Meggenhorn-Matinéegespräch mit zwei Schwyzern: Moderatur Kurt Zurfluh und Dirigentin Graziella Contratto. Bild Josias Clavadetscher
Meggenhorn-Matinéegespräch mit zwei Schwyzern: Moderatur Kurt Zurfluh und Dirigentin Graziella Contratto. Bild Josias Clavadetscher

Musik

Wagner-Oper auf einem Schiff

Ein Wagner-Opern-Schiff auf dem Urnersee. Diese Idee brennt offenbar der international bekannten Schwyzer Dirigentin Graziella Contratto auf dem Herzen. Erste Abklärungen sind im Gange.

Sofort gerät sie ins Schwärmen und kramt in der Musikgeschichte, wie Richard Wagner bei seinem Schweizer Aufenthalt eigentlich vor Brunnen eine schwimmende Bühne und ein Festspielhaus – das spätere Bayreuth – realisieren wollte. Bis ein Föhnsturm diesen Plänen die technischen Grenzen aufgezeigt hat. Graziella Contratto, mit einem Herz für Wagners Opern, «möchte dies nun korrigieren». Sie verfolge die Idee, auf dem Vierwaldstättersee eine schwimmende Bühne und Tribüne zu bauen, eventuell sogar mobil, auf der eine Wagner-Oper aufgeführt werden könnte. Erste Abklärungen sind bereits erfolgt, die Schiffahrtsgesellschaft Vierwaldstättersee SGV habe mit dem Blick zum Marketing auf die Idee dieses Opern-Schiffes «gar nicht abgeneigt reagiert», erklärte Contratto gestern am Meggenhorn-Gespräch.

Sehr spontan und offen

Im Mittelpunkt dieser Matinee stand natürlich Graziella Contratto selber, die ausgebildete Pianistin, Dozentin, Dirigentin, Produzentin und künstlerische Leiterin, ihre Karriere, ihre Motivation, ihre Erlebnisse in der Welt des internationalen Orchesterbetriebs. Moderiert von Kurt Zurfluh erlebte man ein sehr dichtes, unterhaltsames Salongespräch, sehr spannend, sehr spontan und humorvoll. Zurfluh, bestens vorbereitet, brauchte Contratto da gar nicht gross aus der Reserve zu locken, sie verriet Bühnentalent und bestätigte eine charmante Offenheit. Etwa wenn sie aus ihren Jugendjahren in Schwyz erzählte, den Schuljahren am Theresianum Ingenbohl oder von der dort anerzogenen Idealisierung der Männer. Was umgekehrt dazu geführt habe, dass sie sich nie gescheut habe, in Männerdomänen einzusteigen. Der Anstoss, die Dirigentinnen-Laufbahn anzugehen, war gleich dreifach: Weil nach der Ost-Öffnung derart viele technisch hochversierte Pianisten in den Westen kamen, habe sie ein neues Tätigkeitsfeld suchen müssen, zweitens haben sich zufällig Probeleitungen von Kammerensembles ergeben, und drittens habe sie für einen Kollegen eine Abschlussarbeit für die Kapellmeisterprüfung geschrieben. Der Effekt: Das kann ich auch.

Ganz Schwyz war «tangoisiert»

Das Gespräch war auch gespickt mit zahlreichen Anekdoten. Zum Beispiel wie Contratto zur Dirigentenprüfung mangels eines Taktstocks mit einer «roten Lismenadel» angetreten sei. Wie sie von der Wucht des Orchesters bei der «Fledermaus»-Ouvertüre regelrecht in den Orchestergraben gefletzt worden sei oder wie sie wegen ihren langen Armen echt Komplexe eingefahren habe. Contratto schilderte ihre Erlebnisse als Assistentin des grossen Claudio Abbado, als Mitspielerin im «Orchestergraben» des Komiker- Duos Ursus und Nadeschkin. Eine Inszenierung, die im Januar 2011 übrigens wieder auf Tournee geht. Contratto zeigte, wie der Team-Gedanke in den Orchestern immer stärker in den Vordergrund und der Stardirigent in den Hintergrund rückt, wie die Musiker auf eine Frau am Dirigentenpult reagieren oder wie letztlich die Sachkompetenz entscheidend ist. Graziella Contratto bewies für ihr Schwyz aus der Distanz viel Sympathie, oft mit einem Augenzwinkern. Und geradezu einem Sketch glichen die Schilderungen der Erlebnisse rund um die Tango-Oper «Maria di Buenos Aires», welche Schwyz regelrecht «tangoisiert» habe.

Bote der Urschweiz

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

17.05.2010

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