Voller Einsatz für die traditionelle Schwyzer Fasnacht: Daniel Annen (links) und Nüsslerpräsident Thomas Reichmuth überreichen Marco Helbling (rechts) das von Heidi Schellwanich gestaltete Anerkennungsbild. Bild Franz Steinegger
Voller Einsatz für die traditionelle Schwyzer Fasnacht: Daniel Annen (links) und Nüsslerpräsident Thomas Reichmuth überreichen Marco Helbling (rechts) das von Heidi Schellwanich gestaltete Anerkennungsbild. Bild Franz Steinegger

Brauchtum / Feste

«Du hast fast Unmögliches geleistet»

Marco Helbling hat in den letzten 15 Jahren Dutzende von Originalgwändli für die Schwyzer Fasnacht genäht. Gestern erhielt er für diese «unmögliche Leistung» das Anerkennungsbild der Kulturkommission der Gemeinde Schwyz.

Er hat die Narrenzeit im Blut, enstammt mütterlicherseits einer Dorfbächler Fasnachtsfamilie. Im Alter von zwölf Jahren begann er, seiner Mutter beim Büezen von Fasnachtsgwändli zu helfen und steigerte sich mit der Zeit richtiggehend in diese Tätigkeit hinein. Seit 15 Jahren schon näht Marco Helbling die sechs Originalgewänder der traditionellen Schwyzer Fasnacht, spontan und aus eigenem Antrieb. Er hat Dutzende davon hergestellt – einmal in einem einzigen Jahr gleich zehn Blätze. Eine «unmögliche Leistung», wie Daniel Annen, Mitglied der Kulturkommission der Gemeinde Schwyz und versierter Fasnachtskenner, in seiner Laudatio sagte. Im Durchschnitt stellt Marco Helbling vier bis zehn Gwändli pro Jahr her.

Abenteuerliche Zottelnsuche

Für das Schneidern eines Blätzes sitzt er 120 Stunden am Büeztisch. Doch das ist nur der Zeitaufwand für das Handwerk. Hinzu kommt die oft aufwendige und schwierige Suche nach den Originalteilen, den Schellen, Zotteln, dem Schmuck und dem richtigen Stoff. Er findet die eigenartigen und oft einzigartigen Dinge im Internet, in Kleidergeschäften, bestellt Stoffe von England und Filz von Deutschland. Oder spürt sie auf ungewöhnlichen Wegen auf – wie den Brokatstoff für den «Alten Herrn», den er in den Vorhängen eines Restaurants erkannte, das umgestaltet wurde. Er hat die Augen und Ohren offen, die Fasnacht begleitet ihn das ganze Jahr hindurch. Fast nebenbei ist er auch noch Garderobier in der Maskengarderobe der Schwyzer Nüssler.

Ausserordentliche Verdienste

Sein grosses Engagement ist den Kulturschaffenden nicht verborgen geblieben. Passend zum gestrigen Schmutzigen Donnerstag überreichten ihm Daniel Annen und Remo Hicklin, Mitglieder der Kulturkommission, das Anerkennungsbild, das in unregelmässigen Abständen Personen verliehen wird, welche sich in Belangen querbeet durch die Kulturlandschaft ausserordentliche Verdienste erworben haben.

Herzblut für die Fasnachtskultur

Marco Helbling dankte sichtlich gerührt für diese Würdigung, die als Überraschung daherkam und ihm in der Garderobe im MythenForum zuteil wurde. Für den Geehrten ist es wichtig, dass die Gwändli und deren Bestandteile original sind. Er forscht auf alten Fotos und befragt ältere Fasnächtler, macht Vorschläge, gleicht sie ab mit dem Vorstand der Schwyzer Nüssler. Gefragt nach seiner Motivation für den unermüdlichen Einsatz, sagt er, ohne nachdenken zu müssen: «Mir liegt es sehr am Herzen, die Fasnachtskultur von Schwyz zu erhalten.» Dafür seien ihm keine Wege zu weit.

«Ich bin wie das Hudi»

Seine Lieblingsfigur ist das Hudi, verriet er, denn «es ist wie ich, ist lebendig, redselig und lässt viel Individualität zu». Als wertvollstes Kleid bezeichnet er den Blätz, «nicht nur, weil er aufwendig zum Machen ist, sondern weil er Variationen zulässt». Marco Helbling steht heuer letztmals als Garderobier in der Maskengarderobe, weil er ab April das Restaurant Feld in Gurtnellen Dorf übernimmt. Gwändli wird er aber weiterhin für die Schwyzer Nüssler büezen, der Schwyzer Fasnacht bleibt ein treuer Diener, der im Hintergrund arbeitet, erhalten.

Bote der Urschweiz

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Bote der Urschweiz

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  • Brauchtum / Feste

Publiziert am

17.02.2012

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