Letztjähriger Fasnachtsgottesdienst in der Pfarrkirche Schwyz: In der Predigt wurden die allzu menschlichen Schwächen der Schwyzer Fasnachtsfiguren aufgezeigt.
Letztjähriger Fasnachtsgottesdienst in der Pfarrkirche Schwyz: In der Predigt wurden die allzu menschlichen Schwächen der Schwyzer Fasnachtsfiguren aufgezeigt.
Fasnächtlicher Gottesdienst vor einem Jahr in Schwyz: Statt Orgelklänge ertönten die Guugger-Melodien der Rampassä in der bis auf den letzten Platz besetzten Pfarrkirche.
Fasnächtlicher Gottesdienst vor einem Jahr in Schwyz: Statt Orgelklänge ertönten die Guugger-Melodien der Rampassä in der bis auf den letzten Platz besetzten Pfarrkirche.

Brauchtum / Feste

Bischof verbietet Narrenmesse

Nach Protesten der Pro Ecclesia hat Bischof Huonder tatsächlich gehandelt: Er hat den geplanten Gottesdienst für Fasnächtler in Schwyz verboten. Unbehelligt blieben bisher die vorgesehenen Fasnachtsgottesdienste in Seewen, Brunnen, Ingenbohl und Goldau.

Vor einem Jahr hat Pfarrer Reto Müller erstmals zu einem Fasnachts-Gottesdienst in die Pfarrkirche Schwyz eingeladen. Fasnächtler hatten ihm zuvor begeistert darüber berichtet, wie sie bei einem Auswärts- Auftritt in der Fasnachtshochburg Laufenburg an einem Gottesdienst hatten teilnehmen können. Müller fand dies nachahmenswert, und die Schwyzer sind mit weit über 700 Personen in der Kirche aufmarschiert. Der Gottesdienst war würdevoll und korrekt, das Publikum einfach bunter als sonst, die Musik anders, die Begeisterung ungeteilt. Ausser bei der rechtskatholischen Vereinigung Pro Ecclesia. Sie hat nun kurz vor der zweiten Durchführung der Narrenmesse diese als «gotteslästerlich» bezeichnet, damit «verkommt ein Gotteshaus zur Räuberhöhle». Pro-Ecclesia- Sekretär Markus Carloni hat bei Bischof Vitus Huonder interveniert und verlangt, dass es «so nicht weitergehen kann».

Keine Guugger, keine Kostüme

An der ordentlichen Sitzung der Bistumsleitung vom Donnerstag hat Bischof Vitus Huonder darauf den Urschweizer Generalvikar Martin Kopp beauftragt, Pfarrer Reto Müller in Schwyz das Verbot dieser Fasnachtsmesse zu eröffnen.Wie Pfarrer Müller gestern bestätigte, habe er gar nie Stellung nehmen, den Ablauf dieses Gottesdienstes schildern und die Situation aus seiner Sicht darlegen können. Bischof Huonder habe nicht mit ihm Kontakt aufgenommen. Erst gestern Freitagmorgen sei in Schwyz ein Mail des Bischofs eingetroffen, das «etwas versöhnlicher getönt» habe. Geblieben aber ist die Haltung des Bischofs: In der Kirche dürfen sich keine Guugger und keine Kostümierten aufhalten.

Schon immer umstritten

Wie der Bischofsvikar und Mediensprecher Christoph Casetti dazu erklärte, habe Bischof Huonder den Pfarrer von Schwyz gebeten, vom Fasnachtsgottesdienst in der Kirche «Abstand zu nehmen». Man könne diesen Anlass ja auch in einen anderen Raum verlegen. Seit die Fasnachtsmessen aufgekommen seien, so Casetti, seien sie immer umstritten gewesen. Auch stehe keine Tradition dahinter. Dem Bischof gehe es weniger um den Einzelfall Schwyz als «um das generelle Problem, das dahinter steht». Zu weiteren Fragen, ob auch andere Fasnachtsmessen nun verboten werden oder was die Diözesanleitung dazu sagt, dass Kardinal Meisner sogar im Kölner Dom eine Karnevalsmesse feiert, wurde gestern keine Stellung genommen.

Nach der Hierarchie ist Bischof Huonder berechtigt, die Fasnachtsmesse in Schwyz zu untersagen. Pfarrer Müller erachtet das Verbot zwar als «unverhältnismässig», will aber nicht polarisieren. Der fasnächtliche Gottesdienst ist für den Sonntag, 14. Februar (19.30 Uhr), im Kirchenkalender bereits ausgeschrieben worden und muss nun wohl abgesetzt werden. Sollten trotzdem Kostümierte in dieser Abendmesse erscheinen, wird aber wohl niemand dagegen etwas unternehmen können.

Gleichzeitig ist für den Samstagabend und Sonntagmorgen in Seewen ein «fasnächtlicher Gottesdienst» angesagt, mit Narrentanz und «fasnächtlich geimpfter Predigt». In der Kapelle Brunnen wird am Schmutzigen Donnerstagmorgen eine Fasnachtspredigt gehalten und am Fasnachtssonntag in der Pfarrkirche Ingenbohl wiederholt. In Goldau ist auf Samstagabend ein Familiengottesdienst zum Thema Fasnacht mit gereimter Predigt und den Goldau Schränzern angesagt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass auch diese Fasnachtsmessen und viele weitere in der Diözese verboten werden, sobald Bischof Huonder davon erfährt.



Narrenmesse

Sonntag, 14.2.2010, 19.30 Uhr
Pfarrkirche, Schwyz



Bote der Urschweiz

Autor

Bote der Urschweiz

Kontakt

Kategorie

  • Brauchtum / Feste

Publiziert am

06.02.2010

Webcode

www.schwyzkultur.ch/qD9PJE