Doppeltes Geburtstagsgeschenk: Der Vorstand der Güdeldienstag-Gesellschaft Schwyz mit dem Jubiläumsbuch und dem neuen Banner an der Jubiläumsfeier gestern Abend. Bild Josias Clavadetscher
Doppeltes Geburtstagsgeschenk: Der Vorstand der Güdeldienstag-Gesellschaft Schwyz mit dem Jubiläumsbuch und dem neuen Banner an der Jubiläumsfeier gestern Abend. Bild Josias Clavadetscher
Die Güdeldienstag-Gesellschaft im Jahre 1938: Der Ausflug nach Seewen war damals beliebt, neben der Fahne gehörten der Göggs und damals auch brennende Kerzen zu den Erkennungszeichen. Archiv GDG Schwyz
Die Güdeldienstag-Gesellschaft im Jahre 1938: Der Ausflug nach Seewen war damals beliebt, neben der Fahne gehörten der Göggs und damals auch brennende Kerzen zu den Erkennungszeichen. Archiv GDG Schwyz
Unbekannte Herkunft: Die Vereinsfahne ist 34 Jahre älter als der Verein.
Unbekannte Herkunft: Die Vereinsfahne ist 34 Jahre älter als der Verein.

Brauchtum / Feste

75 Jahre Güdeldienstag-Gesellschaft

Gestern wurde ein beachtlicher Fasnachtsgeburtstag gefeiert: Genau am 19. Januar vor 75 Jahren ist die Güdeldienstag-Gesellschaft Schwyz (GDG) gegründet worden. Sie sorgt alle Jahre für den Feuerzauber zum Fasnachtsende, einen imposanten Abschied von der Narrenzeit und für Humor übers Jahr.

Den Anstoss zur Gründung der Güdeldienstag-Gesellschaft – in der Fasnachtswelt die «Güdelzischtiger » – hat eigentlich der Staat mit seinen repressiven Vorschriften geliefert. Gestützt auf das damalige Gesetz über das Tanzen und Maskengehen, war das Maskenlaufen am Güdeldienstag nicht gestattet, dasTanzen an Sonn- und Feiertagen nicht erlaubt, und das «Schutzalter» für das Tanzen lag bei 18 Jahren. Für die Festlegung der Fasnachtstage war damals der Bezirksrat zuständig, offizielle Fasnachtstage waren im Bezirk Schwyz bis 1961 nur der Erste Fasnachtstag, der Schmutzige Donnerstag und der Güdelmontag. Der Güdeldienstag, das war Kinderfasnacht.

Noch vor dem Start schon Bussen

In den 30er-Jahren haben diese aus heutiger Sicht anachronistischen Beschränkungen zunehmend fasnachtbegeisterte Schwyzer verärgert. Der Wunsch wurde immer grösser, auch am Tag nach dem Güdelmontag mit dem Narrentreiben noch weiterzumachen, bis der Aschermittwoch dann als klare Zäsur mit der Fasnacht ohnehin ein Ende machen würde. Zu einem ersten Konflikt kam es 1932, als eine Gruppe von Schwyzer Gewerblern am Güdeldienstag maskiert durch verschiedene Wirtschaften zog. Der amtliche Beweis ist bis heute vorhanden: eine Gedenktafel mit acht polizeilichen Anzeigen «betreffend Bestrafung von Polizeiübertretungen ». Die Busse war für damaligeVerhältnisse saftig: zehn Franken, ein Franken Amtsgebühr, fünfzig Rappen Anzeigekosten.

Gründung im «Pöstli»

Die gleiche Fasnachtslust loderte auch am Güdeldienstag 1935 wieder auf. Zusätzliche Motivation zum «verbotenen » Maskenlaufen wird eine Fahne geliefert haben, die «Ratskeller»- Wirt Franz Krienbühl zur Überraschung der Tafelrunde aus seinem Fundus herausgeholt und als Hoheitszeichen vorgestellt hat. 1936 wiederholte sich dieses Szenario mit einem Ausflug hinunter nach Seewen und zurück nach Schwyz, wo man erstmals ein Feuer entfachte. Dieses Feuer hat dann definitiv gezündet: Am 19. Januar 1937, «abends um 09.23 Uhr», trafen sich im Restaurant Pöstli – noch heute Stammlokal – 14 Fasnächtler und gründeten die Güdeldienstag- Gesellschaft. Zwei Monate später wurden die Statuten genehmigt.

Nur 37 Mitglieder

In ihren Statuten, ihrem Jahresprogramm und ihrer Fasnachtsphilosophie besitzen die Güdelzischtiger aber einige «Spezialitäten», die andere Vereine nicht haben. In den Gründungsjahren hat man sich selber eine Beschränkung auf maximal 22 Mitglieder gegeben. Dieser Höchstbestand wurde 1959 auf 36 und 1970 auf die heutige Zahl von 37 Mitgliedern erhöht. 37 natürlich als Reverenz an das Gründungsjahr. Die Mitgliedschaften werden in der Regel vererbt, die Aufnahme erfolgt in geheimer Abstimmung. Für das bunte und maskenverliebte Fasnachtstreiben ziemlich ungewohnt ist auch das Outfit der Güdelzischtiger. Wenn möglich in dunkler Kleidung und ganz sicher ohne närrische Kostümierung, aber immer mit der Melone auf dem Kopf, dem «Göggs». Zeitweise nannten sich die Güdelzischtiger sogar selber «Göggs-Gesellschaft». Ohne Göggs zu erscheinen, wurde vereinsintern mit einem Franken gebüsst, wer «dem andern den Göggs eindrückt», hat eine Ordnungsbusse zu bezahlen.

Feuerzauber zum Fasnachtsende

Diese initiale Zündung von 1937 – im wahrsten Sinne des Wortes – hat bis heute gehalten. Die Kriegsjahre ausgenommen, hat die GDG immer für das stimmungsvolle Feuerspektakel und die würdige Verabschiedung der Fasnacht gesorgt. Intern bricht die Vorfreude jeweils beim «Blätzstopfen » aus. Nach Erlebnissen mit dem nicht ganz ungefährlichen Feuerwerk im Blätz haben sich die Güdelzischtiger dabei zu veritablen Feuerwerkern entwickelt. Im Jubiläumsjahr 1941 der Eidgenossenschaft wurden sie mit einem Bundesauftrag für den «Funken » der 1.-August-Feier beehrt. In den letzten zwanzig Jahren hat zudem die Entwicklung der Pyrotechnik den Güdelzischtigern ideal zugespielt: Das Blätzverbrennen wird schon längst von einem Feuerwerkzauber erster Güte begleitet.

Tradition des Feuerbrauchtums

Zu ihrem Jubiläum hat die Güdelzischtiggesellschaft ein

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Brauchtum / Feste

Publiziert am

20.01.2012

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www.schwyzkultur.ch/7sbJ5j