Aus Broschüren schuf Eva Gratzl Objekte, die sie wiederum fotografisch in Szene setzte. Bild Franziska Kohler
Aus Broschüren schuf Eva Gratzl Objekte, die sie wiederum fotografisch in Szene setzte. Bild Franziska Kohler

Kunst & Design

Werke und Materialien künstlerisch wiederverwertet

Papierskulpturen aus Broschüren und Klima-verträgliche Auseinandersetzungen mit Opern-Motiven: Am Freitag fand im Temporären Kunsthaus Lachen die Vernissage einer Ausstellung zum Thema Recycling statt.

 Die einzelnen Elemente der aktuellen Ausstellung im Temporären Kunsthaus in Lachen lassen sich auf den ersten Blick schwer auf einen gemeinsamen Nenner bringen. Neben bunten Papierrollen im unteren Bereich schweben im oberen Ausstellungsraum fast organisch wirkende Gebilde aus Broschüren vor Fotografien, die an Makroaufnahmen von Pflanzenteilen erinnern. Skulpturen drängen sich in Raumecken: gedrehte Papierstapel, in der Bewegung erstarrt und auf einen Sockel montiert. Papier scheint das Leitmotiv der drei gezeigten Projekte, aber nicht nur. «Alle Exponate stammen aus Recycling- Material und entstanden als Teamwork », ergänzt der Siebner Künstler Urs Martin Traber in seiner kurzen Ansprache zur Eröffnung der Ausstellung am vergangenen Freitag. Das Projekt «Transformation» von Eva Gratzl und ihm besteht aus insgesamt 6300 Büchlein, die für das kurzfristig abgesagte Schwyzer Kulturwochenende im April 2020 gedruckt wurden. Traber wollte die Programmhefte nicht weggeworfen wissen und holte sie mit seinem Lieferwagen eigenhändig im Depot des kantonalen Sicherheitsstützpunktes in Biberbrugg ab. «Ich mag es, mit Papier zu arbeiten, das Spuren aufweist», erklärt er und fügt verschmitzt an, «Ich habe sozusagen einen Horror Vacui, eine Furcht vor der Leere, respektive dem leeren Papier.» Benutzte Materialien hätten eine Geschichte, einen Bezug zu Menschen. Passend zur Vernissage ziert eine der verarbeiteten Broschüren Trabers Kravatte. Die Besucherinnen und Besucher sind zwar nicht in Scharen anwesend, aber doch zahlreich. Sie scheinen sichtlich beeindruckt von den Möglichkeiten zur künstlerischen Transformation und Wiederverwertung. Die Ausstellung wird noch nächstes Wochenende zu sehen sein.

Kunstwerk aus einem Kunstwerk


Die Arbeit mit den Büchlein stemmte Traber nicht alleine, sondern gemeinsam mit Eva Gratzl. Die Lachner Künstlerin war an allen drei Projekten beteiligt, erarbeitete Konzepte, schuf Skulpturen, fotografierte und zeichnete. Für «Transformation» drehte, faltete und verklebte sie die viereckigen und flachen Broschüren zu organisch anmutenden runden Gebilden. Diese bilden eigene Kunstwerke. «Sie weisen unterschiedliche Seiten auf», erklärt Gratzl und dreht eine ihrer Schöpfungen ins Licht. Danach hat sie die Objekte vor einem schwarzen Hintergrund fotografiert, bearbeitet und so ein weiteres Werk geschaffen. Ein Re-recycling sozusagen.

Lohengrin auf dem E-Bike


Im Projekt «Das Opern ABC im Zeichen von Umweltschutz und Klimaerwärmung» wirkte Gratzl zusammen mit der Pfäffiker Künstlerin Jana Jaun. Die beiden interpretierten mittels Illustrationen kurze Gedicht-Passagen des Autors Peter Gisi zu bekannten und weniger bekannten Werken aus der Opernwelt. Zum Beispiel in der Auseinandersetzung mit «Lohengrin» aus der Feder des Komponisten Richard Wagner fährt der Schwanenritter auf einem E-Bike und mit einem Velohelm mit Schwan-Motiv vor. Darunter steht «Ist Lohengrin nicht längst ein Pionier, mit seinem Abgas-armen Schwanentier?». Der Schwan, sein eigentliches Fortbewegungsmittel in der Sage, mag es ihm gedankt haben. Auch Ulrike Baumgartl, Irene Reichmuth und Arthur Fischer-Colbrie recycelten in «Aus Rollen neu Aufgerolltes» sowohl Kunst als auch Materialien. Vom letztjährigen Projekt «Kunst vom Fliessband» in der Werkhalle Siebnen blieben rund 100 Meter bemaltes Papier übrig. Dies wollten die Kunstschaffenden nicht verkommen lassen und schufen diverse Mobiles und Rollenstapel in den buntesten Farben.

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Franziska Kohler

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Kunst & Design

Publiziert am

20.09.2021

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www.schwyzkultur.ch/QjreJa