Beat Hüppin las aus seinem neusten Roman «Gadastatt».  Bild Urs Attinger
Beat Hüppin las aus seinem neusten Roman «Gadastatt». Bild Urs Attinger

Literatur

Verschwundene Zeiten und Welten

Der Verleger und Schriftsteller Beat Hüppin aus Wangen las im Spiel- und Läselade in Lachen aus seinem neuen Roman «Gadastatt».

 Etwas mit Sprachen wollte Beat Hüppin schon als Schüler einmal machen. Dass nun gleich drei Berufe auf einmal auf ihn zutreffen, hätte er wohl damals nicht gedacht. Hüppin unterrichtet an der Kantonsschule Ausserschwyz Deutsch und Latein, zudem hat er letztes Jahr den Antium-Verlag gegründet, um Werke von Schweizer Autoren und finnische Übersetzungen herauszugeben. Und er ist auch selber Autor von mittlerweile vier Romanen. Von seinem Erstling «Talwasser», der in Ausserschwyz spielt, gibt es mittlerweile eine zweite Auflage.

«Ein Hotel, was ist das?»


In seiner dritten Funktion, als Autor, war Hüppin am Dienstagabend zu Gast im Spiel- und Läselade Lachen. Er las nicht nur aus seinem neuen Roman «Gadastatt» vor, sondern erzählte auch einiges aus der Zeit um 1880, in welcher der Roman spielt sowie über dessen Entstehungsgeschichte. Ort der Handlungen ist das Fondei im Bündner Schanfigg. Dieses kleine Hochtal war damals noch nicht durch eine Strasse erschlossen, dafür aber ganzjährig bewohnt. Die Walser hatten die Gegend besiedelt und die Bauern gaben die Gehöfte jeweils den ältesten Söhnen weiter. Ein solcher Bauer ist Jakob Mattli, aus dem Buch. Er lebt – von Hüppin im Präsens beschrieben – mit seiner Frau und drei noch kleinen Kindern auf dem Hof «Gadastatt». Er unternimmt eine weite Tageswanderung ins Prättigau, um seine Stute zu decken, dabei erfährt er Gastfreundschaft. Ein andermal hilft er seinem Nachbarn, ein Kalb auf die Welt zu bringen, was sie anschliessend ausgiebig feiern. Hüppin erzählt auch von einem Besuch auf der Alp bei Jakobs Bruder Christian, dem Götti seines Sohnes Josias. «Warst du schon einmal in Davos?» «Ja einmal. Es ist ein weiteres Tal als unser Fondei und es gibt grosse, schöne Hotels. …» «Ein Hotel, was ist das?» «Ach, Josias, wir kommen heute gar nicht mehr aus der Fragerei heraus, was?» Solche Textpassagen hat Hüppin aus dem eigenen Leben herausgegriffen und in die Zeit um 1880 eingepflanzt, weil sie auch da Gültigkeit haben.

Wohlergehen und Glaube


Es bleibt jedoch nicht immer so beschaulich im Fondei. Es soll ein Bär gesichtet worden sein. Die Männer gehen auf die Jagd. Bei Schneewetter verirrt sich ein Tourist ins Tal und wird von einem Schneebrett verschüttet. Eine Strasse soll gebaut werden, man weiss nur noch nicht wann. Zudem hadert Christian mit der Tatsache, dass er als Jüngster der Familie keinen Hof hat und somit auch nicht im Fondei heiraten kann, weil keine Lebensgrundlage da ist für eine Familie. Das Buch erzählt auch von Gefahr, Traurigkeit oder Gewalt. Aber sie sind nur eingestreut, eingeflochten in einem erträglichen, natürlichen Mass inmitten von familiärem Glück, beruflichem Wohlergehen und gesundem Gottesglauben. Aus heutiger Sicht mag es ein romantisches, aus damaliger Sicht aber ein hartes, entbehrungsreiches Leben sein. «Aber weisst du, wir im Fondei arbeiten ja immer, ausser am Sonntag.» «Und am Sonntag?» «Dann geht man zur Kirche. …» Autor Beat Hüppin versteht es bestens in einer klaren Sprache aus einfachen Verhältnissen eine vielschichtige Geschichte zu stricken. Die Personen wachsen einem ans Herz und für etwas Spannung ist auch gesorgt. «Ich habe das Fondei auf Wanderungen entdeckt, mich dann in die Thematik eingelesen und auch mit Einheimischen gesprochen», verrät Hüppin. Was er seit Kindsbeinen an tue, sei «die Fantasie anregen lassen und darüber schreiben».

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Urs Attinger

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

29.11.2019

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