Bühne
Comedians nahmen Alpamare, Tuggen – und Marcel aufs Korn
Zweifelsfrei: Am Freitagabend bekam in Kurt’s Comedy Club im «The Bandits» humoristisch gesehen so ziemlich jeder sein Fett weg. Nicht nur der «dicke Zwölfjährige im Tram» und die «nackten Guggenmusiker», sondern auch die «faulen Gemeinderäte von Sattel» und die «Scharfschützen im Militär».
Zugegeben: Ein bisschen mehr Publikum hätte der ersten Ausgabe von Kurt’s Comedy Club wahrscheinlich nicht geschadet. Insbesondere der Organisatoren und Künstler wegen. Aber irgendwie war es gerade der fehlende Grossaufmarsch, der den Abend intim und persönlich machte. Nach einer gewissen Zeit hatte man fast schon das Gefühl, man sei auf einer Familienfeier, unterhalten von fünf Comedians und einem ihnen in nichts nachstehenden Moderator.
Die Zuhälterin und der Türsteher
Auf einer Familienfeier? Wirklich? Ja, denn tatsächlich schafften es die Künstler, das Publikum derart miteinzubeziehen, dass man fast glaubte, einander zu kennen. Da war etwa in der vordersten Reihe der mutmassliche Casino- Türsteher Marcel mit seiner Freundin – nicht Frau. Sie Fleischverkäuferin, was Sven Ivaniç kurzerhand mit Zuhälterei, Mafia-Kreisen oder Metzgerin in Verbindung brachte. Daneben, der «nicht freiwillig anwesende» Aargauer aus Zetzwil mit der Tuggnerin, die Werbung für den «Schlüsselchäller» und dessen «Güggeli» machte. Weiter hinten sass Kälin, der von Reena Krishnaraja seines Äusseren wegen als Informatiker abgestempelt wurde und hinter der Bar der Mann von der Guggenmusik – dem Verein, in dem man sich zweimal wöchentlich nackt sieht. Und zu guter Letzt Sven, der Scharfschütze. Ob bei ihm ähnlich wie bei seinem Namensvetter auf der Bühne das Geräusch eines Maschinengewehrs auch «das Schnäbi stiif» macht? Die Antwort blieb offen.
Liebe zu Fendt-Traktoren
Doch nicht nur die Anwesenden wurden miteinbezogen – auch Regionales. So bilanzierte etwa Stefan Büsser, dass er auf der Suche nach Besonderheiten des Austragungsortes Tuggen schnell fertig war. Einzig das Wappen mit dem «Flüchtlingsboot für Heilige» blieb ihm in Erinnerung. Ähnlich übrigens wie das der Gemeinde Sattel, welches wohl von besonders «faulen Gemeinderäten » gestaltet worden sein muss-te.
«Büssi» offenbarte aber auch seine Liebe zu Traktoren und meinte: «Ein Fendt macht mich immer noch leicht geil.» Und Moderator Luca Carecci outete sich als Fan der Einsiedler Tele-Züri-VJ-Legende Benno Kälin.
Hingegen alles andere als liebevoll sprach Ivaniç vom Alpamare in Pfäffikon. Es sei 1440 von Zürich an Schwyz verloren gegangen – und damals wohl auch letztmals gereinigt worden, stichelte er.
«Ein richtiger Zürcher geworden»
Natürlich bedienten die fünf Comedians Jan Kälin, Reena Krishnaraja, Stefan Büsser, Sven Ivaniç und der für den verhinderten Valerian eingesprungene Benjamin Delahaye auch die gängigen Klischees. So gestand der Einsiedler Lokalmatador Kälin, dass er nun in Zürich wohnt und schon «ein richtiger Zürcher geworden sei». Er sei arrogant, vertrage Laktose nicht mehr wirklich und fahre ohne Billett Tram. Auch ärgerte er sich über einen «dicken Zwölfjährigen», der mit Musikbox ins Tram einstieg und sich von ihm die Musik nicht verbieten liess. Benjamin Delahaye stellte auf der Bühne als Erstes gleich mal klar, dass er kein Comedian sei, sondern Franzose, und das Leben dankbar sein sollte über Franzosen. Umso passender, dass nach diesem Abend insbesondere seine Odyssee bis zum Schweizer Pass unvergessen bleibt. Ja, es gab viel zu lachen im «The Bandits». Zugegebenermassen hätte man sich aber über den ein oder anderen Witz durchaus stören können. Doch wie heisst es so schön: «Geschmack ist verschieden – Humor erst recht.»
Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Silvia Gisler
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