Greift lustvoll in die Tasten: Hansjörg Koller spielt Ländlermusik am Klavier. Er tritt am eidgenössischen Volksmusikfest am kommenden Wochenende in Chur auf. Bild Franz Steinegger
Greift lustvoll in die Tasten: Hansjörg Koller spielt Ländlermusik am Klavier. Er tritt am eidgenössischen Volksmusikfest am kommenden Wochenende in Chur auf. Bild Franz Steinegger

Musik

Ex-Bankdirektor übt für Chur

Hansjörg Koller, ehemaliger Direktor der Kantonalbank, hat im Pensionsalter das Klavierspielen wieder entdeckt. Er tritt in Chur bereits zum dritten Mal an einem Eidgenössischen Volksmusikfest als Solospieler an.

Mit elf Jahren hat Hansjörg Koller, Spross der bekannten Wirtefamilie vom «Rössli» in Steinen, aus eigenem Antrieb begonnen, Klavier zu spielen. Doch mit der Zeit «hatte ich zu wenig Eifer, ich hörte während der Sekundarschule auf», erinnert er sich. «1953, als ich 14 Jahre alt war, sah ich im Kino einen Film mit einem eingängigen Schlagerstück. Da packte es mich wieder. Ich liess mir die Noten dieses Schlagers schicken und griff in die Tasten.» Zusammen mit seinem Bruder Albert, der in dieser Zeit das Schlagzeug traktierte, unterhielten sie die vielen holländischen Feriengäste im «Rössli».

«Ich will gut spielen können»

Dann kamen die Jahre mit einer eigenen Familie und die Jahrzehnte bei der Kantonalbank, die 1988 im Amt des Direktionspräsidenten gipfelten. «Ich hatte einfach keine Zeit mehr fürs Klavier, doch mit der Pensionierung 2003 kam bei mir der Wunsch auf, gut Klavier spielen zu können.» Er nahm Stunden und übt seither fast jedenTag am Instrument in seiner Stube. «Ich habe kein gutes Musikgehör und muss mir das Spielen erkrampfen», sagt Hansjörg Koller. Er würde gerne so gut sein wie Marion Suter aus Rothenthurm. «Wie die spielt, ist hohe Kunst, einfach sensationell», sagt er bewundernd. Dass andere besser sind als er, tut seiner Freude keinen Abbruch. «Es ist eine schöne Abwechslung im Alltag, einfach befriedigend. Ich mache es für mich, aus Freude an der Musik und am Klavier. Dazu brauche ich keine Vorbilder.» Er spielt in keiner Formation und sucht keine öffentlichen Auftritte.

Wie eine Amsel

Hansjörg Koller, der pensionierte Bankdirektor, spielt «querbeet, je nach Stimmung», wie er sagt: klassisch, Wiener, Evergreens, Schlager, schwerpunktmässig aber volkstümlich. «Ich liebe eigentlich alle Musik. Die Ländlermusik reizt mich besonders, weil sie aus unserer Gegend stammt und von Leuten von hier komponiert ist. Es ist schöne, zum Teil hochstehende Musik. Es gibt wunderbare Kompositionen.» Am Klavier fasziniert ihn, dass man das Instrument allein für sich spielen kann. Niemals würde er ins Keyboard eines Elektropianos greifen. «Der Unterschied zum echten Klavier ist wie eine Amsel, die man in der Natur oder auf einer CD hört», sagt er lachend und freut sich selber über den gelungenen Vergleich. Jetzt will er sich bewerten lassen am eidgenössischen Volksmusikfest, das am nächsten Wochenende in Chur stattfindet. Zwei Stücke hat er dafür ausgewählt und ist «schon ein bisschen nervös, man will es ja möglichst gut machen. In jedem Sütck hat es schwierige Stellen, die es zu bewältigen gilt.»

Volksmusik solo am Klavier

Hansjörg Koller spielt allein, also ohne Begleitung durch ein anderes Instrument, volksmusikalische Stücke am Klavier. Nicht jedes Ländlerstück eignet sich dafür. Viele sind zu schnell – beispielsweise die «Steiner Chilbi» von Jost Ribary. Die «Heirassa-Polka» hingegen kann ohne Umschweife sowohl auf dem Akkordeon wie auf dem Klavier wiedergegeben werden. Ein weiterer Grund ist die unterschiedliche Tonerzeugung: Bei einem Klavier müssen mehrere Tasten gedrückt werden, um den Begleitakkord zu spielen – beim Örgeli, Akkordeon oder bei Blasinstrumenten reicht ein einziger Knopfdruck. Bekannte Komponisten für volksmusikalische Klavierstücke sind Alois Schilliger, Albert Hagen, Guido Minicus und vor allem Hans Frey, der exklusiv klaviertaugliche Volksmusikstücke komponierte.

Bote der Urschweiz

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Bote der Urschweiz

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  • Musik

Publiziert am

07.09.2011

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