Seit 20 Jahren ein grosser Erfolg: «Ohne Rolf» mit ihren Plakaten und neu auch unverhofft mit Mitwirkenden aus dem Publikum. Bild: Josias Clavadetscher
Seit 20 Jahren ein grosser Erfolg: «Ohne Rolf» mit ihren Plakaten und neu auch unverhofft mit Mitwirkenden aus dem Publikum. Bild: Josias Clavadetscher

Bühne

Drei Bühnen, drei Auftritte und Hunderte Lacher

Auch die vierte Auflage der Kabarett-Tour punktete im Talkessel mit sehr guter Mischung.

Drei Dinge machen die Kabarett-Tour speziell: zuerst die wechselnden Bühnen – von der weinseligen Kellerei in den «Kabelrollen-Dom» des EW Schwyz und weiter in die nach Harz duftende Holzhalle von Dettling Holzbau, von Seewen nach Ibach und nach Brunnen; zweitens ist es die Stilmischung im Programm – stummes Plakat-Kabarett, Stand-up-Comedy und freche Schnauze zu wirbliger Musik; und drittens die Qualität. Dieses triologische Konzept hat auch an der vierten Kabarett-Tour wieder voll durchgeschlagen. Als talentierter Newcomer verunsicherte ein zuerst harmlos wirkender Cenk (Cenk Korkmaz) anfänglich das Publikum. Dann aber kommt man dahinter, wie dieser Winterthurer es faustdick hinter den Comedian-Ohren hat. Seine Pointen sind doppelbödig wie nur etwas, seine Ideen schräg wie fast alles. Etwa wenn er hinter die Kulissen von Grimms-Märchen schaut und Makabres entdeckt oder wenn er seine unerklärlich-bizarren Erlebnisse einer südländischen Hochzeitsfeier schildert.

 

Plakate mit viel Dramaturgie

Völlig anders «Ohne Rolf». Die Erfinder der stummen Comedy haben es nach wie vor voll drauf. Irgendwann, meint man, gehen diesem Duo doch die Ideen mit ihren Plakaten aus. Denkste! Es war erneut ein Feuerwerk mit viel Verblüffung und Überraschung. Dazu kommt, dass sie sich dramaturgisch stark entwickelt haben und mit dem Publikum witzige Interaktion betreiben. Da sah sich dann plötzlich ein Zuschauer ebenfalls auf der Bühne und plakatierte drauflos, was der Witz ertragen konnte. Das Rätsel blieb: Wie haben «Ohne Rolf» diesen Gast gesteuert, damit er im richtigen Moment das richtige Plakat zieht? Zudem nahmen sich Jonas Anderhub und Christof Wolfisberg, beides Luzerner, auch selber auf die Schippe – als von Blättern zungendeformierte Greise auf Rollator-Tournee.

 

Berliner Schnauze mit viel Charme

Ein Stück Weltstadt-Kabarett brachte Judith Bach als «Claire alleene» in den Abend. Dass sie eine hervorragende und bühnenstarke Pianistin ist, das ist nur das eine. Dass sie eine kesse Berliner Schnauze führt, das ist das andere. Dass sie aber eine überaus witzige, schlagfertige, charmante «Kabaretteuse» ist, setzt allem die Krone auf. Eine Komödiantin erster Klasse. Sie sei zu nichts zu gebrauchen, aber zu allem fähig, gab sie ihr Credo sofort bekannt. Ihre Texte sind süffig, ihre Gags Volltreffer, ihr Konzept im Ablauf für alle nachvollziehbar. Gerade wenn sie von Oma Fritz erzählt, wenn sie eine zerkratzte Schlager-LP nachsingt oder wenn sie mit glänzenden Augen und dem typisch-kichernden Lachen improvisiert. Ganz gross. 

 

Der Abend war grandios. So grandios, dass man sich den 24. Mai 2024 notieren sollte, wo die nächste Kabarett-Tour im Talkessel stattfindet.

 

Bote der Urschweiz / Josias Clavedetscher

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

04.09.2023

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