Alte Schuhmacherkunst: Isidor Fässler an der handbetriebenen Nähmaschine für grobe und leichte Schuhe. Bild Franz Steinegger
Alte Schuhmacherkunst: Isidor Fässler an der handbetriebenen Nähmaschine für grobe und leichte Schuhe. Bild Franz Steinegger

Brauchtum / Feste

Isidor Fässler weiss, wo der Schuh drückt

Isidor Fässler führt in Schwyz noch eine Schuhmacherei im alten Stil. Jetzt zeigt er sein Können und die Werkstatt einer interessierten Öffentlichkeit. Ein Augenschein.

Wer in die Werkstatt in seinem Wohnhaus an der Schlagstrasse 3 eintritt, kommt in eine andere Welt. Im Zentrum seiner «Buttig», wie Isidor Fässler seineWerkstatt nennt, stehen zwei urtümliche, vielleicht 100 Jahre alte, handbetriebene Nähmaschinen für «grobe und feine» Schuhe. Sie seien noch immer die besten Geräte, um Schuhschäfte zusammenzunähen. Man könne mit ihnen millimetergenau auch durch dickes Leder nähen. Ein Schuhambos und eine Spindelpresse sind weitere auffällige, alte Hilfsmittel. Daneben steht eine neue Allzweckmaschine zum Polieren, Schleifen und Ausputzen von Schuhen und eine moderne Druckluftpresse, mit der er sämtliche Pressarbeiten ausführen kann. Das alles ist eingerahmt von alten Gestellen mit Schubladen, in denen Fäden, Nägel, Leim, Leisten und allerlei Kleinzeug lagern.

Werkstatt und Tradition geerbt

Schuhe mit Ledersohle, Absatz, Obersohle, Brandsohle und Rahmen von Grund auf aus Leder herzustellen, habe er noch in der Stifti Ende der 1960er-Jahre bei seinem Vater gelernt. «Damals haben wir noch alles von Hand gemacht. Das war auch der Ehrgeiz unter uns Lehrlingen. Es gab Kunden, die von alter Sitte hergestellte und mit dem Faden ‹zwiegenähte› Schuhe verlangten.» Vom Vater hat er das Werkzeug und die Werkstatt übernommen und will die Tradition des alten Schuhmachens aufrechterhalten. «Schuhe von Hand herstellen, ist heute aus Kostengründen wenig gefragt – oder nur noch für Massschuhe. Aber zum Flicken kommen immer noch etlichte Kunden zu mir», erzählt er. Er mache sämtliche Schuhreparaturen von Absatzausbessern über das Anbringen von Mont-Blanc-Eisen bis zum Leimen.

Schuhe wurden zur Massenware

Sein Vater Isidor wuchs im Ybrig auf und machte die Lehre bei der Schuhmacherei Amgwerd in Schwyz. So kam er in den Hauptort und eröffnete 1949 ein eigenes Schuhmachergeschäft. In den 1970er-Jahren habe sich ein grosser Wechsel vollzogen. Schuhe wurden zur Massenware und vornehmlich in Fabriken produziert. Die Ledersohle wurde durch Gummi und Kunststoff ersetzt, statt genäht wurden sie geklebt. «Ein grosser Einbruch gab es nach der Eröffnung des Mythen Centers, wo die Leute den dortigen Schnellservice bevorzugten. Das haben wir deutlich zu spüren bekommen», sagt Isidor junior. Hinzu kam, dass es immer weniger Militär in Schwyz gab, wodurch die Aufträge nochmals einbrachen. Die Erträge reichten nicht mehr, um zwei Personen zu beschäftigen. So ging er einer Lohnarbeit im Zeughaus in Seewen nach.

Tradition weiterführen

Im vergangenen Frühling hat sich Isidor Fässler mit 60 Jahren frühpensionieren lassen. Durch sein Hobby als leidenschaftlicher Jäger weiss er haargenau, was für Schuhe in nassem, steilem oder schwierigem Gelände optimal eingesetzt werden können. In seinem frisch renovierten Verkaufsladen und seinem grossen Sortiment von qualitativ hochstehendem Schuhwerk für Jäger, Wanderer und Holzer kann er seine Kunden beraten und weiss daher aus langjähriger Erfahrung, «wo der Schuh drückt».

Offene Türe

Die Verbundenheit von Isidor Fässler zum alten Handwerk der Schuhmacherkunst zeigt sich auch darin, dass er Zunftammann der Schneider- und Schuhmacherzunft Schwyz ist, die es seit 1640 gibt. Doch die Mitgliederzahl ist, obwohl man das Einzugsgebiet auf den Bezirk Schwyz ausgedehnt hat, auf sieben geschrumpft. Ihr gehören aktuell drei Schneider und vier Schuhmacher an.

Isidor Fässler zeigt seine Werkstatt beim Abzweiger der Steiner- und Schlagstrasse (Schlagstrasse 3) in Schwyz am kommenden Wochenende interessierten Besuchern (Freitag/Samstag, 19./20. August, jeweils von 09.00 bis 18.00 Uhr).

Bote der Urschweiz

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Brauchtum / Feste

Publiziert am

17.08.2011

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www.schwyzkultur.ch/wSJ74d