Fides Auf der Maur, Klarinette, und dem Kammerorchester unter der Leitung von Dirigent Christof Escher gelang ein wunderbares Neujahrskonzert. Bild: Christoph Jud
Fides Auf der Maur, Klarinette, und dem Kammerorchester unter der Leitung von Dirigent Christof Escher gelang ein wunderbares Neujahrskonzert. Bild: Christoph Jud

Musik

Musikalische Feierstunde ohne Pathos und Patina

Seit 20 Jahren startet ein grosses und treues Publikum mit den Schwyzer Neujahrskonzerten musikalisch variantenreich in das neue Jahr. Auch an diesem Neujahrstag war die Pfarrkirche Seewen bis auf den letzten Platz besetzt.

Die «musikalische Feierstunde», wie Co-Organisatorin Heidy Weber das diesjährige Jubiläumskonzert charakterisierte, geriet dank der Qualität des ad hoc gebildeten Kammerorchesters und der klugen Programmwahl aufs Angenehmste erfrischend. Diese trug die Handschrift des Dirigenten Christof Escher und der Schwyzer Klarinettistin Fides Auf der Maur, welche während zwanzig Jahren gemeinsam mit Heidy Weber die Konzerte ermöglichte. Sie beide, die selber den grössten Dank für ihr erfolgreiches Wirken verdienten, dankten allen, welche die Realisation ihrer Idee ermöglichten.


Von Bernstein bis zu Dave Brubeck


Mit dem «Ungarischen Tanz Nr. 5» von Johannes Brahms wurde das Konzert fulminant, aber kontrolliert eröffnet. Da war keine Spur von jenen effekthascherischen und letztlich billigen Tempoeskapaden vorhanden, welche gerade dieses Stück allzu oft zu erdulden hat. In Carl Maria von Webers «Concertino» für Klarinette und Orchester in Es-Dur gehörte das Podium der Solistin Fides Auf der Maur. Sie war dem technisch anspruchsvollen Bravourstück eine kompetente Interpretin. Aber auch das Orchester, hier insbesondere die Streicher, verdienen für ihre subtile Begleitung ein grosses Lob. Fides Auf der Maur bedankte sich beim begeisterten Publikum mit einer unkonventionellen Zugabe, fast einer klingenden Autobiografie. Da folgten einander – gleichsam «attacca» – Ausschnitte aus dem zweiten Satz von Mozarts Klarinettenkonzert, einem Ländler, Musik aus Bernsteins «West Side Story», dem alten Schweizer «Guggisberglied», Klezmerklängen und «Take Five» von Dave Brubeck. Mit Frank Sinatras Bekenntnislied «My Way» machte auch Fides Auf der Maur klar: «So ticke ich halt, ich fühle mich in verschiedensten Musikstilen wohl.»


Nachfolge für Neujahrskonzert gesucht


Mit Sätzen aus Peter I. Tschaikowskys «Nussknacker»-Suite und Dmitri Schostakowitschs Musik aus seinen Suiten für Jazzorchester bildeten sehr bekannte russische Werke eine Art Mittelteil des Konzerts. Dem Dirigenten Christof Escher, der alle Stücke des Konzerts für Kammerorchester arrangierte, und seinen Musikern gelang es auf grossartige Weise, den Charakter dieser Klassikhits zu bewahren – etwas, was nirgends wichtiger ist als bei Bearbeitungen bekannter und populärer Werke. Das offizielle Konzertprogramm wurde mit einer ganz speziellen «Carmen»-Fantasie beschlossen. Das Publikum machte durch seine Standing Ovations klar, dass es sich nicht ohne Zugabe zufrieden geben würde. Mit Aram Chatschaturians «Säbeltanz» wurde es denn auch erhört. Das 20. Schwyzer Neujahrskonzert wird hoffentlich nicht das Ende, sondern höchstens eine Zäsur in der Geschichte der Konzertreihe bilden. Die Co-Organisatorinnen Heidy Weber und Fides Auf der Maur möchten ihr Werk in andere Hände legen. Es ist zu hoffen, dass ihnen dies im Interesse der Schwyzer Kulturlandschaft im Allgemeinen und der grossen und begeisterten Zuhörerschaft im Speziellen gelingen wird.


Bote der Urschweiz / Erwin Nigg

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

03.01.2019

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