Die Trachtenjodelgruppe sorgte für die passende musikalische Unterhaltung. Bild Rolf Dettling
Die Trachtenjodelgruppe sorgte für die passende musikalische Unterhaltung. Bild Rolf Dettling

Brauchtum / Feste

Unteriberg feiert Herbstfest mit Flachs, Jodel und Tanz

Unter dem Motto «Wäbä» feierte Unteriberg sein Herbstfest. Flachsverarbeitung, Jodelduette und traditionelle Tänze sorgten für Stimmung. Auch Domini bekam am Ende sein lang ersehntes Hirthemd.

Präsident Armin Hollenstein eröffnete das Herbstfest der Trachtengruppe Unteriberg unter dem Motto «Wäbä». Der Regisseur des Kleintheaters der Trachtengruppe, Roli Fässler, erklärte den Anbau von Flachs und dass man diesen bei der Ernte mit der Wurzel aus dem Boden zog. Dann wurde der Flachs durch die Riffel gezogen, um die Leinsamen zu ernten. Diese wurden in Speisen dazu gemischt oder man gewann daraus Öl. Die Halme mussten dann einige Wochen im Freien liegen bleiben und mit etwas Regen eine Art Gärung durchlaufen. Beim ersten Auftritt der Trachtenjodelgruppe Unteriberg präsentierten sie die Lieder «Drum wemmer singä» und «Ä stillä Wunsch». Dazwischen gab es einen Naturjutz, welcher nach dem Abschluss mit Applaus und Jutzen gewürdigt wurde.

 

Ein neues Hirthemd für Domini

Domini wollte in den Ausgang ans Herbstfest, doch Franz meinte, mit seinem zerrissenen Hirthemd könne er sicher nicht ans Fest. Nach kurzer Diskussion war klar: Ein neues Hirthemd musste her. Luzia nahm sofort Mass und schickte die beiden, Leinenstoff zu organisieren. Dann marschierte auch schon die Tanzgruppe unter der Begleitung des Ländlertrios Etzelbuebä ein. Sie zeigten die Tänze «s’Wunder» und den «Alpnacher Walzer». Fast unbemerkt wurden vier der fünf Trachtenmädels vom einen zum anderen Tanz ausgetauscht. Als Martin mit schnellem Auf und Ab den Flachs in einer Holzkonstruktion brach, wurde es laut auf der Bühne. Dazwischen schüttelte er die losgelösten holzigen Teile aus. Domini und Franz stellten ihm alle möglichen Fragen und wollten wissen, wann dann endlich der Leinenstoff fertig sei. «Das dauere schon noch», meinte er und legte den Flachs über das Schwingbrett. Mit dem Schwingstab schlug er immer wieder auf den Flachs ein, damit die Holzfasern aus dem Flachs flogen.

 

Jodelduett und Flachsverarbeitung

Unter der Begleitung von Lisbeth am Akkordeon präsentierte das Jodelduett Eliane und Judith das Lied «Mittwoch Sunnätag» und den «Naturjutz». Eifrig zog Jasmin den Flachs durchs Nagelbrett, die sogenannte Hechel, damit dieser schön fein wurde. Damit das Hirthemd für Domini nicht zu kratzig wird, hechelte sie den Flachs dann auch mit den feineren und engeren Nägeln. Die so entstandenen Resten können für Schwingerhosen oder Kartoffelsäcke verwendet werden. Nun verdrehte Jasmin den fein gehechelten Flachs zu einem sogenannten Bäby, damit sich keine Knoten im Flachs bilden. Armin Hollenstein dankte den Spendern der Tombolapreise mit einem Wert von etwa fünftausend Franken und erklärte den Losverkauf noch vor der Pause.

 

Tanzgruppe

Mit der Kleinformation «Trachtenjutzer » unter der Leitung von Lisbeth Marty ging es nach der Pause weiter. Sie präsentierten «Äs Lied entstand» und «Im Schwiizerland ». Mit viel Applaus und einigen Jutzern entlockte das Publikum der Gruppe eine Zugabe. Karin zeigte mit dem Spinnrad, wie man nun den feinen Flachs zu einem Faden spinnt. Ihre Mutter spinne lieber die Schafwolle, beim Flachs gebe es raue Hände. Mit dem gesponnenen Flachs auf der Fadenrolle mach-ten sich Franz und Domini auf, um diesen weiterverarbeiten zu lassen. Unter der Leitung von Martin Fassbind präsentierte die Tanzgruppe die Tänze «Goldauer Mazurka» und «Alpeblick». Mit Bödelen und Jutzen gab es auch für diese Gruppe eine Zugabe. Roli Fässler erklärte während dem Weben am Webstuhl, dass es Leinen und Halbleinen gäbe. Beim zweiten würden anstatt Leinenfäden vierhundert Baumwollfäden eingespannt und dann mit Leinenfaden gewoben. Immer wieder schoss er das Fadenschiff zwischen den Fäden durch und drückte diese an.

 

Ein glücklicher Abschluss

Nun war die Frage, ob der leicht gräuliche Leinenstoff für ein weisses Hirthemd gebleicht werden solle oder zum Beispiel blau eingefärbt. Die Jodelgruppe sang und jutzte mit Leiterin Lisbeth Marty die beiden Stücke «Zunrä Alphüttä» und «Dr Hinderöfler ». Eine vom Publikum geforderte Zugabe wurde mit Freude und viel Herz präsentiert. Endlich klappte es für Domini mit seinem neuen weissen Leinen-Hirthemd. Luzia nähte noch den letzten Saum auf einer fussbetriebenen Nähmaschine von der Firma Helvetia. Vorwärts und rückwärts nähen wurde mit dem Schwungrad per Fussantrieb betätigt. Den Faden noch abtrennen und das Hirthemd anziehen. Nun war Domini für den folgenden Tanzabend mit dem Ländlertrio Etzelbuebä am Herbstfest bereit. Roli Fässler erklärte, dass alle gezeigten Geräte zum Weben durch die Kulturkommission Unteriberg gepflegt und gelagert würden. Dem Kleintheater seien keine Texte, sondern nur das Thema der Szenen vorgegeben. Der Text entstehe so spontan und passend durch die Darsteller. Armin Hollenstein bedankte sich bei allen Mitwirkenden und den disziplinierten und gutgelaunten Gästen. Bis zum nächsten Trachtenfest am 6. September 2025.

 

Einsiedler Anzeiger / Rolf Dettling

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Brauchtum / Feste

Publiziert am

10.09.2024

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