Der Küssnachter Roland Suppiger in der Lagerhalle seiner Küferei. Bild: Edith Meyer
Der Küssnachter Roland Suppiger in der Lagerhalle seiner Küferei. Bild: Edith Meyer

Dies & Das

Vorhang auf für das alte Küferhandwerk

Eine der letzten Küfereien der Schweiz befindet sich in Küssnacht. Sie öffnet drei Tage ihre Türen. Gezeigt wird die Arbeit mit Holz und Feuer.

Mit voller Kraft hämmert ein Küfer auf den Metallreifen, der die Dauben zum Weinfass bindet. Hier in der Werkstatt der Küferei Suppiger riecht es nach Holz, und es geht laut zu und her. Inhaber der Küferei Suppiger im Gewerbegebiet Chli Ebnet ist Roland Suppiger. Er ist mit Leib und Seele Küfer. Die klassischen Küferhandwerkzeuge Rundhobel und Gargelkamm wurden ihm in die Wiege gelegt.

Küfereihandwerk in fünfter Generation

«Mein Urgrossvater, mein Grossvater und mein Vater waren Küfer», erzählt er voller Stolz. Sein Bruder Heinz führe den Familienbetrieb, eine Schreinerei und Küferei in Buttisholz. Bereits ist die fünfte Generation der Suppigers am Zug. «Mein Sohn Marco hat die Lehre als Küfer abgeschlossen und arbeitet in unserem Familienbetrieb. Das ist eine grosse Freude für mich.» Ehefrau Carmen ist für die Administration zuständig. Roland Suppiger hat drei Mitarbeiter und bildet einen Lehrling aus. «Es ist mir wichtig, dass unser Handwerk und das Wissen nicht verloren gehen.» Er sei der Einzige, der einen Ausbildungsplatz in der Schweiz anbiete. Und was braucht es, um den Beruf der Küferin oder des Küfers zu erlernen? «Es braucht Kraft und Präzision bei der Bearbeitung des Holzes. Wichtig ist ein gutes Auge für das Holz und die Formen.» Auch müsse man gut rechnen können und die Abläufe der Weinbereitung kennen. «Ich kümmere mich derzeit 40 Prozent um die Kundenkontakte, 60 Prozent arbeite ich in der Bude», sagt der 59-jährige Chef des Betriebs. «Wir sind spezialisiert darauf, Eichenfässer mit einem Fassungsvermögen zwischen 1000 und 22 000 Litern herzustellen», sagt Suppiger. Er sei gerade aus Italien zurückgekehrt. «In Barolo in der Region Piemont habe ich zwei 5000-Liter-Fässer installiert.» Für ihn seien Sprachen enorm wichtig. «Ich besuche alle Kunden in der Schweiz und in Europa persönlich und spreche darum oft Italienisch oder Französisch.» Letztes Jahr habe er ein Fass nach Mallorca transportieren lassen. «Danach besuchten meine Frau und ich den Weinbauern.»


«Das älteste Holzfass stammt von 1771»

Roland Suppiger schätzt, dass derzeit nur noch 10 Prozent aller Weine in Fässern reifen. «Das älteste Holzfass stammt von 1771. Es befindet sich in Rolle im Kanton Waadt», fügt Suppiger hinzu. Er hat seinen Betrieb an die modernen Zeiten angepasst. In seiner Werkstatt werden auch Sauna- und Badewannen, Blumenkübel, grosse Brunnen und Hotpot-Wohlfühloasen hergestellt. Früher war das Fass das Standardgefäss für die Lagerung von Wein und anderen Gütern. Heute sind Kunststoff und Stahltanks weit verbreitet. Der Unterschied: «Der Wein kann im Holzfass atmen, reifen und nimmt das Aroma des Holzes an. Im Metalltank ist der Wein dicht abgeschlossen und kann sich nicht entwickeln», führt Suppiger aus. Neben dem klassischen Fassbau werden hier Reparaturen an bestehenden Fässern durchgeführt. «Vor Kurzem haben wir über 200 Jahre alte Fässer eines Walliser Weinbauerns aus Val d’Anniviers für einen erneuten Gebrauch restauriert.» Roland Suppiger arbeitet nicht nur für Winzer. Er trinkt auch gerne selber einen guten Tropfen. In seinem privaten Weinkeller lagert er 400 Flaschen verschiedenster Sorten. «Ich koche sehr gerne und lese den Wein nach Gelegenheit der Gänge, die ich zubereitet habe, aus.»

Programm: Feuern und zusammenziehen von Barriques an drei Tagen

Viele Leute wissen nicht, wie ein Fass entsteht. Darum öffnet die Küferei Suppiger in Küssnacht ihre Türen für die Bevölkerung. Am Donnerstag, 16. März, und am Freitag, 17. März, von 9 bis 18 Uhr und am Samstag, 18. März, von 9 bis 16 Uhr. Am Donnerstag, 16. März, steht das Feuern und Zusammenziehen eines ovalen Fasses mit 8600 Liter Fassungsvermögen für «Domaine de Fischer, Bougy» auf dem Programm. Am Freitag, 17. März, wird das Feuern und Zusammenziehen eines runden Fasses mit 3000 Liter Fassungsvermögen gezeigt. Zudem gibt es Einblick in das Küferhandwerk und eine Ausstellung von Küfereiprodukten.
Bote der Urschweiz / Edith Meyer

Autor

Bote der Urschweiz

Kontakt

Kategorie

  • Dies & Das

Publiziert am

24.02.2023

Webcode

www.schwyzkultur.ch/qiUgnv