Bühne
Irrwitzige Szenen auf drei Bühnen
Die 5. Kabarett-Tour im Schwyzer Talkessel war erneut ausgebucht.
Das Konzept hat sich bewährt. An einem Abend drei Kabarettbesuche nacheinander: drei verschiedene Protagonisten an drei Spielorten mit drei unterschiedlichen Darbietungen. Wie schon an den bisherigen vier Durchführungen waren wieder die grosse Netzhalle des EWS in Ibach und der Eventraum der Weinhandlung Schuler in Seewen mit dabei – sowie neu das Theater Schwyz in Seewen. Erneut hat es Veranstalter Reto Zeller verstanden, die Spannung hochzuhalten, indem an jedem Spielort ein völlig anderes Programm geboten wurde. Zeller, selber auch auf der Kleinbühne aktiv, ist übrigens daran, diese Kabarett- Tour ebenfalls in anderen Landesteilen zu etablieren. Eine Schwyzer «Erfindung», die durchaus ins Schwarze treffen könnte.
Blitzschnell-witzige Improvisation
Im Theater Schwyz waren die «Zugvögel » zu erleben. Eine immer wieder anders zusammengesetzte Improvisationstruppe, hier mit Sven Stickling und Christian Sauter, lokal ergänzt mit der talentierten Petra Zurfluh. Dieses Trio interagierte mit dem Publikum absolut perfekt. So kam ein Feuerwerk an irrwitzigen Szenen auf der Bühne zustande, vielfach durch Stichworte aus dem Publikum initiiert oder korrigiert. Selbst das bei Improvisationen beliebte Spiel mit der Darstellung verschiedener Filmgenres zu einem Stichwort kam sehr spritzig heraus, mit atemlos schnellen Wechseln vom Krimi zu Bollywood, vom Heimatfilm zur Oper, vom Horror- zum Liebesfilm. Auf der Bühne in der Seebner Weinwelt ging es um Gemälde, welche Ursus Wehrli – bekannt vom Duo Ursus und Nadeschkin – richtiggehend zwanghaft aufgeräumt hat. Elegant gekleidet, agierte Ursus sozusagen als Bünzli- Klugscheisser, der die klassischen Bilder seziert und im Ordnungswahnsinn neu gestaltet hat. Miro, Klee, Kandinsky, Breugel und viele mehr – keiner wurde verschont. Sogar das Spielzeug im Sandhaufen seines Sohnes, der hauseigene Christbaum oder der U-Bahn-Plan von Wien kamen unters Seziermesser. Ungewollt lustig war Ursus, als er erklärte, er habe nun schon seit drei Wochen in einem Hotel in Schwyz residiert.
Den Bratwurst-Niedergar-Adapter erfunden
Ganz anders wiederum Stefan Heuss, seit seinen Giacobbo-Auftritten ein landesweit bekannter skurriler Erfinder. In der Netzhalle des EWS präsentierte er seine irrwitzigen Entwicklungen, alles Prototypen, die gemäss Heuss aber nächstens in die Produktion gehen: So ein vollautomatisierter, getunter Kinderwagen- Rüttler, verstellbare «Heuss- Heels» für die gesundheits- und partybewusste Dame oder gar den Robi-Frost-Versäuberungshalter, gedacht für den Hundehalter. Heuss führte den wiederentdeckten Press-Kanister vor, ein dudelsackähnliches Instrument, oder den Bratwurst- Niedergar-Adapter für das weitgehend gefahrlose (!) Bräteln am Feuer. Ganz der Nachhaltigkeit verpflichtet war sein Sparkragen-System, das die Schöpfkapazität für Teller im Selbstbedienungsrestaurant etwa verfünffachen kann. Nicht nur die Geräte begeisterten, sondern auch Heuss’ technikaffine Definitionen. Seine Geräte sind präventiv-medizinisch, stylisch und ergonomisch. Zusammengefasst: Eine höchst amüsante, abwechslungsreiche Tour durch die Kabarettwelt, der im nächsten Jahr die sechste Auflage folgen soll.
Bote der Urschweiz / Josias Clavadetscher
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Bote der Urschweiz
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