Dani Häusler freut sich auf den «Goldenen Violinschlüssel», der ihm heute Nachmittag verliehen wird. Bild: Silvia Camenzind
Dani Häusler freut sich auf den «Goldenen Violinschlüssel», der ihm heute Nachmittag verliehen wird. Bild: Silvia Camenzind

Musik

«Nun ist es schön, in die Reihe der Preisträger zu gehören»

Heute Samstagnachmittag um 15 Uhr erhält Dani Häusler an einer öffentlichen Verleihung in der Pfarrkirche Schwyz den «Goldenen Violinschlüssel», die höchste Auszeichnung innerhalb der Schweizer Volksmusik.

Mit Dani Häusler sprach Silvia Camenzind


Silvia Camenzind: Was bedeutet er Ihnen, der «Goldene Violinschlüssel»?


Dani Häusler: Er bedeutet mir sehr viel. Es gab aber Zeiten, da fanden meine Kreise und ich diesen Preis doof. Das ganze Brimborium ging mir auf den Keks. Inzwischen muss ich sagen, das gehört sich, und das ist auch schön.


Gabs weitere Gründe für Ihre damals kritische Haltung?


Ganz viele Musiker, die den «Goldenen Violinschlüssel» hätten erhalten sollen, hatten ihn noch nicht erhalten. Dazu kam, dass ich, da ich mich in den Volksmusikkreisen bewege, wusste, ich werde ihn ziemlich sicher auch einmal erhalten. Irgendwann ist man alt genug für die Auszeichnung.


Wer hätte den Preis denn noch erhalten sollen?


In den letzten 15 Jahren kamen in der Reihe der Preisträger einige dazu, die für mich gefehlt hatten. In jungen Jahren haben mich halt jene aus den Bereichen Alphorn und Jodel nicht interessiert. 2003 erhielt Willi Valotti die Auszeichnung. Das war mir sehr wichtig. Dann kamen 2010 Ueli Mooser, 2012 Carlo Brunner und ein Jahr danach Res Schmid dazu. Nun ist es schön, in diese Reihe zu gehören.


Wie reagierten Sie, als Ihnen mitgeteilt wurde, dass Sie den Preis erhalten werden?


Als der Anruf kam, erschrak ich. Im ersten Moment wusste ich gar nicht, ob ich mich freuen soll oder nicht. Es lief in diesem Jahr aber schon so viel Positives im Zusammenhang mit dem Preis, dass ich eine Riesenfreude habe. Er ist eine Wertschätzung, der Preis hat Gewicht, er wird wahrgenommen.


«Ohne die Hujässler wäre die aktuelle Volksmusik nicht dieselbe», schreibt das Vergabekomitee. Sehen Sie das auch so?


Es kommt darauf an, wo man hinschaut. Die einen liessen sich beeinflussen, an anderen gingen die Hujässler spurlos vorbei. Die Hujässler haben einiges, aber nicht alles bewirkt. Es gab vor uns Jazzmusiker, die sich mit dem Volkstümlichen auseinandergesetzt und verrückte Sachen gemacht hatten. Wir haben alles, was bis dahin geschah, gebündelt, und es hat sich bei uns manifestiert. Es passte in die Zeit. Nun geht es wieder in die verschiedensten Richtungen auseinander. So gesehen hatten wir eine Scharnierfunktion.


Gibt es Begegnungen, die Ihre Karriere prägten?


Alle Begegnungen waren wichtig. Viele Begegnungen halten lange, mit anderen trifft man sich kurz, mit wieder anderen immer wieder. Man kann als Musiker alles auf eine Karte setzen, oder man macht es so, wie viele in unseren Kreisen: Man streut breit, überall wo es geht, hat man die Finger drin. Man macht, was Freude macht, und lässt sich auch treiben. Damit bin ich gut gefahren.


Warum blieben Sie der Volksmusik stets treu?


Ich habe Klassik studiert, das hat mir sehr gut gefallen. Ich habe in der Klassik aber meinen Weg nicht gesehen und mochte mich dort auch nicht nach oben boxen. Ich wollte immer Volksmusik machen. Sie machte mir schon immer Freude. Es gab Zeiten, da musste ich mich vom Traditionellen entfernen und mich lösen. Als ich 20 Jahre alt war, war Carlo Brunner 40 Jahre alt und dermassen im Saft, dass es neben ihm gar keinen Platz gab. Ich musste daneben einen Weg finden und habe auch gleich Leute kennengelernt, die mitzogen. Zuerst Ueli Mooser, bald darauf Markus Flückiger. Dann kamen pareglish, die Hujässler. Jetzt, da ich wieder vermehrt zum Traditionellen zurückgefunden habe – was kein Kopfentscheid war –, spüre ich, wie wir mit dem Feuer von früher dran sind.


Jetzt ist der Fokus auf Sie gerichtet.


Hört Carlo Brunner auf, bin bald ich der letzte Mohikaner. Am letzten Sonntag war ich am Konzert des 87-jährigen Hans Aregger. Aus seiner Sicht bin ich jetzt der grosse Fels in der Brandung, jener, der weiterträgt, was er und viele anderen während ihres Lebens geschaffen haben; nun bin ich der, auf dem all seine Hoffnungen ruhen, dass die Volksmusik weiterlebt. Solche Begegnungen habe ich gerne, denn ich will die Musik verantwortungsvoll weitergeben.


Wie wichtig war das Fernsehen für Sie?


Bei «SRF bi de Lüt» fand ich mich in der Situation, mit der Klarinette in einer Fussgängerzone zu stehen und die Leute zum Singen zu animieren. Für mich war das ein Horror, das Hinterletzte, das geht gar nicht. Doch im Gesamtkonzept hat es dies gebraucht, und letztlich habe ich viel gelernt. Ich habe gelernt, mich den Herausforderungen zu stellen. Nein zu sagen, ist immer einfach. In derselben Situation befand ich mich bei der Anfrage, ob ich im Jubiläumsstück der Bühne 66 mitmache. Ich habe mir angewöhnt, solche Herausforderungen anzunehmen.


Inzwischen sind Sie Experte bei Fernsehen und Radio.


Das lässt sich nicht steuern. Man wird gefragt oder nicht. Im Moment werde ich vom Fernsehen angefragt. Ich weiss aber nicht, wie das in fünf oder zehn Jahren sein wird. Beim Radio ist das etwas anderes. Da habe ich eine Stelle.


Wie kam es dazu?


Ich bin über ein Hochschulprojekt über alte Radioaufnahmen reingerutscht. Seit drei Jahren habe ich ein 20-Prozent-Pensum bei der Musikwelle. Im Frühling werde ich auf 60 Prozent aufstocken. Dazu kommt ein Tag pro Woche an der Musikschule in Schwyz. Ich sehe für mich längerfristig eine gewisse Entspannung, denn ich muss Geld verdienen. Für die nächsten Jahre stimmt das für mich.


Wurde Ihre Stimme fürs Radio ausgebildet?


Nein. Früher habe ich mich bei Auftritten schwergetan. Mein Vater forderte mich jeweils auf, etwas zu sagen, weil die Leute dies mögen. Als wir in die Kleinkunstbühnen reinkamen, erwartete das Publikum Ansagen. Flückiger und die beiden andern wollten nicht, da blieb es an mir hängen. Das hat mich belastet. Deswegen war ich vor den Auftritten nervös. Das war wieder wie bei SRF in der Fussgängerzone: Man muss sich überwinden und reingehen. Inzwischen geht es «ring». Beim Radio bin ich übrigens noch nicht am Ziel: Ich mache noch keine Livemoderationen.


Sie spielen die Klarinette mit unglaublicher Leichtigkeit. Müssen Sie dafür üben?


Immer mehr, das ist eine Altersfrage. In ganz jungen Jahren übte ich sehr viel und zehrte dann schon bald von diesen Reserven. Zu gewissen Zeiten war ich stolz, nicht üben zu müssen. Inzwischen bewundere ich jene, die Musse haben, für sich zu spielen. Es ist schön, morgens um acht Uhr eine Stunde lang Klarinette zu spielen, das macht Freude.


Machen Sie das regelmässig?


Ich habe mir fest vorgenommen, wenn sich meine Arbeit beim Radio eingependelt hat und die Kinder in der Schule sind, mit einer Regelmässigkeit für mich Klarinette zu spielen. Üben ist dafür das falsche Wort.


Fürs Radio graben Sie in Archiven. Kann man Ihr Wissen über die Volksmusik als gross bezeichnen?


Ich weiss viel, aber ich habe Lücken, beispielsweise im Jodelgesang. Letzthin habe ich mich mit Willi Valotti getroffen, um über den Jodelgesang zu sprechen. Ich will mir da eine Meinung bilden, um bei meinen Moderationen fundiert informieren zu können. Relativ spät finde ich nun zum Jodel, früher war er mir zu langweilig.


Welche musikalischen Projekte würden Sie noch gerne anpacken?


Es tut sich etwas mit einem Trio, da möchte ich mir Zeit nehmen und in die Tiefe gehen. Ich mag auch böhmischmährische Blasmusik und habe im Sinn, etwas mit der Blaskapelle Lublaska zu machen. Das ist ein Schritt wieder in eine andere Abteilung der Volksmusik. Es wird gerade viel an mich herangetragen, ich kann aus dem Vollen schöpfen.


 


Bote der Urschweiz / Silvia Camenzind

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

28.10.2017

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