Musik
Originelles und mutiges Frühjahrskonzert
Die Konzertprogramme des Orchesters Schwyz-Brunnen fallen immer wieder durch ihre interessanten Programme auf, und es gibt kaum eine Aufführung, in der es nicht etwas Spezielles zu entdecken gibt.
Hinter der Freude, weniger Bekanntes und damit auch erfrischend Neues mit seinem Orchester zu erarbeiten und es immer wieder auf erstaunlich hohem Niveau ans interessierte Publikum zu verschenken, steht der Dirigent Stefan Albrecht. Die Art und Weise aber, wie das diesjährige Frühjahrskonzert eröffnet wurde, gehört tatsächlich zum Unkonventionellsten, was sich für diese Situation ausdenken lässt.
Ein musikalischer Scherz …
Man stelle sich vor: Der Dirigent betritt das Podium, aber kein einziges Mitglied des gut fünfzigköpfigen Orchesters sitzt hinter seinem Notenpult. Ein kafkanischer Alptraum! – wenns nicht ein musikalischer Scherz wäre, gleichsam die Umkehrung der von Haydn aus traurigem Anlass geschriebenen, berühmten «Abschieds-Sinfonie». Das Programm wurde mit dem genauen Gegenstück, der sogenannten «Ankunfts-Sinfonie» von Johann Matthias Sperger, einem Zeitgenossen Haydns und Mozarts, eröffnet. Stefan Albrecht brauchte nicht lange auf dem Podest zu stehen, da setzten sich zwei Violinistinnen hinter ihre Pulte und begannen als Duo mit einem Andante, dann folgte ein Cellist, dann die Oboen, Hörner und ein Kontrabass. Der Satz öffnete gegen Ende die Klammer zu einer weit gespannten Generalpause, und erst jetzt nahmen sämtliche Spielerinnen und Spieler ihre Plätze ein – spontan begrüsst und begleitetet vom Applaus des zahlreich erschienenen Publikums – und spielten in aufstrahlendem Orchesterglanz und einem Feuerwerk transparenter Brillanz das unbeschwert hinreissende «Allegro molto» dieser in unbeschwertem Charme und Witz funkelnden Komposition.
Musikalische Miniaturen
Mit Ferenc Farkas «Piccola musica di concerto» für Streicher aus dem Jahre 1961 wagte man gleich den Sprung in die gemässigte Moderne. Die vier Sätze sind inspiriert von einfachen Melodien aus dem reichen Schatz ungarischer Volkslieder. Sie sind eingängig, werden aber rasch ins raffiniert Virtuose gesteigert und nähern sich in ihrer vertrackt akzentuierten Rhythmik Bela Bartok. Eine echte Herausforderung ans Streichorchester, das der subtil nachgezeichneten Seelenlandschaft im «Andante» ebenso gerecht wurde wie im tänzerisch bewegten «Scherzo» mit seinen im Stakkato hingezauberten Piccicati. Die «Postkartengrüsse» von Jenö Takacs ergänzten in ihrer Balance zwischen Ernst und Witz wie mit ihrer ironischen Doppelbödigkeit den zum Teil höchst amüsanten Mittelteil des Konzerts.
Mozart – die grosse Herausforderung
Zum Abschluss stand Mozarts «Haffner- Sinfonie» auf dem Programm. Wer auch nur einigermassen Bescheid weiss, welche Anforderungen dieses Werk selbst an Spitzenorchester stellt, fürchtete mit grosser Wahrscheinlichkeit, dass mit der Wahl dieses Werks das Orchester rasch an die Grenzen seiner Möglichkeiten aufschliessen werde. Das hohe künstlerische Niveau, das Stefan Albrecht mit seiner nie forcierenden Schlagtechnik, seinem Wissen um die Vielschichtigkeit dieser Partitur zeigte, ermöglichte es, dass das Orchester offensichtlich nicht mit kecker, aber spürbar mutiger Zuversicht die Herausforderungen annahm und sich ein Resultat erspielte, das schlicht bewundernswert ist. Was die Interpretation als solche betraf, so muss man dem Dirigenten attestieren, dass er Mozarts dramatische Seite deutlich akzentuierte, das heisst die unheimlich schnellen Wechsel und Ergänzungen zwischen den Streichern und Bläsern als musikalische Dialoge verstand. Es war zu schön, um jetzt noch speziell oder gar mit Nachdruck auf noch nicht ganz bewältigte rhythmische und intonatorische Restposten hinzuweisen. Der Kenner und Könner Stefan Albrecht wusste aber genau, dass man das Tempo des «Menuetto» ja nicht zu schnell nehmen durfte, um den spieltechnischen Abenteuerlichkeiten des fulminant abschliessenden «Presto» gewachsen zu sein. Ein bewundernswert geglückter Abschluss eines interessanten Konzerts, das ein begeistert mitgehendes Publikum mit grossem Applaus verdankte.
Bote der Urschweiz
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