Die musikalische Leiterin und Dirigentin Graziella Contratto bedankt sich beim Mythen-Ensemble: Die 14 Musikerinnen und Musiker mit den beiden Solisten Rea Kost und Utku Kuzuluk (links im Bild) spielten ein Konzert, das unter die Haut ging. Bild Désirée
Die musikalische Leiterin und Dirigentin Graziella Contratto bedankt sich beim Mythen-Ensemble: Die 14 Musikerinnen und Musiker mit den beiden Solisten Rea Kost und Utku Kuzuluk (links im Bild) spielten ein Konzert, das unter die Haut ging. Bild Désirée

Musik

«Lied von der Erde» in Schwyz

Keine leichte, dafür umso eindringlichere musikalische Kost gab es am Mittwochabend im MythenForum zu hören. Graziella Contratto inszenierte mit dem Mythen-Ensemble Gustav Mahler und Artur Schnabel – ein Hörgenuss besonderer Güte.

Der berühmte Pianist und Komponist Artur Schnabel verbrachte 1950 auf dem Axenstein in Morschach seine letzten Wochen. Dort entstand sein Wunsch, auf dem Friedhof in Schwyz begraben zu werden. Auf Initiative von Daniel Annen würdigt die Gemeinde Schwyz seither jedes Jahr das kompositorische Schaffen Artur Schnabels mit einem Konzert. Dieses Jahr gab sich Graziella Contratto die Ehre und inszenierte mit dem Mythen-Ensemble zwei Sätze aus Duodecimet für Ensemble. Die beiden Schnabel-Lieder wusste sie gekonnt und passend einzubetten in Gustav Mahlers «Lied von der Erde». Contratto, die sich als Vermittlerin zwischen Musik und Publikum versteht und die das Publikum ernst nimmt und nie unterschätzt, hat damit die eher sperrigen Lieder Schnabels dem Publikum nicht einfach «hingeworfen», sondern vermittelt, wie sie selber sagte. Eine Idee, die hervorragend funktionierte.

Zwei moderne Klassiker

Gustav Mahler komponierte seine Werke für ähnliche Orchesterbesetzungen wie Schnabel. Und weil auch vor hundert Jahren an der Schwelle zur Moderne das Geld für teure Orchesterinszenierungen knapp war, verfasste Arnold Schönberg eine Fassung für Kammerensemble. Diese gab es am Mittwoch zu hören. Artur Schnabel, der sich von Schönbergs freitonaler Technik inspirieren liess und dadurch alte musikalische Muster aufgebrochen hat, passt somit wunderbar zu Mahler.

Perfekte Teamleistung

Herausragend am Konzert war die Qualität. Die muss für Contratto, die zurzeit hauptsächlich als Leiterin Fachbereich Musik an der Hochschule der Künste in Bern tätig ist, immer stimmen. Das Mythen-Ensemble wurde vor zwei Jahren gegründet und setzt sich aus Schweizer und internationalen Musikerinnen und Musikern zusammen – die «Crème de la Crème» der Szene, wie Contratto meinte. Sie liebe es, mit diesen absolut professionellen Musikern zusammenzuarbeiten. «Dieses Konzert kann man nur mit Vollprofis machen, die orchestererfahren sind und extrem gut aufeinander reagieren und auch mitdenken.» Für das Konzert im MythenForum wurde nur gerade fünf Mal geprobt. Eine unglaubliche Teamleistung angesichts der Komplexität und des Schwierigkeitsgrades dieser Musik. In allen Stimmlagen und Ausdrucksformen gefordert waren vor allem auch die Mezzosopranistin Rea Kost und der Tenor Utku Kuzuluk, welche die Orchesterlieder äusserst präzis und ausdrucksstark zu interpretieren wussten. Viele Sänger würden sich gar nicht erst getrauen, diese Kompositionen zu singen, meinte Contratto denn auch zu der ausserordentlichen Leistung.

Leise Töne mit extremen Effekten

Die komplexe Musik Mahlers und Schnabels lebt von den Gegensätzen, nimmt die Zuhörenden mit auf eine Reise durch weite Seelenlandschaften. Ein extrem subtiler und fast intimer Umgang mit Farben, Klängen und Texten prägt Mahlers «Lied von der Erde». Eine tiefgründige Schau menschlichen Fühlens und Reflektierens offenbart sich den Zuhörenden. Ein Konzertereignis erster Güte, das durchaus mehr als die rund 70 Besucherinnen und Besucher verdient gehabt hätte.

Bote der Urschweiz

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Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

14.10.2011

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