Die Laienschauspieler des Willerzeller Theaters hauchten Leben in die Charaktere, welche sie glänzend verkörperten. Bild Franz Kälin
Die Laienschauspieler des Willerzeller Theaters hauchten Leben in die Charaktere, welche sie glänzend verkörperten. Bild Franz Kälin

Bühne

«Lieber hämmer Chopfweh!»

Willerzeller Theaterpremiere mit Lachsalven und Szenenapplaus für das Stück «Nur Zoff mit em Stoff».

Was ist es eigentlich, das die immer gleichen Besucher zur Theaterpremiere ins Willerzell zieht die Leute aus Libingen, aus Schwyz, aus Einsiedeln, und auch aus Willerzell? Sie alle sind ein treues Stammpublikum, das leichte Unterhaltung will  und auch bekommt. Die Theatergruppe «von ännet dem See» hat sich in den vergangenen gut drei Jahrzehnten einen exzellenten Ruf erarbeitet. Die Marke «Willerzell» steht für Schwänke, die Lachen und Schenkelklopfen auslösen, sie steht auch für ein fast unerschöpfliches Potenzial an begabten Laienschauspielern, die ihre Rollen nicht nur «schön aufsagen», sondern sie mit Leben füllen, ihnen eine Persönlichkeit geben. Schöne Kulissen und passende Accessoires runden das Ganze ab, machen den Theaterabend zu einem unbeschwerten Vergnügen. Und schlussendlich lässt das geschickte Einfädeln lokaler Geschehnisse ein «Zuhausegefühl» aufkommen. Und nach Hause kommt man immer wieder gerne, denn viel Liebgewordenes, Vertrautes fördert Bindungen ans Theater.

Bernd Gombold zum Dritten

Nach 2007 mit «Um Himmels Wille  Herr Pfarrer» und 2012 mit «Alles beschtens greglet», wurde von Autor Bernd Gombold mit «Nur Zoff mit em Stoff» das dritte Stück ins Programm aufgenommen. Doch wer ist dieser Bernd Gombold? Der nächstes Jahr fünfzig Lenze zählende Autor, geboren in Sigmarin gen/Baden-Württemberg, studierte Diplomverwaltungswirt FH. Seit 2005 ist er Bürgermeister in seiner Heimatgemeinde Inzigkofen. Er spielte früher selber Theater. Sein liebstes Hobby ist das Schreiben von Theaterstücken  bis heute hat er deren 50 zu Papier gebracht. Im aktuellen Stück «Nur Zoff mit em Stoff» dreht sich anfangs alles um Gemüsebauer Franz Grüeniger und seine Frau Erika sowie ihre Nachbarin Maja Beerli. Die betreibt einen gut laufenden ökologischen Gemüseanbau  und nebenher eine Praxis für chinesische Heilkunst. Die Enge der kleinen Willerzeller Bühne bewirkt, dass die beiden Nachbarn und Konkurrenten fast «aufeinander hocken», jeder den anderen belauert und bei den Kunden schlecht macht. Ja, und so bezieht halt die wankelmütige Ladenbesitzerin Berta Lädeli mal bei ihm und dann wieder bei ihr Gemüse.

Retter aus finanzieller Not

Die vermögende Anneliese von der Heide, eine Gesundheitsfanatikerin, lässt sich ihre 15-Minuten-Kuren bei Maja Beerli fürstlich kosten, Geld spielt keine Rolle, wenn man sich nachher wieder besser fühlt  oder meint, sich besser zu fühlen. Das freundnachbarliche Gezänk unterbrechen erst «Bonzo» und seine Pflänzchen  und damit ein Zusatzverdienst für Franz Grüeniger, dann der Pizzabäcker und seine temperamentvolle Frau mit Pizza und Amore. Dem Ganzen das Krönchen setzt «Beat Weichmann» in seiner Doppelrolle als Homosexueller und  nein, das sei nicht verraten  Einzelne Akteure zu loben, ist fast unmöglich. Regisseurin Beatrice Gyr hatte bei der Rollenverteilung ein gutes Händchen. Die fünf Damen- und fünf Herrenrollen sind ideal besetzt. Alle verkörpern «ihre» Person aufs Beste, hauchen ihr Leben ein. Als Zuschauer hat man es zuweilen nicht einfach, beim einzelnen Akteur zwischen Rolle und wirklichem Leben zu unterscheiden, alles wirkt dermassen echt.

Spielzeit in Willerzell bis 14. Januar 2017

Vorverkauf
T 055 412 19 94

Einsiedler Anzeiger (lj)

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

30.12.2016

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