Vor einem Jahr in Schwyz: Der Gottesdienst mit fasnächtlichem Thema füllte die Kirche bis auf den letzten Platz, die für dieses Jahr geplante Wiederholung wurde auf offenbar gezielte Intervention der Pro Ecclesia verhindert. Bild Keystone
Vor einem Jahr in Schwyz: Der Gottesdienst mit fasnächtlichem Thema füllte die Kirche bis auf den letzten Platz, die für dieses Jahr geplante Wiederholung wurde auf offenbar gezielte Intervention der Pro Ecclesia verhindert. Bild Keystone

Brauchtum / Feste

Narrenmesse: Es wird doch getrommelt

Bischof Vitus Huonder hat die geplante Narrenmesse in der Pfarrkirche Schwyz verboten. Die Reaktion darauf ist massiv. Die Schwyzer finden diesen Entscheid total daneben und suchen nach Varianten.

Nicht nur die Fasnächtler, ganz Schwyz ist verärgert. Dass Bischof Vitus Huonder den am nächsten Sonntag geplanten fasnächtlichen Gottesdienst untersagt hat (der «Bote» berichtete), wird überall als völlig unverständlich bezeichnet. Huonder wünscht weder Kostümierte noch Guuggenmusik in der Kirche. Er fürchtet, so erklärte der bischöfliche Sprecher Christoph Casetti, dass die Ehrfurcht vor dem, was in der Eucharistie gefeiert werde, gefährdet sei.

Pausenlos am Telefon

Seit der «Bote» dieses Verbot publik gemacht hat, wird der Schwyzer Pfarrer Reto Müller von den Medien bestürmt. «Ich war fast den ganzen Sonntag über am Telefon», erklärte Müller. Zudem erlebe er aus der Bevölkerung die totale Solidarisierung, von Jung und Alt. Viele hätten ihm erklärt, dass sie nach Chur schreiben werden, «und alle schütteln den Kopf». Jemand habe sogar erklärt, dass er aus Protest im Fasnachtskostüm auftreten werde, wenn Bischof Huonder im Juni zur Firmung nach Schwyz kommen werde.

Wurde vor «Wespennest» gewarnt

Nicht verstanden wird besonders, dass Bischof Huonder auf die kleine erzkonservative Gruppe der Pro Ecclesia hört, nicht aber auf das breite Kirchenvolk und seine Pfarrer. Generalvikar Martin Kopp spricht sogar von «Denunzianten», die beim Bischof interveniert und von der Pfarrkirche Schwyz als einer «Räuberhöhle» berichtet hatten. Kopp hatte vom Bischof den Auftrag erhalten, die Sache abzuklären. Ihm versichterten dann Besucher der letztjährigen Narrenmesse, dass alles absolut würdevoll und korrekt verlaufen war. Bischof Huonder aber hörte nicht darauf und sprach das Verbot aus. Der Hinweis, dass er damit in ein regelrechtes Wespennest stechen werde, sei mit der Bemerkung abgetan worden, dass ihm «dies egal» sei. Direkt mit Pfarrer Müller gesprochen hat Bischof Huonder bis heute nicht. Müller hat auch bestätigt, dass das Verbot nicht als Bitte, sondern als Befehl an ihn herangetragen worden sei.

Serienweise Leserbriefe

Inzwischen hagelt es auch Leserbriefe (ein erster Teil im heutigen «Boten»). All diese Einsender zeigen sich enttäuscht von diesem Verbot oder wollen es teils gar nicht wahrhaben, indem Bischof Huonder aufgefordert wird, auf seinen Entscheid zurückzukommen. Auch sind offene Briefe an den Diözesanbischof nach Chur geschickt worden. In einer Online-Umfrage des «Sonntags-Blicks», der dieses Thema gestern aufgegriffen und kommentiert hat, waren bis Sonntagabend nur 22 Prozent der Antwortenden der Meinung, dass Bischof Huonder mit seinem Verbot recht habe, 78 Prozent waren anderer Meinung. In der Schweiz finden jedes Jahr Dutzende von Narrenmessen und Fasnachts-Gottesdiensten statt. Christoph Casetti erklärt dazu, das diese Narrenmessen viele Gläubige stören. Darum sollen offenbar auf Initiative von Bischof Huonder die katholischen Fasnachtsgottesdienste in der ganzen Schweiz thematisiert werden. Sie sollen zum «allgemeinen Thema in den verschiedenen Gremien» gemacht werden. Es könne nicht alles, was zur Fasnacht gehöre, in der Kirche Platz haben, sagte Bischofssprecher Christoph Casetti.

Abt hat nichts dagegen

Zur ganzen Thematik hat sich gestern auch der Einsiedler Abt Martin Werlen geäussert. In seinem Twitter, den er täglich nachführt, hält er wörtlich fest: «Ich würde – wenn ich Pfarrer wäre – wohl auch Fasnachtsgottesdienst mit Guuggenmusik in der Kirche halten, aber nicht Eucharistiefeier». Abt Martin Werlen ist ebenfalls Mitglied der Schweizer Bischofskonferenz SBK.

Erklärung von Pfarrer Müller

«Es werden mir Berichte und Bilder zugestellt von Fasnachtsgottesdiensten in der Ostschweiz. Dort werden die Leute aufgefordert, im Narrengewand in die Kirche zu kommen, wo die Guuggenmusig vor dem Altar aufgestellt ist. Oder von Köln, wo Kardinal Meisner mit der Narrenkappe statt der Mitra jedes Jahr im Dom eine Karnevalsmesse feiert. Doch Bischof Vitus Huonder verbietet in Schwyz, dass Menschen im Fasnachtsgewand in die Kirche kommen und am Schluss die Guuggenmusig aufspielt. Das sei eine Profanierung des Gottesdi

Autor

Bote der Urschweiz

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  • Brauchtum / Feste

Publiziert am

08.02.2010

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