Markus Flückiger mit Schwyzerörgeli und Computer in seinem Studio in den Hesigen im Ried. Hier sind die 14 Tracks von «Oberfeld» entstanden. Bild: Roger Bürgler
Markus Flückiger mit Schwyzerörgeli und Computer in seinem Studio in den Hesigen im Ried. Hier sind die 14 Tracks von «Oberfeld» entstanden. Bild: Roger Bürgler

Musik

Neue Klangwelten mit dem Schwyzerörgeli

90 Minuten elektronische Musik, nur mit dem Schwyzerörgeli produziert –Markus Flückiger geht neue Wege.

2015 erhielt der Schwyzerörgeli- und Volksmusik-Pionier Markus Flückiger vom Kanton Schwyz einen Werkbeitrag. Dieser ermöglichte dem Schwyzer Musiker, sich mit einer Idee zu befassen, die ihn schon länger faszinierte. Markus Flückiger wollte den Klangschatz des Instruments neu ausloten und elektronisch nutzen. Damit war nicht der primäre Klang der schwingenden Zungen des diatonischen Örgelis gemeint, sondern auch Balg, Korpus und sogar das Köfferli, in welchem das Schwyzerörgeli aufbewahrt wird.

Muss nicht gefallen, muss sich nicht verkaufen


Diese Klänge hat der Innerschwyzer Kulturpreisträger (2011) aufgenommen und im Computer gespeichert. Allein durch eine Transponierung der Töne, Geräusche oder perkussiven Klänge öffneten sich Markus Flückiger neue Dimensionen. Zusammen mit digitalen Effekten wie Raumsimulationen, Echos, aber auch Verzerrungen oder Filterfahrten stand ihm nahezu ein neues, musikalisches wie klangliches Universum zur Verfügung. «Dabei wollte ich zusammen mit Musikerkollege und Schwyzerörgeler Reto Grab ursprünglich nur zu Schulzwecken das Instrument sampeln und so via Computer und Klaviertastatur nutzbar machen. » Das sei völlig gescheitert, habe ihm aber diese neuen Möglichkeiten eröffnet, die ihn vollends gepackt hätten. Dank dem Werkbeitrag konnte er erstmals in seiner Musikerlaufbahn etwas machen, das weder gefallen noch sich verkaufen muss. «Auch das war neu für mich.»

Zufälle und viele Überraschungen


Nun ist das Werk da. Aus über vier Stunden Musik hat Markus Flückiger 14 Musiktracks mit einer Gesamtdauer von 90 Minuten fertiggestellt, und diese sind nun über seine Website zugänglich. Der Arbeitstitel «Oberfeld» ist geblieben, und wer sich die Musik zu Gemüte führt, kommt ohne Wissen nie auf die Idee, dass einzig Flückigers Schwyzerörgelis als Klangquelle dienten. Treibende Beats, sphärische Flächen, helle Arpeggios und abgefahrene Soundeffekte: Nur selten hört man im Ansatz eine Melodie oder eine Akkordbegleitung, die ein Schwyzerörgeli vermuten lassen. Vieles sei aus Zufall entstanden, und einiges sei sogar Abfall, so Markus Flückiger. «Ich habe beim Experimentieren viele Überraschungen erlebt und Klang- und Harmonieelemente geschaffen, die man so gar nicht planen kann.»

Kopfkino ist angesagt


Dass der Pionier der neuen Volksmusik ein Flair für elektronische Musik und im Speziellen für treibende, sich wiederholende Rhythmen und Sequenzen hat, weiss man seit seiner Zeit mit Pareglish oder fast noch expliziter bei einigen Aufnahmen auf der CD «Hujart» der Hujässler. Mit «Oberfeld» geht Markus Flückiger diesen Weg konsequent weiter und hat so absolut faszinierende Musik geschaffen. Diese könnte ein DJ bei einer Trance- oder Goa-Party auflegen oder ein visueller Künstler bildlich oder filmisch untermalen. Letzteres würde Markus Flückiger sehr faszinieren. «Aber dies wäre für einen möglichen Partner eine ziemliche Herausforderung.» Einen gescheiterten Versuch hat er mit einem Fotografen bereits hinter sich. «Es ist nicht einfach, Bilder zu bestehender Musik zu kreieren, aber wenn dies jemand schafft, wäre dies natürlich perfekt. »

Bote der Urschweiz / Roger Bürgler

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

22.03.2022

Webcode

www.schwyzkultur.ch/s8pi8w