Musik
Kammermusik vom Feinsten in idyllischer Umgebung
Das Pfingst-Festival auf dem Hof Rüteli in Nuolen/Wangen bot an drei Tagen einmal mehr hochstehende Musik.
Das Pfingstwochenende hielt für die Freunde der gehobenen Kammermusik besondere Leckerbissen bereit. Zusammen mit dem federführenden Ensemble Accento musicale traten an den drei Tagen zwei befreundete Formationen auf, das Kammermusikensemble Kulturschock aus dem Talkessel Schwyz und das Bläserensemble DiVent aus der Region Ausserschwyz. Den Anfang machte am Samstagabend Accento musicale in grosser Besetzung. Gespielt wurden zwei ganz selten gehörte Werke, beginnend mit dem «Dezett für Streicher- und Bläserquintett » des zeitgenössischen französischen Komponisten Jean Françaix. Das halbstündige Werk mit seinen rhythmischen Raffinessen – manchmal schien es, als bekämpften sich Streicher und Bläser – streifte zwischendurch mit seinen Dissonanzen die Grenze zur atonalen Musik, überschritt sie aber nie. Die zweite Komposition mit dem Titel «Nonett in F-Dur» stammte von Franz Lachner, einst Generalmusikdirektor in München. Im Gegensatz zum vorangegangenen Stück ging die Richtung eher in eine traditionelle und harmonische. Das Publikum verdankte die hervorragende Leistung der Protagonisten mit grossem Applaus.
Bunter Mix von Kulturschock
Am Sonntagmorgen hatte dann der legendäre Kulturschock in idyllischer Umgebung seinen Auftritt, und zwar mit einem bunten Mix aus Arien, Eigenkompositionen, Barockperlen und Volksmusik. In der Besetzung Hanna Landolt und Stephanie Scalbert (Violine), Lydia Opilik (Violine und Gesang), Lorenz Küchler (Bratsche) und Severin Suter (Violoncello) begann das Konzert mit der Ouvertüre aus Purcells Oper «Dido und Aeneas». Lydia Opilik begeisterte anschliessend mit wunderschön gesungenen Arien aus Werken von Gluck, Vivaldi und Händel. Das facettenreiche Konzert beendete Kulturschock mit zwei Kompositionen von Astor Piazzolla. Der stürmische Applaus rief nach einer Zugabe, die die zahlreichen Zuhörer auch bekamen.
Taschenoper in der freien Natur
Eine Oper, die im Original 3 Stunden dauert, in knapp 90 Minuten geniessen? Unmöglich denkt man. Doch das Bläserensemble DiVent schaffte das am Sonntagabend. Auf dem Programm stand Mozarts Zauberflöte als «Taschenoper in 90 Minuten», für Bläseroktett «auf die Harmonie gesetzt» von Josef Heidenreich. Dabei spielte das Oktett, ergänzt durch einen Kontrabass, alle 17 Arien der Oper draussen in der freien Natur. Sebastian Rauchenstein verstand es ausgezeichnet, zwischen den Arien den Ablauf der Geschichte in launigen Worten den überaus zahlreich erschienenen Zuschauern bildlich vor Augen zu führen. Die hervorragende musikalische Darbietung der neun Musikerinnen und Musiker fand verdienten Applaus. Mit einem interessanten Programm beschloss dann am Montagmorgen die kleine Formation von Accento musicale den Reigen des kammermusikalischen Festivals. Das Konzert begann mit «Invitation e Danzón», einem Trio für Violoncello, Klarinette und Klavier des kubanischen Musikers Paquito d’Rivera, der eigentlich vor allem in der Jazzwelt bekannt ist, aber auch meisterhaft klassische Musik mit populärer verbindet. Anschliessend kam mit Sandor Veress und seiner «Introduktion e Coda» ein ungarisch-schweizerischer Komponist des 20. Jahrhunderts zum Zug, ein Stück mit Tendenz zum atonalen. Abgeschlossen wurde das äusserst interessante Konzert mit einer der letzten Kompositionen von Franz Schubert, dem viersätzigen «Trio in Es-Dur für Klavier, Violine und Violoncello Nr. 2». Der nicht enden wollende vierte Satz fasste die vorigen zusammen und war insgesamt eine Art krönender Abschluss des in allen Teilen faszinierenden Festivals.
Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Paul A. Good
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