Grosses Finale: Mit dem Narrentanz endete die Premiere des Japanesenspiels 2013. Bild Geri Holdener
Grosses Finale: Mit dem Narrentanz endete die Premiere des Japanesenspiels 2013. Bild Geri Holdener
Immer mit Kopfhörern: Die Jugendlichen. Bilder Geri Holdener, Silvia Camenzind
Immer mit Kopfhörern: Die Jugendlichen. Bilder Geri Holdener, Silvia Camenzind
Zankapfel Kirche: Die Frommen gegen die Fortschrittlichen.
Zankapfel Kirche: Die Frommen gegen die Fortschrittlichen.

Brauchtum / Feste

Richter fliegt hoch durch die Luft

Die Japanesen standen gestern an der Premiere von «Nii aber au» im Regen. Davon liessen sich die 200 Mitwirkenden weder Spiellust noch Fasnachtslaune verderben. Die Tribüne war voll besetzt, das Publikum applaudierte begeistert.

Ja, die Bühne bleibt so, da wird nichts verkleidet, eine Baustelle halt, wie es so viele gibt zurzeit im Talkessel Schwyz. Ist ja auch gerade sehr angesagt, das Provisorische in der Theaterszene. Auch im Welttheater werden im Sommer Kräne aufgestellt. Zwei Bagger sollen auf dem Klosterplatz den Zeugungsakt imitieren. So provokativ wirds bei den Japanesen nicht, spektakulär wurde es gestern auf dem Hauptplatz dennoch.

Hervorragende Musik

So spielen die Japanesen in diesem Bühnenbild von Matthias Ulrich, das einem überdimensionierten «Leiterlispiel» gleicht. Zehn Meter hoch ist die Baustelle. Unten, wie in einer Schublade, ist die Musik «versorgt», nur Dirigent Alex Maissen steht im Regen. Ihn müssen die Spielerinnen und Spieler sehen können, denn oft ist die Musik – hervorragend komponiert von David Bürgler – dem Text unterlegt oder kommt zusammen mit dem Sprechgesang des Chors, bei dem vier Stimmen zu einer werden. Eine happige Anforderung für die Laien. Meist geht es auf, und wenn einmal nicht, dann verzeiht es das Publikum bei diesem aufwendigen Freiluftspektakel im Regenwetter.

Lift statt Treppe für den Tenno

Der Auftakt zum Stück «Nii aber au» des Autors Viktor Weibel hat etwas «Stomp-artiges». DieTrommler schlagen den Takt, die Putzer mit ihren Besen stürmen die Bühne, die Frauen vom Chor skandieren «Büüni butze, Büüni butze». Natürlich folgt dann kein wilder Besentanz wie bei den Profis. Getanzt wird beim Japanesenspiel stets am Schluss beim Narrentanz, zuvor läuft es wie immer schief, wenn der Kaiser des japanesischen Reiches mit Gefolge nach Schwyz kommt. Diesmal ist der Tenno (Patrik Bamert) bei Negus Negesti (Stephan Gramlich) in Seewen zu Gast, bevor er in dessen Staatskarosse auf dem Hauptplatz einfährt. Dies mit einem Jahr Verspätung. In seiner Willkommensrede nimmt der Tenno denn auch auf die Erdbebenkatastrophe Bezug, nun sei er bereit und freue sich, was dasVolk vonYeddo-Schwyz ihm biete. Er spricht vom höchsten Punkt der Bühne, denn er und seine Gattin sitzen in einem Container. In einer schwindelerregenden Aktion wurde das Paar von einem Pneukran nach oben gehievt – Lift statt Treppe für den Tenno. Dafür gab es spontanen Szenenapplaus vom Publikum.

Schlüpfriger Richter

Zum Auftakt des Spiels vermisst der Kaiser die zwei Hauptfiguren des Japanesenspiels, den Jöretönel und den Schuelherrn. Ganz am Schluss des Stückes wird er sie wieder erkennen: Um Jahre verjüngt und völlig entspannt kommentierten Lehrer Tscharli F. (Raban Weibel) und Bauer Schorsch A. (Silvio Vanoli) vom oberen Rand der Bühne aus das Geschehen. Darunter hat die Zauberin, Gerichtsdienerin und Närrin (Marie-Louise Beffa) alle Hände voll zu tun. Es geht um Geld und Gier, um Profit, um die Spannungen in der Kirche, um den Umgang mit dem Internet und um den Schwyzer Justizstreit, bei dem der schlüpfrige Richter Bärluus Koni (Stephan Annen) schliesslich im hohen Bogen von der Bühne fliegt.

Treffsichere Kostüme

Die Bühne mit ihren Treppen und Ebenen ist ideal für das Spiel ums Hin und Her und Auf und Ab. Regisseur Urs Kündig hat dafür gesorgt, dass es nie langweilig wird. Man hat immer etwas zum Schauen, auch am Rande der Haupthandlung, verliert aber manchmal in der Fülle der Personen den Überblick, wer nun wo spricht. Das ist aber nicht weiter tragisch, denn langweilig wird es in dem einstündigen Stück nicht. Man kann sich auch einmal in Details der Kostüme verlieren, die Ruth Mächler so treffsicher für all die Figuren geschaffen hat: die Konsumenten in ihren Aldi-Mänteln, die Zwerge in ihrem eigenen Gärtli, die Frommen mit ihrem Heiligenschein. Das sind starke Bilder. Nur leider verlieren die Kostüme in der unruhigen Baustellenkulisse ihre Wirkung.

Sprüche über Personen

Autor Viktor Weibel, der das Japanesenspiel zum zweiten Mal verfasst hat, ist kein Schenkelklopfautor. Er reimt im schönsten Schwyzer Dialekt, doch bleiben viele der Sprüche abstrakt, nichts zum Loslachen. Gerade an der Fasnacht mag es das Publikum jedoch frech und deftig

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Brauchtum / Feste

Publiziert am

02.02.2013

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www.schwyzkultur.ch/PwCSta