Brauchtum / Feste
Seit 75 Jahren regiert Negus Negesti
Schwyz hat seine Japanesen, Seewen seine Neguaner. Der Negus und seine Untertanen haben sich zu einem festen Bestandteil der regionalen Fasnachtsszene gemausert.
Es war ein Anfang im bescheidenen Rahmen: Im Januar 1936 versammelte sich der Seebner Einwohnerverein im «Bahnhöfli» zur Vorstandssitzung. Das wichtigste Traktandum: die Fasnacht, die kaum ein paar Tage zuvor, am Dreikönigstag, begonnen hatte. Eine Kommission, bestehend aus Gemeinderat Pius Steiner, Musikdirigent Hans Schnüriger und Posthalter Alois Amstutz, führte dann am Güdeldienstag erstmals einen humoristischen Umzug und ein Plöder in Seewen durch.
Es ging Schlag auf Schlag
Damals blieb wenig Zeit für die Vorbereitungen, denn schon am 23. Februar war die Fasnacht mit dem Güdeldienstag zu Ende. Alois Amstutz nahm das Heft umgehend in die Hand. Als ehemaliger Japanese kam er auf die Idee, wie in Schwyz so auch in Seewen internationale aktuelle Begebenheiten in die Fasnachtsveranstaltungen einzubauen und mit einem Plöder zwischen einem Dörfler und einem Bauern lokale, regionale und eidgenössische Aktualitäten zu «gewichten». In jener Zeit herrschte Krisenstimmung. In der Schweiz grosse Arbeitslosigkeit, Frankenabwertung und Lohnabbau. Internationale Aufregung über den Einmarsch Hitlers in die Rheinzone und über den Überfall Mussolinis auf Äthiopien. Äthiopien wurde zur Filiale Roms. Der Herrscher, Negus Negesti Haile Selassie I., musste ins Exil flüchten. Er trat in Genf vor den Völkerbund und bat um Hilfe gegen den Unterdrücker. Der Völkerbund versagte, Seewen hingegen schenkte dem kleinwüchsigen, mutigen Negus all seine Sympathie und liess ihn beim ersten fasnächtlichen Anlass zusammen mit dem Schweizer Bundespräsidenten «auftreten».
Am 10. März1936 gegründet
An einer gut besuchten Versammlung, am 10. März 1936 im «Rosengarten», wurde das gute Gelingen des Güdeldienstags gewürdigt und einstimmig die Gründung einer Fasnachtsgesellschaft beschlossen. Die Begeisterung für ein weiteres Einbeziehen des Negus in künftige Fasnachtsveranstaltungen hatte zur Folge, dass die Fasnachtsgesellschaft Negusgesellschaft Addis-a-Seeba, ähnlich der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba, getauft wurde.
Abendrott ein Hit
Vor 10 Jahren führte die Negusgesellschaft eine wegweisende Neuerung ein – die Abendrott. Auch andere Fasnachtsgesellschaften führen mittlerweile eine abendliche Rott durch die Gasthäuser durch. «Dies ehrt uns und macht uns gleichzeitig mächtig stolz und glücklich. Denn wer kann schon von sich aus unverblümt ausrufen: ‹Wer hat’s erfunden?›», schreibt Negus Negesti XXXV. in der Festzeitschrift, die anlässlich des Jubiläums verfasst wurde. Sie ist bereits im Verkauf.
Der Löwe als Staatssymbol
Der Thron des Negus ist traditionsgemäss mit einem Löwen geschmückt. Er wird auch in den Versammlungslokalen aufgerichtet und zierte in den früheren Jahren den speziellen Neguswagen. Heute glänzt der Löwe auf den Standarten der beiden Staatskarossen, die den Negus und sein Gefolge auf alleAusfahrten begleiten. Ein wichtiges Statussymbol stellt selbstverständlich auch die Hofmusik dar, die den Negus stets begleitet. Ein eigens für den Negus komponierter Marsch lässt die Herzen der fasnachtsbegeisterten Seebner in ähnlicher Weise hüpfen, wie das sonst nur noch beim Ertönen der Narrentanz-Rhythmen der Fall ist. Das sonst sehr volkstümliche Raskollegium hebt sich durch die massgeschneiderte Kleidung im Safarilook als Unterkleid, worüber weite Mäntel getragen werden, von den Neguanern ab. «Servus Negus – Lebus Negus» heisst der Gruss, den sowohl der Adel wie auch das Volk entbieten müssen, bevor er sein majestätisches Ohr dem Ansprecher zuneigt.
Neguanische Sprichwörter
■ Es ist besser, sich einer Löwin als einer Frau gegenüber zu wissen.
■ Nur eine lebensmüde Maus schnuppert an der Katze Nas.
■ Wer viel weiss, spricht nicht viel.
■ Verbringe nicht dort den Abend, wo du nicht auch übernachten kannst.
■ Wirf keine Orangen aus, wenn du eine teure Armbanduhr trägst.
■ Man soll die Feste feiern, ohne zu fallen.
■ Jetzt festen, später fasten.
■ Der Kaiser sagt: «Verständnis ist nicht nötig, uns genügt Verehrung.»
■ Freue dich nie, dass jema
Autor
Bote der Urschweiz
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- Brauchtum / Feste
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