«Stay Soft» ist Lisa Christs Schlachtruf als Rebellion gegen eine Welt voller Härte. Bild: Nadja Tratschin
«Stay Soft» ist Lisa Christs Schlachtruf als Rebellion gegen eine Welt voller Härte. Bild: Nadja Tratschin

Bühne

Zwischen High Heels und Heilandsandalen

In einer Parodie über Erbsünde, Erwachsenwerden und Feminismus begeisterte Lisa Christ im Chupferturm.

Slampoetin Lisa Christ verzauberte im Chupferturm ganz unverschämt mit viel Witz und einem Hauch Poesie 45 Gäste. Privat trägt sie bevorzugt Sneakers und ihr geliebtes Prada-Plateau-Paar. «Nur beim Fahrradfahren kommen sie mir etwas in die Quere. Ich bin schon ohne sie recht gross, mit ihnen schlagen meine Knie dann an den Fahrradlenker », verriet sie schmunzelnd. Die Bühne betrat sie als Kunsthistorikerin. Mit einem meterlangen Stöckchen trippelte sie vors Bild von Adam und Eva im Garten Edens. In perfekt gesprochenem Schriftdeutsch referierte sie über auf Evas lastender Erbsünde und entsetzte sich dermassen darüber, dass der Mann, damals schon, immer und überall zuerst kommt, dass die Frau zu allem Sorge tragen muss und schuld ist. In ihren High Heels knickte sie immer wieder ein, stolperte über ihre eigenen Füsse und seufzte schliesslich: «Ich brauche wirklich neue Schuhe.» Barfuss schlenderte sie zum Sofa rüber und erholte sich, tief ein- und ausatmend wie fortfolgend immer, wenn sie sich in Rage redete, mit dem Song «Only Time» von Enya. Peinlich berührt, schlüpfte sie dann in ein Paar Heilandsandalen.

Unverständnis über freiwilliges Spazieren


Als Kind hätte sie nicht verstanden, warum das Erwachsenwerden so erstrebenswert sei. Schliesslich sei es für sie unverständlich gewesen, warum freiwilliges Spaziergehen dem sonntaglangen Fernsehen vorzuziehen sei. In der Rolle als erwachsene Frau nervte sie sich darüber, dass es das Gleichstellungsgesetz zwar seit über 20 Jahren gibt, der Lohnunterschied jedoch immer noch 20 Prozent beträgt. «Das», meinte sie, «bedeutet, dass eine Frau jedes Jahr im Schnitt bis Mitte März komplett gratis arbeitet.»

Bote der Urschweiz / Nadja Tratschin

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

15.11.2021

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www.schwyzkultur.ch/uewsDZ