Literatur

Vom Bücherhaufen zum Begegnungsort

20. Juni 2023

Unser kulturelles Gedächtnis: Die Kantonsbibliothek sammelt und archiviert, was im Kanton gedruckt oder von Schwyzerinnen und Schwyzern verfasst wurde. Ein Besuch lohnt sich sehr – aus mehreren Gründen.

Vor exakt 200 Jahren dachte man in Schwyz erstmals an eine ö§entliche Bücherei. Bestand hatte sie zwar nicht, dafür Nachahmer: 1854 im Rathaus eröffnet, diente die Kantonsbibliothek vorwiegend der Verwaltung, mit bescheidenem Anschaffungskredit und unzweckmässigen Räumlichkeiten. Ordnung sei da «eine reine Unmöglichkeit» gewesen, hielt Staatsarchiv P. Nobert Flüeler 1920 in einem Gutachten fest. Bücher, die nicht aktuell sind, müssten «kurzer Hand im Mansardenstock des Rathauses auf Haufen gelegt werden.»

Vielfältige Schätze an lauschigem Ort

Heute, 100 Jahre später, ist die Kantonsbibliothek ein Ort der Begegnung – und seit April auch vormittags geöffnet, auf Wunsch der Bevölkerung. Mitten in Schwyz, beheimatet in der denkmalgeschützten Ital Reding-Hofstatt, lässt es sich dort wunderbar verweilen, lernen und stöbern. Etwa jeden zweiten Dienstagvormittag, wenn Kinder im Vorschulalter Bilderbuchgeschichten lauschen. Oder für die Leseempfehlungen im Rahmen des «Bücherkaffee» im Frühling und Herbst. Zudem bereichert die Bibliothek der Brüder Proskauer den vielfältigen Medienbestand. Als besonderen Schatz hütet die Kantonsbibliothek den Nachlass und die Privatbibliothek des Schwyzer Dichters Meinrad Inglin. Unzählige weitere Trouvaillen, darunter 400-jährige Bücher aus der Druckerei des Klosters Einsiedeln, lassen sich bei spezifischen Führungen bewundern.

szene / Simone Ulrich