Nadezhda Korshakova, Violine (von links), Madeleine Nussbaumer, Klavier, Luzius Gartmann, Violoncello, und Fides Auf der Maur, Klarinette, spielten in der Pfarrkirche Seewen. Bild Christoph Jud
Nadezhda Korshakova, Violine (von links), Madeleine Nussbaumer, Klavier, Luzius Gartmann, Violoncello, und Fides Auf der Maur, Klarinette, spielten in der Pfarrkirche Seewen. Bild Christoph Jud

Musik

Bewundernswertes Können erfreute

Das Schwyzer Neujahrskonzert in der Pfarrkirche Seewen begeisterte auch in diesem Jahr das zahlreich erschienene Publikum.

Heidy Weber konnte in ihren besinnlich abgestimmten einführenden Worten darauf hinweisen, dass dieser Anlass bereits zum 17. Mal durchgeführt wird. Ihr und der bekannten Klarinettistin Fides Auf der Maur ist es zu verdanken, dass dieser Anlass nicht nur zur Tradition geworden ist, sondern jedes Mal auch durch seine interessanten Programme und durch unterschiedliche instrumentale Formationen auffällt. Das diesjährige Programm orientierte sich ausschliesslich an Kompositionen des an Glanzstücken überreichen kompositorischen Schaffens des 19. Jahrhunderts. Bei einzelnen Werken empfand man offensichtlich keine Scheu, die streng gezogenen Grenzen der viel beschworenen historisch-kritischen Aufführungspraxis in Form von mutigen, künstlerisch verantworteten Bearbeitungen zu sprengen, um auch auf diesem Weg den vorgegebenen, sehr hoch gesteckten künstlerischen Ausdrucksformen der vier Ausführenden entgegenzukommen.

Kühne Transposition

Diese nicht leicht zu realisierenden Ansprüche wurden bereits mit der ersten Komposition erfüllt. Auf dem Programm stand tatsächlich – man wollte den Augen nicht trauen – eine der bekanntesten Ouvertüren Rossinis, jene zur Oper «Der Barbier von Sevilla», dies in einer kühnen Transposition für vier (!) Instrumente. Wer den gewohnten Klang eines vollen Orchesters im Ohr hatte, wurde nun allerdings positiv überrascht. Denn das ungewohnte Klangerlebnis wurde unter den Händen der vier Ausführenden zu einer nicht erwarteten Hörerfahrung, weil das Gewohnte in neuen, unerwarteten Überraschungen in Form, Klang und Instrumentation geradezu spielerisch zu überzeugen vermochte. Voraussetzung dafür war ein in sich stimmiger Klangkörper der vier hochstehenden Künstlerpersönlichkeiten mit Fides Auf der Maur (Klarinette), Nadezhda Korshakova (Violine), Luzius Gartmann (Violoncello) und Madeleine Nussbaumer (Klavier).

Klug ausgewogene Reihenfolge

Nach dieser raffinierten Interpretation von Rossinis Ouvertüre war es offensichtlich, dass jedes der gespielten Instrumente auch solistisch eingesetzt werden konnte. Der besondere Reiz des weiterführenden Programms bestand gerade darin, dass nicht nur das Quartett als Ganzes, sondern jedes einzelne Instrument in klug ausgewogener Reihenfolge zu seinem solistischen Einsatz kam. Die unverzichtbar wichtigste Rolle, die gleichzeitig während des ganzen Konzerts in verschiedensten Stilen präsent sein musste, gehörte eindeutig dem Klavier, das nicht nur die verschiedenen Solonummern zu begleiten hatte, sondern in den meisten Kompositionen als ebenbürtiger Partner mit den anderen Instrumenten auftrat. In dieser Funktion erwies sich Madeleine Nussbaumer nicht nur als zuverlässige Begleiterin, sondern auch als selbstständige, Tempi wie Phrasierungen wesentlich mitbestimmende Interpretin. Nur so war es möglich, dass alle Ausführenden nicht nur ihre dankbaren, sondern auch technisch wie interpretatorisch herausfordernden solistischen Auftritte glänzend zu bestehen vermochten.

Solistische Paradestücke

So gelang es der Klarinettistin Fides Auf der Maur, die geradezu akrobatisch schwierigen Passagen in Carl Maria von Webers Variationen in einer aufblühenden Leichtigkeit zu spielen, sodass sie die extremen technischen Schwierigkeiten geradezu vergessen liess und ihr bewundernswertes Können ganz in den Dienst der Interpretation stellen konnte. Gleiches ist von der Interpretation von Sarasates «Zigeunerweisen » mit der Violinistin Nadezhda Korshakova und Offenbachs «Les larmes de Jacqueline» mit dem Cellisten Luzius Gartmann zu sagen. Diese solistischen Paradestücke waren klug eingeordnet zwischen Kompositionen von Schubert, Beethoven, Elgar, Glinka und fanden ihren hinreissend bejubelten Abschluss mit dem 5. Ungarischen Tanz von Johannes Brahms. Das begeistert mitgehende Publikum erklatschte sich in Seewen als Zugabe einen höchst originellen Tango und wurde nicht nur reich beschenkt, sondern auch gut gelaunt ins neue Jahr entlassen.

Bote der Urschweiz (Joseph Bättig)

Autor

Bote der Urschweiz

Kontakt

Kategorie

  • Musik

Publiziert am

04.01.2016

Webcode

www.schwyzkultur.ch/kLuxD6