Musik
Neujahrskonzert war ein Vergnügen
Seit ihrem Bestehen fallen die Schwyzer Neujahrskonzerte durch ihre originellen, zuweilen sogar kühn gestalteten Programme auf.
Statt Bestätigung des längst Bekannten und Vertrauten – was durchaus auch seine Berechtigung hat – Freude am Wagnis, das dennoch nichts dem Zufall überlässt. Das ist mit Sicherheit ein wesentlicher Grund, weshalb auch die 13. Auflage dieser beliebten Konzertreihe die Pfarrkirche Seewen mit derart vielen begeisterten Zuhörern zu füllen vermochte.
Bizet und Ravel
Was am diesjährigen Neujahrskonzert geboten wurde, dürfte in seiner souverän programmierten Durchmischung von populär Eingängigem bis zu raffiniertester Klangdifferenzierung kaum überboten werden. Musikalischer Ausgangspunkt aller Darbietungen waren nämlich spanische und südamerikanische Kompositionen oder deren Einfluss auf zwei der berühmtesten französischen Komponisten: Bizet und Ravel.
Impulse der Klarinettistin
Heidy Weber-Wiget gab als engagierte und verantwortungsbewusste Organisatorin gleich bei ihrer heiter-besinnlichen Begrüssung den Hinweis, dass die künstlerischen Impulse auch in diesem Jahr entscheidend von der Klarinettistin Fides Auf der Maur und dem von ihr ausgewählten Ensemble ausgingen. Die sich aus der Zusamenarbeit ergebenden Resultate waren vielleicht die grösste Überraschung des hervorragend gestalteten Konzerts, denn die Partituren konnten für jedes der elf ausgewählten Werke nicht einfach übernommen, sondern mussten neu instrumentiert und den Ausdrucksmöglichkeiten der ausgewählten Instrumente angepasst werden.
Erstaunlich homogen
So kam man in den Genuss eines zwar bis zur Bekleidung (in Rot und Schwarz) ausgefallenen, aber erstaunlich homogen spielenden Quintetts, inspiriert und dennoch diskret angeführt von Fides Auf der Maur (Klarinette), Violeta Ramos (Harfen), Richard Schneider (Gitarre und der Handorgel nachgebildetes Bandoneon), Reinhard Ormanns (Kontrabass) und Jean-Pierre Maillard (Perkussion).
Hochgradiger Balanceakt
Der Zusammenstellung dieser Instrumentengruppe ist es zu verdanken, dass, je nach Charakter der Komposition, die Stimmen nicht nur in Gruppen, sondern auch solistisch an alle fünf Instrumentalistinnen und Instrumentalisten verteilt werden konnten. Es liegt in der Natur des musikalisch vorgegebenen Materials, dass dies bei den spanischen und südamerikanischen Romanzen, Tangos und Polkas leichter war als bei Georges Bizet oder bei Maurice Ravel. Gerade Ravel wurde wegen der Neuinstrumentierung der «Habanera» und der darauf folgenden «Pavane» zu einem hochgradigen Balanceakt differenzierter und subtiler Interpretationskunst von betörender Klangmagie, die den aufgefächerten Orchesterklang des Originals tatsächlich vergessen liess. Gleiches ist von den exzentrischen Carmen-Adaptionen Bizets und den hinreissend gespielten Ausschnitten der Arlesienne-Suite zu sagen.
Ein Vergnügen
Die kluge – man muss fast sagen – raffinierte Reihenfolge ermöglichte es sämtlichen Mitwirkenden, auch solistisch aufzutreten. Es war ein Vergnügen, Fides Auf der Maur in ihrer sprühend ansteckenden Spielfreude, Violeta Ramos in ihrem auch technisch überzeugenden Harfenspiel, Richard Schneider als gefühlvollen Gitarristen und Spieler des Bandoneons, Reinhard Ormanns als sensiblen Könner am Kontrabass und Jean-Pierre Maillard als rhythmisch ebenso verspielten wie zuverlässiger Perkussionisten zu erleben. Mit einer Zugabe bedankte sich das Quintett für den lang anhaltenden Applaus des begeisterten Publikums.
Bote der Urschweiz
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Bote der Urschweiz
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