halten. Die Dirigentin, die im Laufe ihrer Karriere schon einige Orchester geleitet hat, ob in Frankreich, Deutschland oder der Schweiz, vergisst ihre Wurzeln nicht. Immer wieder zieht es sie ins MythenForum. So auch gestern. Schwyz feierte und gedachte Artur Schnabel, Pianist, Komponist und Denker, der auf dem Friedhof Schwyz begraben ist. Die Musik für diesen Abend stellte Graziella Contratto zusammen, sie dirigierte die Vierte Sinfonie von Gustav Mahler.

Graziella Contrattos Geheimnis

Doch zuvor wurde sie mit dem mit 10 000 Franken dotierten Anerkennungspreis des Kantons Schwyz geehrt. Stählin würdigte ihr «beachtliches und vielseitiges musikalisches Schaffen ganz generell, aber insbesondere auch ihr Wirken im Kanton Schwyz». Er ging auch der Frage nach, was das Geheimnis Contrattos erfolgreicher Karriere ist: «Ich bin überzeugt, dass Graziella Contratto diesen Erfolg ihrem musikalischenTalent, ihrem breiten fachlichen Wissen und ihren Qualitäten als Kommunikatorin und Vermittlerin zu verdanken hat», sagte Stählin. Der klassischen Musik hafte oft das Etikett der etablierten, bildungsbürgerlichen, ja bisweilen elitären Kultur an. Graziella Contratto verstehe es, solche Vorurteile und Berührungsängste abzubauen und die klassische Musik einem breiten Publikum zu vermitteln.

Flüchtige Dinge fördern

Dies gelang ihr insbesondere im MythenForum. In ihrer Dankesrede ging die gerührte Graziella Contratto selber darauf ein: «Seit 1998 gab es in Schwyz immer wieder Menschen, die meine Ideen für irgendwie interessant hielten.» Sie spricht die Tango-Oper an, die Hauptprobe des Orchestergrabens mit Ursus und Nadeschkin oder Mendelssohns Sommernachtstraum, für sie persönlich das unvergesslichste Projekt. Sie arbeitete dafür mit Tänzerinnen undTänzern mit und ohne Behinderung zusammen. In diesem Sinne sei der Anerkennungspreis für sie «ein corpus delicti, ein Indiz, dass der Schwyzer Flecken mitsamt seinem Kanton Dinge fördert, die ätherisch sind, flüchtig, unfassbar und denkbar ungeeignet für eine politische handfeste Message.»

Musik von Artur Schnabel

Dargeboten wurde Musik von Artur Schnabel, Pianist und Komponist von Weltrang, 1882 in Lipnik geboren, 1933 seiner jüdischen Wurzeln wegen aus Deutschland geflohen und 1951 für Ferien im Hotel Axenstein in Morschach gelandet. Er liebte die Gegend von Schwyz und wollte hier begraben werden. 2006 übergab die Stiftung Schnabel Music Foundation das Familiengrab der Gemeinde Schwyz. Daniel Annen hat sich ins Schaffen des Komponisten, Pianisten und Denkers vertieft und brachte dem Publikum den Zeitgeistkritiker Schnabel näher. Viele hörten wohl erstmals Musik, die Artur Schnabel komponiert hatte. Zum Auftakt eine Tanzsuite für Klavier, die dem Verlauf einer Liebesbeziehung nachging. Nach der Pause Lieder für Therese Behr, Schnabels spätere Frau. Dazwischen Werke, die Schnabels Musikverständnis oder dessen Umfeld spiegeln und auf der Bühne Graziella Contratto als Dirigentin. Das Publikum war vom Können der Dirigentin und ihres Orchesters hell begeistert.

Bote der Urschweiz

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Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

15.10.2009

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