Musik
Kammermusik in idyllischer Umgebung
Das Pfingstwochenende hielt für die Freunde der gehobenen Kammermusik besondere Leckerbissen bereit. Zusammen mit dem federführenden Ensemble Accento musicale traten an den drei Tagen zwei befreundete Formationen auf dem Rütelihof in Wangen auf; das Bläserensemble DiVent aus der Region Ausserschwyz und das Kammermusikensemble Kulturschock aus dem Talkessel Schwyz.
Den Anfang machte am Samstagabend «Accento im Oktett» mit irischer und deutscher Spätromantik. Mit Howard Fergusons Oktett op. 4 aus dem Jahr 1933 begann ein Konzertabend, der die Zuhörer restlos begeisterte. Der relativ komplexe Tonsatz der vier kurzen Sätze klang leicht und luftig, was an der sorgfältigen Instrumentation und den vielen solistischen Einwürfen lag. Es folgte das Oktett op. 73 von Felix Weingartner, der zwar verhältnismässig umfangreiche kompositorische Werke hinterliess, die aber selten gespielt werden, einige sind sogar verschollen. Sein Monumentalwerk beeindruckte mit seiner Klangfülle und den immer wieder fantasievoll aneinandergereihten Melodiebögen. Die Protagonisten Donat Nussbaumer und Anja Schärlinger, Violine; Lorenz Küchler, Bratsche; Severin Suter, Cello; Astrid Grab, Kontrabass; Urs Bamert, Klarinette; Federico Loy, Fagott; Felix Messmer, Horn, und Eleonora Em, Klavier, verstanden es ausgezeichnet, die in den Werken verborgenen Ideen der beiden Komponisten musikalisch umzusetzen, was vom Publikum mit grossem Applaus honoriert wurde.
Am Montag draussen im Freien
Am Sonntagmorgen war Accento dann zu viert, in der Besetzung Donat Nussbaumer, Violine; Lorenz Küchler, Viola; Severin Suter, Violoncello, und Urs Bamert, Klarinette, spielte das Quartett Kompositionen von drei weniger bekannten Musikern und dazu ein Werk von Schubert. Den Anfang machte Georg Friedrich Fuchs mit dem dreisätzigen Quartett Nr. 1, gefolgt vom Quartett op. 26 von Graubündens prominentestem Komponisten, Gion Antoni Derungs. Die drei Sätze, manchmal schräg, aber nie die Grenze zum Atonalen überschreitend, versinnbildlichen seine künstlerische Fantasie und seinen unbändigen Schaffensdrang. Anschliessend folgte das Quartettino für Klarinette, Violine, Viola und Cello des ungarischen Komponisten Reszö Kokai. In diesem unterhaltsamen Stück ist sein Heimatland mit seinen volkstümlichen Melodien, Modi und Rhythmen in allen vier Sätzen zu spüren. Zum Schluss stand Schuberts Streichtrio B-Dur D 581 auf dem Programm. Die vier Sätze der Komposition sind äusserlich klassizistisch angelegt, in den Mittelteilen aber hört man reinsten Schubert. Das Publikum belohnte das gelungene und auf hohem Niveau stehende Konzert mit grossem Applaus. Am Sonntagnachmittag schaffte das Bläserensemble DiVent scheinbar Unmögliches, indem es in knapp 60 Minuten die Oper «Freischütz» von Carl Maria von Weber, für ein Dezett «auf die Harmonie gesetzt» von Karl Flachs, mit fast allen Arien musikalisch intonierte. Der Fachausdruck für diese Inszenierung lautet «Taschenoper». Sebastian Rauchenstein verstand es ausgezeichnet, zwischen den Arien das Libretto mit launigen Worten zu kommentieren. Die hervorragende musikalische Darbietung des Dezetts fand den verdienten frenetischen Applaus. Einen Kontrapunkt zu diesen zwei Tagen setzte am Montagmorgen der legendäre Kulturschock und beendete damit ein fantastisches und musikalisch hochstehendes Pfingstfestival. Nebst Arien, mit ihrer Affinität zu Liebe und Drama gesungen von Lydia Opilik, begeisterte das Ensemble auch mit Astor Piazzollas «Sommer» aus den vier Jahreszeiten von Vivaldi. Ergänzt wurde das Programm mit Eigenkompositionen von Cyrill Greter und dem virtuosen Geiger Gabriel Miranda. Grosser Applaus folgte. Ein grosser Dank gebührt Brigitte Bamert, welche die zahlreichen Besucher nach Konzerten jeweils mit einem erfrischenden Apéro verwöhnte.
Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Paul A. Good
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Höfner Volksblatt & March Anzeiger
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