«Wahrscheinlich habe ich Verwandte in Einsiedeln, aber ich weiss es nicht»: Richard Bisig auf Besuch in seinem Heimatort. Fotos: Victor Kälin
«Wahrscheinlich habe ich Verwandte in Einsiedeln, aber ich weiss es nicht»: Richard Bisig auf Besuch in seinem Heimatort. Fotos: Victor Kälin
«Gesellschaftspolitischer Zündstoff»: Richard Bisig mit seinem Sozialkrimi «Reich und Arm».
«Gesellschaftspolitischer Zündstoff»: Richard Bisig mit seinem Sozialkrimi «Reich und Arm».

Literatur

«Über die Kluft zwischen Reich und Arm wird viel zu wenig nachgedacht»

Ein Einsiedler in Dielsdorf avanciert zum vielschreibenden Autor. Das jüngste Buch von Richard Bisig ist der sich öffnenden Schere zwischen Reich und Arm gewidmet.

«Ich gehe davon aus, Cousins und Cousinen in Einsiedeln zu haben; aber ich weiss es nicht.» Richard Bisig ist 76 Jahre alt, wohnt in Dielsdorf und erzählt, dass sein Vater gleichen Namens (1918 bis 1960) zwar in Euthal aufgewachsen, aber in jungen Jahren bereits «nach Zürich ausgewandert» sei. Langlaufen auf dem Schwedentritt und in Studen oder Ski fahren in Oberiberg hätten ihn, Richard Junior, in früheren Jahren zwar regelmässig in die Gegend seiner Vorfahren geführt; doch eine besondere verwandtschaftliche Beziehung hat er nicht. «Vielleicht», so Bisig, «ändert sich das ja mit diesem Bericht.» Ganz ohne persönlichen Bezug sind Bisigs Erinnerungen an Einsiedeln aber nicht: Mit seinem Firmgötti Adolf «Dölf» Birchler (Restaurant Burg) und seiner Frau Martha Birchler, eine gebürtige Oechslin, pflegte er zeitlebens einen herzlichen, familiären Umgang.

Fünf Bücher in sechs Jahren


Das Schreiben, wovon dieser Bericht handelt, ist eines der jüngeren Hobbys von Richard Bisig. Erst vor sechs Jahren hat er sein erstes Buch herausgegeben; der eben erschienene Sozialkrimi «Graph versus Graf» ist bereits sein fünfter Titel. Ein enormes Tempo. Und der Stoff scheint ihm nicht auszugehen, wälzt er mit der Bodenpreisproblematik gedanklich bereits ein neues Thema. «Es läuft mir grundsätzlich recht gut mit dem Schreiben», sagt Bisig. Das kann durchaus mit den Inhalten zusammenhängen: Richard Bisig hat einiges erlebt in seinem Berufsleben. Die Bücher sind zwar fiktional und deshalb allgemeingültig, im Kern jedoch eine persönliche Verarbeitung des Erlebten, wozu der Autor sich aber aller schriftstellerischen Freiheiten bedient.

Breites berufliches Portfolio


Weiter über Dielsdorf hinaus bekannt geworden ist Bisig als ehemaliger Verwaltungsdirektor des Bezirksspitals Dielsdorf. Angesichts der Umwälzungen im Gesundheitswesen forcierte er eine Umwandlung des Spitals in eine Akut-Neurorehabilitation; die Zweckverbandsgemeinden lehnten dieses Projekt mehrheitlich ab, worauf er umgehend zurückgetreten ist. Das war 1995. Der berufliche Weg führte ihn als Finanzchef in die Zürcher Gesundheitsdirektion; er war Verwaltungsratspräsident in einem familieneigenen KMU, zweimaliger Spitalratspräsident, Dozent an einer Fachhochschule und politisch bei der Grünen Partei Zürich engagiert, dessen Mitinitiant er war. Von 1983 bis 1991 sass er für sie im Kantonsrat. Bisig ist zwar seit einigen Jahren pensioniert; doch als selbstständiger Unternehmensberater bewegt sich der Doktor der Betriebswirtschaften weiterhin im Un-Ruhestand.

«Das ergibt ja ein Buch!»


Zu diesem Un-Ruhestand trägt auch das Schreiben bei. «Als ich mein persönliches Erlebnis mit unserem KMU-Betrieb aufarbeiten wollte, wählte ich die schriftliche Form.» Und am Ende, so Bisig, seien so viele Notizen zusammengekommen, dass «das ja ein Buch ergibt». Der Erstling «Die andere KMU» war geboren. Auch dem zweiten Buch, «Die Spitalschliesser», liegt die Verarbeitung des Erlebten zugrunde. In der Form eines Romans erzählt Bisig die Geschichte eines Regionalspitals im Spannungsfeld von Zahlen und Planungen, Interessen und Emotionen, Tradition und Aufbruch. Es hätte auch in Einsiedeln handeln können. Und nun ein Buch über «Reich und Arm».

«Politik unter Druck setzen»


Bisig ortet «in der Gesellschaft wichtige Themen» wie Klimawandel, Pandemie, Ukraine- Krieg oder auch «das Auseinanderklaffen der Schere zwischen Reich und Arm». Wobei nach Ansicht des 76-Jährigen gerade über das letztgenannte Thema «viel zu wenig geschrieben wird». Mit «Graph versus Graf» will Bisig eine Lücke füllen: «Mein Buch strebt das hohe Ziel an, auf diese Krise aufmerksam zu machen und vor allem die Politik unter Druck zu setzen. Auch wenn dies verwegen scheinen mag. Anhand der Reaktionen zur Inflationsbelastung und zu den steigenden Krankenkassenprämien sieht man, dass dieses Thema Zündstoff birgt. Ich finde, dass mein Buch zum richtigen Zeitpunkt erscheint.» Der Autor musste das Thema nicht suchen; es ist sozusagen zu ihm gekommen: «Ich sehe am eigenen Einfamilienhaus, wie sich dessen Wert mit der Zeit erhöht. Wer hat, der hat immer mehr. Wer aber nichts hat, der bleibt auf dem Nichts sitzen.» Die Schere zwischen Reich und Arm öffnet sich nach Bisigs Ansicht laufend. «Das birgt gesellschaftspolitischen Zündstoff; doch die Politik kümmert sich viel zu wenig darum.» Mit «Graph versus Graf» legt Richard Bisig einen Sozialkrimi vor, der gemächlich beginnt, viel Hintergrundinformationen vereint und am Schluss in einem unverhofften Showdown endet. Ein Buch, das Inspiration zum Nachdenken liefert.

Buchinfos


Richard Bisig. «Graph versus Graf», Versus Verlag AG Zürich, ISBN 978- 3-909066-27-8. richard.bisig@bluewin.ch





Einsiedler Anzeiger / Victor Kälin

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

09.08.2022

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