Die Ausstellungsgruppe Chärnehus ist voll der Freude über die Preisverleihung des ersten Einsiedler Kulturpreises. Fotos: Magnus Leibundgut
Die Ausstellungsgruppe Chärnehus ist voll der Freude über die Preisverleihung des ersten Einsiedler Kulturpreises. Fotos: Magnus Leibundgut

Dies & Das

Wertvolle Arbeit wurde anerkannt

Die Ausstellungsgruppe des Kulturvereins Chärnehus hat den Kulturpreis erhalten, der vom Bezirk Einsiedeln zum ersten Mal verliehen wurde Nach dreissig Ausstellungen in über vierzig Jahren bekommt die Ausstellungsgruppe Chärnehus die Anerkennung, die sie für ihre Arbeit wohlweislich und aus gutem Grund verdient hat

Historisches ging am Samstag im Chärnehus über die Bühne: Zum ersten Mal in der Geschichte des Bezirks Einsiedeln wurde ein Kulturpreis verliehen. Zu dieser Verleihung hätten sich beileibe nicht nur «Chärnehüsler» versammelt, bemerkte Bezirksrat Christoph Bingisser, Präsident der Kulturkommission, bei der Begrüssung der rund 200 Gäste: Er sehe im Rund viele Gesichter aus dem ganzen Einsiedler Kulturkuchen. Dies sei nicht zuletzt Ausdruck davon, wie sehr das Engagement der Ausstellungsgruppe im Einsiedler Kulturleben geschätzt und wahrgenommen werde, konstatierte Bingisser: Dank der Preisübergabe an die Ausstellungsgruppe erhalte diese schliesslich Wertschätzung und Anerkennung für ihre wertvolle Arbeit, die sie in so langer Zeit unermüdlich geleistet habe.


Bereicherung der Kulturlandschaft


Dass es im Klosterdorf neuerdings einen Kulturpreis gebe, führte Bingisser aus, verdanke sich in erster Linie der Innovation der Kulturkommission Einsiedeln, welche die kulturellen Anliegen im Bezirk aufnehme und die Interessen der verschiedenen Kulturrichtungen vertrete. Dank der Arbeit der Kommission erfahre die Kultur in Einsiedeln eine spürbare Belebung, sagte Bingisser: «Mit der Schaffung eines Kulturpreises findet eine Bereicherung der Kulturlandschaft statt.» Auch wenn andere Gemeinden bereits einen solchen Kulturpreis hätten, würde das Klosterdorf damit nicht einfach auf ein Ross aufsteigen: «Dieser Kulturpreis soll als fester Bestandteil zu Einsiedeln gehören und fortan alle zwei Jahre vergeben werden», sagte Bingisser. Dass nun die Ausstellungsgruppe den ersten Preis erhalte, sei bezeichnend: «Ohne die Gruppe wäre das Chärnehus ohne Leben. Sie zeigt Geschichte und lässt diese hautnah erleben», stellte der Vorsteher des Ressorts Bildung und Kultur fest. Die Arbeit der Gruppe sei schliesslich die Frucht unzähliger ehrenamtlich geleisteter Stunden.


«Goldigä Chräh» von Toni Ochnser


Was der internationalen Filmwelt der Oscar ist, das sei dem Einsiedler Kulturpreis der «Goldigä Chräh», sagte Bezirksrat Bingisser bei der Verdankung von Toni Ochsner, der den Preis geschaffen hat. Die Freude war gross und stand Markus Staub von der Ausstellungsgruppe ins Gesicht geschrieben, als ihr am Samstag im Chärnehus Einsiedeln der Kulturpreis übergeben wurde. Sein Dank ging in erster Linie an Mona Birchler, welche die Gruppe für den Preis vorgeschlagen hatte, an die Sponsoren, an die Gruppe selber, die seit Generationen faszinierende Ausstellungen im Chärnehus präsentiert und nicht zuletzt an all die vielen treuen Besucher der Ausstellungen. In seiner Laudatio ging Andreas Meyerhans, Gemeindeschreiber in Wollerau, auf den Umstand ein, dass die Kulturkommission aus zwölf Vorschlägen eine Wahl zu treffen hatte: «Dies zeigt auf, dass die Kultur im Klosterdorf lebt – und dass das Engagement gross ist.»


Bedeutung über den Bezirk hinaus


Dass die Mitglieder der Ausstellungsgruppe des Kulturvereins Chärnehus zu den ersten Trägern des Einsiedler Kulturpreises gewählt worden sind, sei eine besondere Ehre und Wertschätzung. Schliesslich hätten die Ausstellungen und Publikationen der Gruppe eine Bedeutung weit über den Bezirk Einsiedeln hinaus. «Die Gruppe hat es immer wieder geschafft, Themen aufzugreifen, welche die Bevölkerung über das Klosterdorf hinaus interessierten und unsere Region diesseits und jenseits des Etzels prägten», sagte Meyerhans. Der Laudator thematisierte die Ausstellungen zum Sihlsee, zum Etzelwerk oder zur Bahn in Einsiedeln. Ebenso erwähnte Meyerhans Ausstellungen wie «Noutzyte – Hunger, Süüche, Wasser, Füür» aus dem Jahr 1987, «Werbung für Einsiedeln aus fünf Jahrhunderten » von 1996 oder die Ausstellung «Einsiedeln – seine Gasthäuser, seine Gäste – von der Herberge zum Take Away» im Jahr 2014. Daneben habe die Gruppe auch spezifische Einsiedler Themen für eine breite Bevölkerung fassbar gemacht, sagte Meyerhans: Er führte hierbei die Ausstellung zu den Bruderschaften, Zünften und Vereinen im Jahr 1988, die Ausstellung zu den Einsiedler Kleinplastiken von 1989 oder zu den Einsiedler Bräuchen 1995 auf.


Welttheater, Lienert, Paracelsus


Auch das Welttheater, Meinrad Lienert oder Paracelsus und seine Zeit seien zu Ehren gekommen. Und dass das Klosterdorf das Glück hatte, als Wallfahrtsort immer auch die Heimat von guten professionellen Fotografen gewesen zu sein, habe just die letzte Ausstellung «Einsiedeln und seine Fotograf( i)en» bewiesen. Ohne die Ausstellungen und Bücher der Gruppe würden der Region Einsiedeln, aber auch dem Kanton Schwyz im «kollektiven Gedächtnis» etwas fehlen, konstatierte Meyerhans. Bezüglich der kommenden Ausstellung «Leben und Überleben in der Zeit des Zweiten Weltkrieges» fügte der Laudator an: «Wer etwas über jene Zeit erfahren will, kann nicht nur ein paar Bücher lesen oder Zeitungen konsultieren.» Dazu müsse man Menschen befragen, Situationen und Lebensumstände ergründen – und für eine Ausstellung auch noch Objekte finden. Das brauche Zeit und Engagement. Wer über Jahre hinweg mit seinen Ausstellungen auf Anklang stossen wolle, müsse offen sein für Themen, stellte Meyerhans fest. Er müsse aber auch die Offenheit haben, auf Personen zuzugehen und sie zur Mitarbeit überzeugen zu können. Zur Offenheit gehöre überdies auch ein Verwurzeltsein in der Region, im Dorf, im Leben. «Das ist bei den Mitgliedern der Gruppe mehr als der Fall», betonte Meyerhans: Und dieses Verwurzeltsein öffne da und dort Türen und Tore, die sonst verschlossen bleiben würden.


Wichtige Arbeit der Freiwilligen


«Unsere Gesellschaft kämpft heute mit dem Phänomen, dass viele möglichst viel erleben wollen, sich selber aber kaum mehr langfristig für eine Sache verpflichten wollen», stellte der Laudator fest: Die Mitglieder der Gruppe würden sich jeweils mit dem «Go» zur nächsten Ausstellung für zwei Jahre verpflichten. Nur gemeinsam könne das Ziel einer Ausstellung, welche das Klosterdorf erfreuen, bereichern und zum Staunen bringen soll, erreicht werden. Damit würden die Preisträger im Jahr der Freiwilligkeit ein wichtiges Ausrufezeichen setzen, führte Meyerhans aus. Er sprach auch die Liebe zum Klosterdorf und seinen Bewohnern, zu «Land und Lüüt» an, die bei den «Chärnehüslern» zum Ausdruck käme. Dazu gehöre auch eine grosse Bereitschaft, sich für das Dorf Einsiedeln und seine Bewohner einzusetzen.


Im Wirken für die Nachwelt


Zu guter Letzt kam Meyerhans in seiner Lobrede auf die Neugierde zu sprechen: «Die breite Themenpalette der Gruppe beweist, dass ihr neugierige Leute angehören, die sich für ihre Mitmenschen und deren Schicksal interessieren.» Die Preisträger seien herausgefordert, die Erkenntnis gerade auch bei jüngeren Mitbürgern zu wecken, dass sich ein Engagement in einer Gruppe wie der Ausstellungsgruppe des Kulturvereins Chärnehus lohne – für sich selber, für Einsiedeln, aber letztlich auch für die Nachwelt. Meyerhans bezeichnete zum Schluss die Gruppe als zentralen Bestandteil der Einsiedler Dorfkultur – mit Strahlkraft im ganzen Kanton: «Ich freue mich auf die nächsten vierzig Jahre Ausstellungen im Chärnehus.»


Einsiedler Anzeiger / ml

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Einsiedler Anzeiger

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Publiziert am

27.08.2019

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