Eigentümer und Sammler Nikolaus von Reding (rechts) zeigt Regierungsrat Michael Stähli die Glasscheiben in seiner Wohnung. Bild Silvia Camenzind
Eigentümer und Sammler Nikolaus von Reding (rechts) zeigt Regierungsrat Michael Stähli die Glasscheiben in seiner Wohnung. Bild Silvia Camenzind

Dies & Das

Und Nikolaus von Reding sammelt weiter

Gestern Abend wurde die Vernissage des Schwyzer Hefts über die Glasscheibensammlung im Reding-Haus in Schwyz nachgeholt.

Bekäme man heute eine Wappenscheibe geschenkt, man wüsste nicht, was man damit anfangen könnte. Glaskunst begeistert, wenn sie grossartig daher kommt, wie Sigmar Polkes Kirchenfenster im Grossmünster in Zürich. Auch Nikolaus von Reding beeindruckten zuerst Rosetten an gotischen Kirchen. Ernsthaft interessierten von Reding Glasscheiben, als er sich in die Familiengeschichte vertiefte und als er das Reding-Haus an der Schmiedgasse in Schwyz vor fast 50 Jahren erwarb. Von aussen sieht man es nicht, aber das Haus hat einen Innenhof mit vielen Fenstern. Diesen Innenhof galt es nach dem Kauf als Erstes zu renovieren. Die 1907 eingebauten Scheiben waren in die Jahre gekommen und klirrten. An der gestrigen Vernissage des Schwyzer Heftes «Formen der Selbstrepräsentation – die Glasscheibensammlung im Reding-Haus an der Schmiedgasse in Schwyz» standen die Gäste im Innenhof des Hauses. Die Fenster im Obergeschoss begannen beim Eindunkeln immer intensiver zu leuchten. Man ahnte, dass sie etwas Besonderes sind. Später wird man sie von nahe betrachten können. Doch zuerst gab es Reden. Regierungsrat Michael Stähli dankte Nikolaus von Reding für das Gastrecht in den privaten Räumen. Stähli sagte: «Mit der Stiftung einer Glasscheibe konnte sich vor Jahrhunderten ein Stand, eine Stadt, eine kirchliche Institution oder eine Privatperson am Bestimmungsort symbolträchtig und wirkungsvoll in Szene setzen.» Glasscheiben waren eigentliche Visitenkarten. Die Sammlung geht auf die Initiative Gustavs von Bonstetten zurück, der im Verlauf des 19. Jahrhunderts einen Bestand für sein Schloss Eichbühl bei Thun zusammengetragen hatte. Sein Schwiegersohn, Ständerat Rudolf von Reding, überführte die Kollektion 1906 und 1907 nach Schwyz und sammelte intensiv weiter. Nikolaus von Reding, der heutige Eigentümer des Hauses, ist Rudolfs Enkel. Er stupste Michael Tomaschett, Kunstdenkmäler-Inventarisator des Kantons Schwyz, an, und so kam das Schwyzer Heft über die Glasscheiben zustande. Ob er seine Sammlung abgeschlossen habe, wurde Nikolaus von Reding gefragt: «Nein, ich sammle weiter», lachte er und machte sich auf, den Anwesenden die Scheiben in seinem Zuhause zu erläutern.

Bote der Urschweiz / Silvia Camenzind

Autor

Bote der Urschweiz

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Publiziert am

01.10.2021

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www.schwyzkultur.ch/NwJ6jj