Egon Bruhin im Archiv des «March-Anzeiger», von wo er in akribischer Kleinarbeit viele Informationen beziehen konnte. Bild Andreas Knobel
Egon Bruhin im Archiv des «March-Anzeiger», von wo er in akribischer Kleinarbeit viele Informationen beziehen konnte. Bild Andreas Knobel
...  die aktuelle Fotografie von Carlo Stuppia nimmt den gleichen Blickwinkel auf.
... die aktuelle Fotografie von Carlo Stuppia nimmt den gleichen Blickwinkel auf.
Ein Beispiel aus dem Marchring-Heft «Lachen im Wandel»: Die Zeichnung von Susan Csomor zeigt die Ansicht von der Hafenmole aus im Jahre 1978; ...
Ein Beispiel aus dem Marchring-Heft «Lachen im Wandel»: Die Zeichnung von Susan Csomor zeigt die Ansicht von der Hafenmole aus im Jahre 1978; ...

Literatur

Trotz Wandel lebenswert bleiben

Egon Bruhin stellt im neuen Marchring-Heft «Lachen im Wandel» alte Ansichten von Lachen neuen Fotografien gegenüber, ohne zu werten.

Historische Bücher sind vielen ein Graus – zu kompliziert, zu dick. Die Hefte des Marchring, der kulturhistorischen Gesellschaft der March, zeigen sich jedoch anders. Inzwischen ist die 69. Nummer erschienen, «Lachen im Wandel» heisst sie und wurde von Egon Bruhin in Fronarbeit verfasst. Der frühere Gemeindepräsident und Regierungsrat legt damit ein gut 100 Seiten umfassendes, aber reich bebildertes und in einfachen Worten gehaltenes Buch vor, das alle interessieren wird, denen das Dorf Lachen am Herzen liegt.

Eine Art Fortsetzung


Aber wie kam es dazu? Im Jahr 1990 ist ein «Schwyzer Heft» unter dem Titel «Lachen im Bild» erschienen. Egon Bruhin ermöglichte damals zu seinem 50. Geburtstag der Künstlerin Susan Csomor, 50 Ölbilder, Tusch- und Kreidezeichnungen zu veröffentlichen, die zwischen 1977 und 1989 geschaffen wurden und stets das Dorf Lachen in den Mittelpunkt rückten – mit einer gewissen künstlerischen Freiheit. Nun greift Bruhin nach seinem 80. Geburtstag mit «Lachen im Wandel» auf diese Bilder zurück. Allerdings stellt er diese aktuellen Fotografien von Carlo Stuppia gegenüber. Die Aufgabe des Fotografen war, dieselbe Perspektive zu erfassen wie damals Csomor, es war demnach eher eine technische denn eine künstlerische Herausforderung. Zu diesen Vorher-nachher-Bildern stellt Bruhin seine kurzen, prägnanten Texte. Zwar benennt er die Quellen der Übersichtlichkeit halber nicht, die Daten könne er aber alle einwandfrei belegen, versichert der 82-Jährige. Schliesslich kann er auf seine bisherigen Publikationen wie etwa «Lachen und seine Gaststätten», die vor wenigen Jahren erschienen ist, aber auch auf seine reiche persönliche Erfahrung als Ur-Lachner zurückgreifen.

Lachen hat vieles richtig gemacht


Bruhins Ziel war es, die Menschen zu verbinden und das Dorf lebbar zu machen. «Ich will zeigen, dass wir ein lebenswertes Dorf haben», bringt er es auf den Punkt, «wir unterschätzen es.» Dabei verzichtet Egon Bruhin bewusst auf Wertungen. Er lässt nur sel-ten durchblicken, ob sich eine Dorfansicht verbessert oder verschlechtert hat. Das Jammern darüber, wie in Lachen die Entwicklung in die falsche Richtung laufe, wie schönes Altes verschwinde und hässliches Neues entstehe, kann er jedoch überhaupt nicht nachvollziehen. «Gottlob hat Lachen etwas unternommen», meint er. Was hat denn Lachen richtig gut gemacht? Es habe den Kern erhalten und gleichzeitig das Dorf gegen den See bis an die Gemeindegrenze zu Wangen geöffnet, führt Bruhin aus. Dabei meint er durchaus auch das neue Projekt am See und auf dem Kreuzplatz. Bruhin: «Wir können glücklich sein, dass Investoren auf diese Weise Arbeitsplätze schaffen.» Und was hat Lachen so richtig verbockt? Egon Bruhin überlegt lange und wird dann doch noch fündig: Ohne die Zusammenlegung der alten Landstrasse (zwischen «Hirschen» Altendorf und Spreite Lachen) mit der neuen Autobahn hätte es die aktuelle Dorfumfahrung so nicht gebraucht. Was damit gemeint ist, verstehen allerdings nur noch ältere Semester, denn dieser Sündenfall passierte schon an-fangs der 1970er-Jahre – und damals wusste man es halt nicht besser. Wenn Bruhin die Entwicklung kritisiert, dann weniger, was gemacht, sondern was noch nicht gemacht wurde. «Da wäre noch viel möglich», ist er sich sicher.

«Lachen bleibt lebenswert»


Dass es Egon Bruhin um ein Vergleichen und nicht um ein Bewerten geht, lässt auch die Auswahl an Gastautoren erahnen, die ihre Sicht darlegen. Neben der Einleitung von Marchring-Präsident Adrian Oberlin und dem Vorwort von Egon Bruhin kommen nämlich noch zwei weitere Persönlichkeiten zu Wort, die das Aussehen des Dorfs Lachen in den letzten Jahrzehnten massgeblich geprägt haben: Architekt Hans Bisig und Grossinvestor Hugo Mächler, wobei sich Letzterer sehr selten in der Öffentlichkeit äussert. Zudem gibt der Architekt und Denkmalschutzexperte Toni Schnellmann seine Einschätzung ab. Auch bei diesen Gastbeiträgen legt Autor Egon Bruhin Wert auf die Feststellung, dass er ausser der Länge keine Vorgaben gemacht habe. Bleibt noch eine Frage: Ist Lachen nun ein Fall für den Wakkerpreis? Darum gehe es ihm nicht, winkt Egon Bruhin ab, das sei ihm sogar egal. «Es geht um die Lebensqualität der Bevölkerung – und dieses Heft zeigt, dass Lachen lebenswert bleibt.» «Lachen im Wandel» ist im Spiel- und Läselade Lachen oder über marchring.ch erhältlich; die Marchring-Mitglieder erhalten das Heft zugesandt.

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Andreas Knobel

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

Kontakt

Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

27.01.2022

Webcode

www.schwyzkultur.ch/2grCVe