Musik

Simi Fässler: «In Gedanken bin ich immer noch in Las Vegas»

Den Unteriberger Musiker Simi Fässler hats voll erwischt – er hat sich ganz der Country-Musik verschrieben. Mitte April konnte er mit seiner Band am Viva Las Vegas Rockabilly Weekend teilnehmen. Jetzt ist er zurück, wenn auch noch nicht ganz.

«I’m a poor lonesome Cowboy, and a long way from home …» Sieht man in das verträumte Buben-Gesicht von Simi Fässler, kommt einem der Song in den Sinn, den der Comics-Held Lucky Luke auf den Lippen hat, wenn er jeweils am Ende eines Abenteuers in Richtung Sonnenuntergang davonreitet. Denn obwohl er aus Unteriberg stammt, liegt Fässlers wahre Heimat weit, weit im Westen. Noch vor ein paar Tagen feierte er seinen Geburtstag in den USA. «In Gedanken bin ich immer noch in Las Vegas», sagt er lachend, und im Unterton schwingt ein Seufzer mit. Der Anlass für die Reise war nicht sein Geburtstag, sondern die Teilnahme am Viva Las Vegas Rockabilly Weekend, einem der grössten Country-Musik-Event der USA mit 85 Konzerten innert vier Tagen und rund 30’000 Besuchern.

 

 Auftritt mit Leihinstrumenten

Nachdem sich die «Little Swiss Hillbilly Band» beworben hatte und eingeladen wurde, mussten sich die vier Musiker um ihren Auftritt kümmern. Sie reisten ohne Instrumente, weil sie damit bei der Einreise als Schwarzarbeiter verdächtigt worden wären. Also musste die Band mit geliehenen Instrumenten auf die Bühne. «Ich war noch nie so nervös », erzählt er mit leuchtenden Augen, doch bei dem einstündigen Konzert lief alles bestens. «Es war eine coole Atmosphäre und wir hatten ein tolles Echo», erzählt Fässler, und er beginnt von den vielen sympathischen und bodenständigen Menschen zu schwärmen, die er an dem Festival kennengelernt hat, darunter auch die Enkelin von Liz Taylor. Wow! Doch jetzt ist er wieder hier und arbeitet als Lift-Trouble-Shooter, ein Job, den er sehr schätzt, weil er ihm viel Raum und Freiheit für jene Welt lässt, um die sich alles dreht: die Country- Musik. «Bei mir läuft ständig Musik, ohne Musik könnte ich gar nicht existieren!»

 

Amerika-Alptraum

Simi Fässler hat – wie viele Amerikaner – die Gabe, sich selbst zu erfinden. Er ist ein Cowboy. Dabei beginnt sein Amerika-Traum mit einem wahrhaften Alptraum. Als er sich 2016 zu einem einjährigen Arbeitseinsatz auf einer Farm im Bundesstaat Iowa im Mittleren Westen aufmacht, ist nichts so wie es die Agentur versprochen hat. Er ist miserabel untergebracht, wird als billige Arbeitskraft ausgenutzt und ist ständigen Bekehrungsversuchen zum mormonischen Glauben durch seine Brotherren ausgesetzt. Darum verabschiedet er sich nach einigen Monaten und muss wegen der strengen Migrationsregeln gleich wieder ausreisen.

Steel-Guitar im Selbststudium

Doch immerhin zeigte ihm diese schwierige Phase den Weg zu seiner Berufung als Musiker und zu seinem Instrument – der sogenannten Pedal-Steel-Gitarre. Dieses elektrische Zupfinstrument mit 24 Saiten und Fusspedalen aus den Dreissigerjahren wird sitzend gespielt und sein Glissando-Sound vor allem in der Country-Musik verwendet. Er hätte immer gerne Gitarre gelernt, doch seien seine Finger zu wenig geschickt dafür, erklärt Fässler. Darum sei er auf dieses Instrument gekommen und habe sie sich gleich auf die Farm bestellt, wo er sich per Video-Selbststudium gleich das Spielen beibrachte. Damit legte er sich auch gleich auf seinen künftigen Musikstil fest, die Country-Musik der Vierziger- und Fünfzigerjahre. Zwar ist Country-Musik auch in der Schweiz ziemlich populär, und Festivals wie das «Route 66» in Aarburg mobilisiert jeweils einige Tausend Besucher. Trotzdem ist die Szene vergleichsweise klein.

Neue Tournee durch Arizona geplant 

Darum betätigt sich Fässler auch in anderen Bands als Sänger und Schlagzeuger. In der Region Einsiedeln ist er unter anderem bekannt durch seine Konzerte mit den «Shy Guys». «Mir gefällt es, wenn die Leute gerne tanzen und festen», erklärt er. Hier wie dort fühlt er sich zu Hause, umso mehr, da seine Eltern seine Musikerkarriere voll und ganz unterstützen. Dennoch plant er mit seinen drei Country-Kollegen bereits im kommenden Januar eine Konzerttournee durch Arizona mit rund 30 Auftritten. «Das wäre unglaublich cool, mein letzter Traum!»

 

Einsiedler Anzeiger / Eugen von Arb

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

14.05.2024

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