Talibasch, Välädi und die Steiner Rott: Sie müssen dieses Jahr ohne Narrenvater durch die Strassen und Gaststätten ziehen. Bild Josias Clavadetscher
Talibasch, Välädi und die Steiner Rott: Sie müssen dieses Jahr ohne Narrenvater durch die Strassen und Gaststätten ziehen. Bild Josias Clavadetscher
Findet dieses Jahr als Provisorium statt: Für den Auftritt des Narrenvaters – im Bild Markus Meyer – muss ein Ersatz einspringen. Bild Erhard Gick
Findet dieses Jahr als Provisorium statt: Für den Auftritt des Narrenvaters – im Bild Markus Meyer – muss ein Ersatz einspringen. Bild Erhard Gick

Brauchtum / Feste

Fasnacht kämpft mit Vakanzen

Im Fasnachtsdorf Steinen fehlt dieses Jahr der Chef. Der designierte Narrenvater Livio Jale hat abgesagt. Nun bleibt das Amt vakant. Steinen ist damit nicht allein.

Vor einem Jahr schon wollte im fasnachtsverrückten Steinen Narrenvater Markus Meyer zurücktreten. Weil damals kein Nachfolger gefunden werden konnte, hängte er noch ein Jahr an. Aber erneut ohne dass ein neuer Narrenvater rekrutiert werden konnte. An der GV vor bald zwei Wochen wurde dann aus heiterem Himmel Livio Jale vorgeschlagen. Der zögerte, bedingte sich eine Woche Bedenkfrist aus und sagte nun jedoch ab. Steinen steht ohne Narrenvater da. Das sei sehr bedauerlich, erklärte der neue Vizepräsident Philipp Schmidig, sei aber vor 67 Jahren schon mal vorgekommen.

Über 20 Personen angefragt

Dass der Vorstand der Fasnachtsgesellschaft Steinen zu wenig aktiv gesucht habe, das kann keiner behaupten. Wie Alt-Präsident Markus Meyer schilderte, sind in den letzten zwei Jahren über zwanzig Personen angefragt worden. Überall gab es Absagen, meist begründet mit Zeitmangel, der Belastung durch den Beruf oder weil man es sich nicht zutraue, öffentlich im Dorf aufzutreten und Ansprachen zu halten. Auch schimmerten Bedenken durch, dass man als Narrenvater den nächsten Umzug von 2019 werde organisieren müssen. Wie Vizepräsident Schmidig erklärte, werden die Fasnächtler 2016 nun mit dieser Vakanz leben müssen. Am Ersten Fasnachtstag (22. Januar) tritt der Narrenvater ja ohnehin nie auf, am Güdelmontag und beim Underämachä werde man einen Stellvertreter einsetzen. «Das ist zwar unschön, geht aber auch», sagte Schmidig, «alles andere wäre ein Gewürge und eine Zwängerei.» Anschliessend habe der Vorstand dann zehn Monate Zeit, um in Ruhe die Nachfolge zu regeln. Erste Namen für Gespräche liegen schon vor.

Weitere Vakanzen

Mit dieser Vakanz ist Steinen nicht alleine. Auch die traditionsschwere Japanesengesellschaft Schwyz steht ohne Kaiser und Präsident da. Nun wird der Kronrat die Geschäfte weiterführen und bis nächstes Jahr einen neuen Hesonusode CXX. sowie einen neuen Meintschau als Vizepräsidenten suchen. Der ehemalige Kassier und Kaiser Christian Schnetzler sieht den Grund für diese Vakanz auch darin, dass es selbst bei über 100 Mitgliedern nicht leicht sei, alle Jahre einen neuen Präsidenten zu finden. Darum werde man die Reichsverfassung zitieren müssen, um allenfalls die Amtszeit zu verlängern. «Die Statuten sind dazu recht flexibel», sagte Schnetzler. Genau gleich in Morschach. Dieses Jahr und in den letzten 15 Jahren schon sechs Mal fand die Fasnachtsgesellschaft keinen Negus mehr. Immerhin: Der Fasnachtsumzug findet wie gehabt statt. Dann soll der Vorstand umgebaut, die Negerschacher-Idee neu lanciert und das 50-Jahr-Jubiläum von 2018 ins Visier genommen werden. Und auch in Oberarth bekundet man Mühe, einen Hudivater zu finden. Zu viele Vorschriften Das Führungsproblem, welches diese Innerschwyzer Fasnachtsgesellschaften wälzen, ist nicht neu. Wie Ferdi Segmüller, Präsident des Fasnachtsverbands Schweiz (Hefari), bestätigt, werde es immer schwieriger, Leute für Vorstandsarbeit und Präsidien zu gewinnen. «Es ist teils grausam, was da abgeht», betonte er. Oft versuche man dann die Lösung, Ämter nur noch auf ein Jahr zu besetzen. Nachhaltig sei dies aber nicht. Gründe für diese Probleme sieht Segmüller auch darin, dass die Auflagen für Veranstaltungen und speziell die Fasnacht immer grösser werden und die Behörden dazu die Präsidenten in Verantwortung und Haftung nehmen. Zudem wollen sich viele nicht der ständigen Kritik aussetzen.

Bote der Urschweiz (Josias Clavadetscher)

Autor

Bote der Urschweiz

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  • Brauchtum / Feste

Publiziert am

19.01.2016

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