Herbert Greuter in seiner Werkstatt mit einer halbfertigen Akkordzither. Seit 1994 baut er auch die Saiten selber. Bild: F. Steinegger
Herbert Greuter in seiner Werkstatt mit einer halbfertigen Akkordzither. Seit 1994 baut er auch die Saiten selber. Bild: F. Steinegger

Musik

In der Schwyzer Zither steckt ein Geheimnis für den Klang

«Ohne Josef Betschart wäre die Schwyzer Zither verloren gegangen», sagt Herbert Greuter. Er hat das Handwerk beim Meister erlernt und ist heute selber der erfahrenste Zitherbauer.

Die Werkstatt von Herbert Greuter an der Grundstrasse in Schwyz wirkt fast wie eine möblierte Stube: Schleifmaschine, Hobelbank, Tisch, Gestelle – alles hat seinen Platz. In einer Nebenkammer lagern zugeschnittene Hölzer zum Trocknen, fein säuberlich abgelegt die kleinen, vorfabrizierten Teile und verleimte Halbfabrikate. Wie viele Stunden er für den Bau einer Zither brauche, könne er nicht sagen. «Die Zither braucht Ruhe. Das Holz lagert zehn Jahre. Dann wird es zugeschnitten und muss wieder ruhen. Die Verleimung braucht ihre Zeit», erklärt der Fachmann.


Zither mit unvergleichlich urchigem, rassigem Klang


Herbert Greuter hat sich das Handwerk selber angeeignet, erlernt vom legendären Treppenbauer Josef Betschart (siehe letzter Abschnitt). «Ohne ihn wäre die Schwyzer Zither verloren gegangen», weiss Greuter, der heute selber Meister seines Fachs ist. «1987 habe ich damit begonnen, zehn Jahre später machte ich mich selbstständig und lebe seither vom Zitherbau und von der Reparatur dieser Instrumente.» Herbert Greuter baut zwölf verschiedene Zithern, als einziger die Schwyzer und die Glarner Zither. Am meisten verkauft sich jedoch die Akkordzither, die allgemein einsetzbar sei. Die Schwyzer wird mit einem Plektrum – einem Hartplastikplättchen – gekratzt. Auf ihr sind je 14 Saiten fürB-Dur und Es-Dur aufgezogen. Die Violinzither wird mit einem Bogen gestrichen, die Akkordzither wird gezupft.«Die Schwyzer Zither ist sehr beliebt», bemerkt Greuter. «Sie hat einen urchigen, rassigen Klang, der ‹fegt› und gefällt.» Zudem sei sie ein wahres Kunstwerk – die schönste unter ihresgleichen.


Ein Geheimnis aus dem Bödmerenwald


Herbert Greuter hat sein eigenes, geheimes Rezept, wie er seinen Schwyzer Zithern den unvergleichlichen Klang verpasst. Nur soviel: Es ist Fichtenholz aus dem Bödmerenwald mit ganz speziellen Eigenschaften. Die tragenden Teile und Verzierungen sind aus Ahorn-, Kirsch- und Nussbaumholz. «Die Zither ist heute im Aufwind» sagt der Instrumentenbauer aus Schwyz. Zum Erfolg seiner Manufaktur hätten zwei Frauen entscheidend beigetragen: «Meine Frau Christine ist mit der Musik aufgewachsen. Sie kann verschiedene Instrumente spielen, kann sie vorführen, und sie hat das theoretische Wissen, von dem ich keine Ahnung habe», sagt Greuter. Mit Irene Nideröst, welche die Zithergruppe Schwyzerholz leitet, hat er die Betschart-Zither weiterentwickelt und klanglich angepasst. Der 64-Jährige baut einen Nachfolger auf. Damit will er sicherstellen, dass die Zithern auch in Zukunft repariert werden können.


Die Wiedererweckung der Schwyzer Zither Schwyz


Die letzten Schwyzer Zithern wurden in den 1950er-Jahren gebaut. Pläne waren keine vorhanden. In den 1980er-Jahren vermass Josef Betschart- Annen die Instrumente und baute sie in seinem Haus an der Friedhofstrasse nach. Herbert Greuter arbeitete damals in der Handorgelwerkstatt Eichhorn, wo er von Ernst Eichhorn den Tipp bekam, einmal bei Betschart vorbeizuschauen. Er ging einige Tage beim Meister «in die Lehre». Betschart fasste Vertrauen und übertrug ihm das Vermächtnis.


Bote der Urschweiz / Franz Steinegger

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

27.02.2018

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