Verena (links) und Susan Steiger. Bild: Josias Clavadetscher
Verena (links) und Susan Steiger. Bild: Josias Clavadetscher

Dies & Das

Neuer Verein unterstützt Fasnachts-Kulturgut

Der regionale Freundeverein Maskerata setzt sich neu für den Erhalt der traditionellen Wachsmasken ein.

Vor einem Jahr wäre es fast passiert. Das bekannte Maskenatelier Steiger in Steinen stand nahe am Abgrund. Coro na legte überall den Fasnachtsbetrieb faktisch lahm, und davon war leicht verzögert auch das Atelier massivst betroffen. Es gingen so gut wie keine Bestellungen für die traditionellen Wachsmasken mehr ein. Der Absatz und der Umsatz brachen total ein. Anfänglich halfen kleinere Beträge aus Corona-Geldern. Dann wurden diese eingestellt, weil die Maskenherstellung nicht als Teil des Kultursektors eingestuft wurde. Eine spontan verlaufene Unterstützungsaktion half dem Atelier schliesslich über die Runden. Die regionalen Fasnachtsvereine, welche die traditionellen Masken für ihr Brauchtum benötigen, reagierten alle positiv. Auch Privatpersonen engagierten sich.

Breitere Unterstützung erforderlich


Diese kritische Situation hat gezeigt, dass das Atelier einen breiteren Rückhalt benötigt. Dazu ist kürzlich der Unterstützungsverein Maskerata ins Leben gerufen worden. Der neu gegründete «Freundeverein für textile Wachsmasken» setzt sich gemäss Statuten für die Bewahrung und Weiterentwicklung der textilen Wachsmasken ein. Auch will der Verein dieses exklusive Handwerk einer breiteren Öffent- lichkeit zugänglich machen. Denn viele in der Region wissen gar nicht, dass hier direkt vor der Haustüre europaweit das letzte Atelier besteht, das die sogenannten Wachsmasken, Bergamasker-Larven oder Pariser-Larven noch herstellt. Verena Steiger ist die letzte Drückerin von derartigen Masken in ganz Europa und gibt nun ihr Handwerk an ihre Tochter Susan Steiger weiter. Diese hat an der Zürcher Hochschule der Künste den Bachelor und Master in Fine Arts erlangt und ist damit prädestiniert für diese kreative Arbeit.

Mitglieder können sich anmelden


Der Vereinsvorstand besteht vorderhand aus drei Personen: Susan Steiger zeichnet als Präsidentin, Björn Jensen als Kassier und Verena Steiger als Aktuarin. Der Verein steht in der Startphase und wirbt nun um Mitglieder. Alle, die sich der Fasnacht und dem Maskenwesen verbunden fühlen, können beitreten. Die Anmeldeformulare liegen an den aktuellen Vereinsversammlungen auf. Derzeit gehen die Anmeldungen ein. Die nächste Generalversammlung wird dann bereits zahlreiche engagierte Mitglieder umfassen. Infrage kommen generell Brauchtumsfreunde, aber vor allem die Mitglieder der regionalen Fasnachtsvereine in Schwyz, Ibach, Seewen, Rickenbach, Brunnen, Steinen, Sattel, Rothenthurm und Gersau, aber auch in Basel, Urnäsch, Amsteg, Meiringen, Unterägeri, Oberägeri, Einsiedeln und anderen Orten, wo man ebenfalls die Wachs-, Textil- oder Drahtgazelarven kennt.

Erhalt von Kulturgut


Neben der Absicht, die Herstellung dieser Traditionsmasken besser abzusichern, geht es zentral auch um ein grosses Kulturgut. Im Keller und im Erdgeschoss des Ateliers in Steinen lagert ein Bestand von rund 430 Maskenformen. Einige davon stammen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die ersten Spuren dieses Maskenateliers findet man 1869 in Einsiedeln. 1908 wurde es nach St. Gallen verkauft und kam später nach Speicher zu Friedrich Müller. Er verkaufte sein Atelier 1974 nach Gersau. Dort wurde es von Thomas und Verena Steiger zuerst geführt, dann 1982 übernommen und später an den heutigen Standort in Steinen gezügelt. Aus dem Atelier wurde darauf eine kleine Fabrik.

Bote der Urschweiz / Josias Clavadetscher

Autor

Bote der Urschweiz

Kontakt

Kategorie

  • Dies & Das

Publiziert am

09.01.2023

Webcode

www.schwyzkultur.ch/PudFgW