Die Schwyzerin Claudia Steiner ist mitten in den Arbeiten zu einem weiteren Dokumentarfilm.
Die Schwyzerin Claudia Steiner ist mitten in den Arbeiten zu einem weiteren Dokumentarfilm.
Claudia Steiner erläutert an einem Werkstattgespräch an den Zuger Filmtagen ihr Schaffen. Bild Zuger Filmtage
Claudia Steiner erläutert an einem Werkstattgespräch an den Zuger Filmtagen ihr Schaffen. Bild Zuger Filmtage

Film

Sie will diesen Film unbedingt realisieren

Anlässlich der Zuger Filmtage zeigte in Claudia Steiner in einem Werkstattgespräch auf wo sich sich mit den Arbeiten zu ihrem nächsten Film befindet.

«Viele Anlässe, an denen ich drehen wollte, finden nicht statt», sagte die Filmemacherin Claudia Steiner am Freitag an dem Werkstattgespräch an den Zuger Filmtagen. Der Saal war locker auf Abstand bestuhlt, etwa zwanzig Leute waren anwesend. Simon Koenig, Geschäftsführer von Film Zentralschweiz, interviewte die gebürtige Schwyzerin.

Halbe Gesichter überall


Auch die Filmemacherin trug im Gespräch Mundschutz. Sie legte die Stirn in Falten, unterstützte ihre Statements mit der Gestik, verwarf ihre Arme, bemühte sich sichtlich, das Publikum auch von Maske zu Maske zu erreichen. Claudia Steiner arbeitet gerade an «Wo Kinder spielten – Das Ägerital im Wandel». Sie beleuchte, wie es früher war und wie sich das Tal verändert hat und wie es sich in Zukunft entwickeln könnte. Ursprünglich wollte die Filmemacherin im April mit dem Filmen vor Ort beginnen. Wegen des Lockdowns wurde es Mitte Juni. Sie bezeichnet den Dreh als speziell, wegen dem Abstandhalten und weil vieles nicht stattfindet, was sie für Dreharbeiten eingeplant hatte. Doch Steiner gibt nicht auf: «Ich bin ein positiv denkender Mensch.»

Durchhaltewillen gefragt


Durchhaltewillen braucht es, um im Filmbusiness zu bestehen. Als Claudia Steiner nach vielen Jahren beim Schweizer Fernsehen die Selbstständigkeit wagte, erhielt sie in ihrem Umfeld Komplimente. Das getraute sich sonst kaum jemand. «Ich war völlig naiv», blickt Claudia Steiner auf ihre Anfänge zurück. Inzwischen ist sie mit ihrer doCfilm GmbH in Meggen schon zehn Jahre im Dokumentarfilm- Business unterwegs. Sie hat Filme wie «Tönis Brautfahrt» ins Kino gebracht und altes Handwerk für Schwyz Kultur Plus dokumentiert. Und nun setzt sie den Fokus auf das Ägerital. Der Film soll im Frühling 2022 erscheinen. Im Mini-Team – Kameramann, Tontechniker und Claudia Steiner, die Regisseurin und Produktionsleiterin in Personalunion ist – wird nun an diesem Film gearbeitet, der ursprünglich mit einem Budget von 200 000 Franken gerechnet hatte. Das ist im Vergleich bescheiden. Ein Dokumentarfilm in der Schweiz benötigt mindestens das Dreifache. Claudia Steiner möchte ihren Film nun mit rund 150 000 Franken realisieren. In die Geldbeschaffung hat sie sich reingekniet. Nachdem sie Unterstützung von der öffentlichen Hand und von Stiftungen beisammen hatte, lancierte sie ein Crowdfunding. Fast 100 Personen machten mit. Sehr viele der Unterstützerinnen und Unterstützer kennen die Filmemacherin persönlich. «Engagement durch Vernetzung», nennt sie es. Letztlich sei es ein Riesenaufwand gewesen. Doch sie will diesen Film unbedingt realisieren.

Kaum Bundesfördergelder


«Jetzt chumi in Fahrt», sagt Claudia Steiner nun im Werkstattgespräch. Sie ärgert sich über die geringe Unterstützung für das Zentralschweizer Filmschaffen: «Nur rund vier Prozent der Bundesfördergelder fliessen in die Zentralschweiz.» Und die Lex Netflix, bei der die Streamingdienste vier Prozent ihres in der Schweiz erzielten Umsatzes in die Schweizer Filme investieren sollen, wurde im Nationalrat zerzaust. Wo wird das Endprodukt zu sehen sein? Vermutlich werde der Film in Zug im Kino laufen. Doch dafür müsse man die Klinken putzen. «Letztlich hat der Kinobetreiber zu entscheiden, ob er einen Film ins Programm aufnimmt.» Um sich ihr Leben zu finanzieren, hat Claudia Steiner neben dem Filmemachen ein zweites Standbein, ohne ginge es nicht. Sie bezeichnet sich als eine Autorenproduzentin. Sie führe die Tradition der Filmemacher Erich Langjahr und Edwin Beeler weiter. Warum steckt sie so viel Energie ins Filmemachen? «Ich lebe von den Momenten, die berühren und anregen », sagt sie und fühlt sich gut an diesem Abend in Zug inmitten der Leute, die sich für ihr Schaffen interessieren.

Bote der Urschweiz / Silvia Camenzind


Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Film

Publiziert am

29.10.2020

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