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Filmregisseur Thomas Horat gab SRG Schwyz-Präsident Urs Fink (rechts) Auskunft zum Film «Die Rückkehr der Wölfe». Foto: Konrad Schuler
Filmregisseur Thomas Horat gab SRG Schwyz-Präsident Urs Fink (rechts) Auskunft zum Film «Die Rückkehr der Wölfe». Foto: Konrad Schuler

Film

Wie mit dem Wolf zusammenleben?

Grosses Interesse an Film-Vorpremiere der SRG Schwyz «Die Rückkehr der Wölfe» Rund 170 Personen verfolgten im Natur- und Tierpark Goldau die Film-Vorpremiere «Die Rückkehr der Wölfe» mit anschliessender Podiumsdiskussion. Eingeladen hatte die SRG Schwyz.

Um 17 Uhr wurde in Anwesenheit des Regisseurs Thomas Horat der Film «Die Rückkehr der Wölfe» als Vorpremiere im Restaurant «Grüne Gans» gezeigt. Nach dem offerierten Apéro diskutierten Ruedi Fässler aus Unteriberg, Schafhalter und Co-Präsident des Vereins zum Schutz von Jagd- und Nutztieren vor Grossraubtieren Zentralschweiz, Biologin Gudrun Pflüger, David Gerke, Präsident Gruppe Wolf Schweiz und zudem Schafhirte und Jäger, sowie Thomas Horat unter der Leitung von Raphael Prinz, SRF-Fernsehkorrespondent Zentralschweiz über das spannende Thema.


Erfreulich grosses Echo


Mit dieser Veranstaltung griff die SRG Schwyz ein aktuelles Thema auf. Erst letzte Woche befassten sich die eidgenössischen Räte mit dem Jagdgesetz und damit dem Umgang mit dem Wolf. In der Zwischenzeit wurde von mehreren Organisationen bereits ein Referendum angekündigt. Der 91-minütige Dokumentarfilm «Die Rückkehr der Wölfe» stellt das einheimische Raubtier ins Zentrum des Geschehens und dokumentiert Begegnungen mit Menschen, die mit dem Wolf in Berührung kommen. Das neue Werk des Schwyzer Regisseurs Thomas Horat wurde in der Schweiz, Deutschland, Österreich, Bulgarien, Polen und Minnesota gedreht und thematisiert zentrale Fragen. Die SRG Schwyz wollte mit diesem Anlass das Thema von verschiedenen Seiten her beleuchten und so zur Meinungsbildung beitragen. Schon im Film gab es brisante Aussagen: «Mensch und Wolf sind Schwesternarten der Evolution », war die eine. Die andere lautete: «Die Mehrheit der Bevölkerung in den Städten will den Wolf. Diese Menschen haben aber weder den Aufwand noch die Schäden.»


«Der Wolf gerät zwischen die Fronten»


Theo Zurfluh aus Isenthal, selber betroffen von Wolfsrissen zuerst auf dem Heimbetrieb und später auf der Alp, führte aus: «Wir sind nicht gegen den Wolf, wir sind für unsere Nutztiere. Meine Muttertiere sind noch heute traumatisiert.» Ruedi Fässler stört sich daran, dass Klischees ständig wiederholt werden, bis sie viele Leute glauben. «Die einzigen Idioten sind ein paar Bauern, die man mit ein paar Franken abspeist. Heute kommen meine Tiere nach Hause. Erstmals bin ich seit 44 Jahren nicht dabei. Ich habe eine Bindung zu den Tieren. Im Film kommen die Landwirte zu kurz.» Er habe kein Problem mit dem Wolf. Dieser aber habe das Pech, dass er zwischen die Fronten gerate. «Wir Bauern können ja nichts dafür, dass wir zu unseren Nutztieren schauen.» Es gehe darum, eine Lösung anzustreben, die es erlaube, mit dem Wolf zu leben. «Wenn der Wolf aber en Problem wird, müssen wir ihn entfernen», führte er aus. Es sei einfach unfair, auf die Schafbauern einzuprügeln. «Wir halten die Schafe für die Fleischproduktion. Die Hirten fördern die Biodiversität. Wenn wir die Schafe auf engem Raum zusammenpferchen, brauchen wir mehr Antibiotika und die Tiere werden krankheitsanfälliger.» Ein wichtiger erster Schritt in die richtige Richtung habe die Politik getan, in dem die Kompetenz zur Regulierung an die Kantone heruntergegeben worden sei. «Der Wolf ist eine riesige Herausforderung für die Berggebiete und den Tourismus. Wenn das Referendum zustande kommen sollte, wäre dies für uns Schafbauern schrecklich», so Fässler.


Kontrollverlust des Menschen


David Gerke vertrat die Meinung, dass das Problem der Kontrollverlust des Menschen sei. Der Wolf löse Ängste aus. Er sei aber ein anpassungsfähiges Wildtier, das auch in Kulturlandschaften leben könne. «Es braucht Regeln, es braucht eine Regulierung. Es ist kein schöner Anblick, wenn Schafe gerissen werden. Ein Leben mit dem Wolf bedeutet für die Schafbauern ein Mehraufwand. Das ist klar. Ohne Herdenschutzhunde und Zäune geht es nicht», führte er aus. Gudrun Pflüger zeigte sich überzeugt, dass es keine wolfsfreie Zone in den Alpen geben könne. Der Wolf werde sich vermehren. Die Idee der Regulierung durch den Abschuss werde sich nicht durchsetzen. Der Wolf habe nicht gerne Überraschungen. Es gelte auszuprobieren, auf welche Signale der Wolf anspreche, auf Licht, auf laute Geräusche, auf Strom und so weiter. Filmregisseur Thomas Horat meinte, dass wir in einer Zeit von Veränderungen leben und auf beiden Seiten viel passieren werde. «Wir werden künftig mehr Wölfe haben und es wird einen stärkeren Herdenschutz brauchen», so seine Ansicht. Ein Gast bemerkte, dass schon 1993 die gleichen Diskussionen geführt wurden. Er frage nach wirklichen Lösungsansätzen, die er nur andeutungsweise bekam. Am Ende stand das Fazit im Raum, dass wir wahrscheinlich auch in 20 Jahren kaum weiter seien mit Lösungen. Es brauche aber Regeln, die halbwegs von einer Mehrheit anerkannt würden.


Einsiedler Anzeiger / K.S.

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Film

Publiziert am

24.09.2019

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