Verena Steiger: Die Maskenmacherin bei ihrer Arbeit im Atelier.
Verena Steiger: Die Maskenmacherin bei ihrer Arbeit im Atelier.
Maske und Theater: Verena Steiger gestaltet auch ausdrucksstarke Larven für das Masken-Spiel auf der Bühne.
Maske und Theater: Verena Steiger gestaltet auch ausdrucksstarke Larven für das Masken-Spiel auf der Bühne.
Masken über Masken: Rund 600 Gipsmodelle lagern im Keller und in den Arbeitsräumen des Maskenateliers Steiger in Steinen. Bilder Archiv Steiger-Masken
Masken über Masken: Rund 600 Gipsmodelle lagern im Keller und in den Arbeitsräumen des Maskenateliers Steiger in Steinen. Bilder Archiv Steiger-Masken

Brauchtum / Feste

Masken «made in Steinen»

Die Holzmasken, die nun wieder Hochsaison haben, werden vom Holzbildhauer geschaffen. Und die Wachs-, Stoff- oder Pappmaché-Masken? Im innerschwyzerischen Steinen darf das Maskenatelier Steiger auf eine lange Geschichte zurückblicken.

Sie hiess Rosa Müller und gründete vor 85 Jahren im appenzellischen Speicher einen Handwerksbetrieb zur Herstellung von Wachslarven. 1974 erwarb die Schappespinnerei Camenzind & Co. in Gersau die Maskenfabrik Müller und verkaufte diese vor etwas mehr als 30 Jahren an den Luzerner Thomas Steiger-Zwyssig und dessen Frau Verena, die seit 1992 das Maskenatelier Steiger in Steinen in eigener Regie führt.

Von der «Swiss-Star-Maske»…

Mit diesen Jahrzahlen und Stationen verbindet sich die eindrückliche Geschichte und Entwicklung eines traditionsreichen Kunsthandwerks, das schweizweit seinesgleichen sucht. Seit der Gründungszeit werden die Masken nach wie vor in reiner Handarbeit gefertigt, und zwar aus den Materialien Wachs, Stoff, Acryl, Pappmaché und Leder. Waren die Wachslarven in Speicher noch Hauptprodukte, rationalisierte und verstärkte man in Gersau die serienmässige Produktion. In Spitzenjahren sollen bis zu 45 000 Larven die Fabrik verlassen haben. Abnehmer waren Papeterien, Spielwarengeschäfte, Warenhäuser oder Grossisten. Eine Gersauer Spezialität war die «Swiss-Star-Maske», eine luftdurchlässige Larve aus Baumwollstoff, bunt bemalt und verziert – in denen es sich «angenehmer schwitzte», wie es hiess. Das Sortiment umfasste rund 70 Standardtypen für Jung und Alt, für Fasnachtsbälle und für die Strassenfasnacht. Mit diesem Maskentyp war es zudem möglich, jährlich mit Neuschöpfungen auf die aktuellen Wünsche und Trends zu reagieren.

…zur «Steiger-Maske» in Steinen

Bis 1992 hielten die Steigers am bisherigen Hauptgeschäft fest, berücksichtigten aber gleichzeitig mehr und mehr auch Sonderwünsche von Theater, Fernsehen und Guggenmusiken. Diese veränderte Nachfrage kam damals nur gelegen, eröffneten doch solche Aufträge im Ganzjahresbetrieb neuen Spielraum für das kreative Schaffen. Seit Verena Steiger das Maskenatelier in eigener Regie führt, hat sie sich – neben den Traditionsmasken – mehr und mehr auf das freie Gestalten konzentriert und dabei ihr besonderes Gespür für Form und Farbe entwickelt. Die Spannweite ihrer individuellen Neuschöpfungen reicht von der Kleinlarve über Guggergrinde bis zur Riesenmaske – alles typische «Steiger-Masken». Nicht verwunderlich, dass sie inzwischen für Theater in Luzern und St.Gallen oder das Opernhaus Zürich thematische Acrylmasken schafft. Im Inland und Ausland stellt sie ihr breites Fachwissen zudem Schauspielschulen und Lehrpersonen zur Verfügung, indem sie diesen bei Theaterprojekten die Möglichkeiten des Einsatzes von Masken aufzeigt. Dazu gehören auch Seminare und Kurse in der Lehrer- und Erwachsenenbildung oder in Schulen, wo die Maskenmacherin nicht nur die Grundtechniken der Maskenherstellung lehrt, sondern auch Anregungen für das freie Gestalten vermittelt – ganz im Sinne der Faszination Maske.

Unschätzbares Kulturgut

In den letzten 85 Jahren haben sich im Keller und in den Arbeitsräumen des Maskenateliers Steiger in Steinen rund 600 Gipsmodelle angesammelt. Die ältesten Maskenmodels sind teils nahezu 100 Jahre alt, darunter für Wachslarven die Urnäscher Silvesterkläuse und Drahtgitterlarven der Röllelibutzen aus Altstätten im Rheintal. Verena Steiger führt in ihrem Sortiment selbstverständlich auch die Originalmasken der Urner und Schwyzer Fasnacht: Amsteger Drapoling, Gersauer Rölli, Rothenthurmer Tiroler, Einsiedler Höreli-Bajass oder alle Figuren der Nüssler aus Schwyz, Steinen, Sattel und teils Brunnen: Blätz, Domino, Bajass, Alter Herr, Hudi und Zigeunerin. Zu erwähnen sind zudem mehrere Originalmasken für Fasnachtsgruppen aus dem süddeutschen Raum. – Ein immenser Fundus und zugleich ein unschätzbares Kulturgut weit über den Kanton Schwyz hinaus, das mehr als nur Beachtung verdient.

Forschung

Von der «Müller»- zur «Steiger- Maske» haben innert 85 Jahren vier Generationen die Geschicke der traditionellen Maskenherstellung bestimmt, drei von ihnen im Kanton Schwyz. Es sind darum Bestrebungen im Gange, der Geschichte und Entwicklung dieses traditionsreichen Kunsthandwerk

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Brauchtum / Feste

Publiziert am

15.01.2013

Webcode

www.schwyzkultur.ch/gqGcK6