Heilwig Pfanzelter (3. v.r.) und das Streichquartett Accento musicale mit Eleonora Em (Klavier), Donat Nussbaumer und Meinrad Küchler (Violine), Lorenz Küchler (Bratsche), Severin Suter (Violoncello) und Urs Bamert (Klarinette) boten einen Mozart-Abend der Sonderklasse. Bild Janine Jakob
Heilwig Pfanzelter (3. v.r.) und das Streichquartett Accento musicale mit Eleonora Em (Klavier), Donat Nussbaumer und Meinrad Küchler (Violine), Lorenz Küchler (Bratsche), Severin Suter (Violoncello) und Urs Bamert (Klarinette) boten einen Mozart-Abend der Sonderklasse. Bild Janine Jakob

Musik

Mozarts schöne Musik im Kontrast zu seinen Trieb gesteuerten «Bäsle-Br

Kammermusik von Accento musicale und das Lesen von Mozarts Briefen an seine Cousine durch Heilwig Pfanzelter beim Weingut Clerc Bamert in Wangen entzückte und erstaunte. 

Zur Adventszeit hat die professionelle Schwyzer Kammermusik-Vereinigung Accento musicale am Sonntag erstmals ein Konzert in der Verbindung von «Musik und Wort» im Weingut Clerc Bamert in Wangen veranstaltet. Im Fokus stand dabei im musikalischen Teil die Kammermusik Mozarts, welche im literarischen Teil von Mozarts Briefen an die Cousine Maria Anna Thekla Mozart, vorgelesen von Heilwig Pfanzelter, ergänzt wurden.Die «Bäsle-Briefe » von 1777 bis 1781 verfasst,reflektieren die intime Freundschaft zwischen dem anfänglich 21-jährigen Vetter und der drei Jahre jüngeren Cousine.


Welch ein Kontrast


Wer an Wolfgang Amadeus Mozart denkt,der denkt an seine unvergleichliche Musik,sein enormes Talent,an musikalische Präzision und harmonische Klänge. Obszönitäten und pubertäre Ausdrucksweisen passen da nicht dazu. Sie waren aber genauso wie seine charmante und romantische Ausdrucksweise Teil von Mozart, wie dieser Abend in gekonnter und humoristischer Weise vermitteln konnte. Wohl gerade, weil er ein Genie war, vermochten seine Triebe stärker ausgeprägt gewesen sein und die Sprache in den Briefen an seine Cousine eine Art Ventil. Diese anderen Seiten des Genies, die bisher weniger bekannt sind, verlieh die aus Vorarlberg stammende Sängerin, Schauspielerin und Moderatorin Heilwig Pfanzelter mit ihrer charakteristischen Stimme gekonnt Ausdruck: «Immer was Gescheites ist anstrengend», so im Brief vom 31. Oktober 1777, oder sehnsüchtig «Haben Sie mich immer noch so lieb wie ich Sie? Oder: «Ich küsse Sie auf die Hand … und überall wo Sie erlauben » am 13. November 1777. Unter anderem am 3. Dezember 1777 schrieb er einen Reim «Schreiben Sie mir bald, denn es ist so kalt». Als Charmeur verabschiedete er sich am 24. April 1780 mit einer Zahl von über zwölf Trillionen Komplimenten, die das Publikum zum Schmunzeln brachten, woraufhin Accento musicale das «Streichquartett KV 499» auf höchstem Niveau vorgetragen hat. Die Briefe verwunderten teils auch mit Ausdrucksweisen wie «Leck mich am Arsch», «edler Sauschwanz» oder «… ich scheisse schon wirklich bald 22 Jahr aus demselben Loch, und doch ist noch nichts verrissen, und hab schon so oft geschissen…».


Passend in die Musik eingebettet


Die Verspieltheit, das Schlitzohr, das Pubertäre und Vulgäre – die Briefe wurden passend in die Musik eingebettet. Ob Mozarts «Klaviersonate B-Dur », der zweite Satz des «Kegelstatt-Trios» oder das «Streichquintett Nr. 3» – die Musikerin Eleonora Em und die Musiker Donat Nussbaumer, Meinrad und Lorenz Küchler, Severin Suter und Urs Bamert sorgten für beste Kammermusik- Unterhaltung. Der Abend wurde mit einer Degustation regionaler Weine im gemütlichen Ambiente abgerundet, bei dem ein Gedanke immer wieder im Kopf kreiste: Wie schön es doch wäre, wieder einmal einen echten, handgeschriebenen, unterhaltsamen Brief mit netten Komplimenten zu erhalten. Die Hoffnung stirbt zuletzt, schliesslich ist bald Weihnacht. Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Janine Jakob

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

12.12.2017

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