Die Theatergruppe Willerzell überzeugte an der Premiere mit dem Stück « Vier Fraue und ei Ma» (von links): Marcel Schönbächler als Schang Briefträger, Martina Birchler als Klementine Chratzli, Heidi Ott als Mathilda Chratzli und Arnold Gyr als Fritz Schlemmerbühl. Foto: Franz Kälin
Die Theatergruppe Willerzell überzeugte an der Premiere mit dem Stück « Vier Fraue und ei Ma» (von links): Marcel Schönbächler als Schang Briefträger, Martina Birchler als Klementine Chratzli, Heidi Ott als Mathilda Chratzli und Arnold Gyr als Fritz Schlemmerbühl. Foto: Franz Kälin

Bühne

Strapazierte Lachmuskeln an der Willerzeller Theater-Premiere

Zum 34. Mal eröffnete die Theatergruppe Willerzell am vergangenen Dienstag im Schulhaus Willerzell ihre Saison mit einem Schwank in bester Manier. Und bereits zum siebten Mal wählten sie dafür ein Stück des Schweizer Erfolgsautors Josef Brun.

Dass man mit Bauernschläue und List gegen vier Frauen bestehen kann, zeigte der Frauenverehrer Chratzli Sepp auf eindrückliche Art – besonders gegen seine zwei raffgierigen Schwestern. Und der Schwank kommt zu einem ungewöhnlichen Ende – nach vielen Wirren. Alle Ingredienzien einer erfolgreichen Komödie sind hier gegeben. Das wird wieder eine Saison, die die Zuschauer in Massen nach Willerzell lockt. Die Spieler können ganz einfach solche Schwänke auf der Bühne ausleben. Und das zementiert den guten Ruf des kleinen, feinen Theaters förmlich. Schon beim Apéro ist eine grosse Theaterfamilie vereint. «Man» trifft sich immer am Stephanstag nach 19 Uhr im Theater in Willerzell und das für viele schon seit Jahren, ja, Jahrzehnten. Die Vorfreude auf eineinhalb Stunden Situationskomik und unbeschwertes Herauslachen ist riesig. Und diese lockere Unterhaltung passt perfekt zur Nachweihnachtszeit, hat ihren festen Platz in vielen Kalendern.


Josef Brun zum siebten Mal


Wer ist Josef Brun? Der heute 72-Jährige ist im Hauptberuf Landwirt und betreibt das Stückeschreiben als Hobby. 1978 hat er sein erstes Theaterstück «Bergprinzessin » geschrieben. Darauf folgten abwechslungsweise Volksstücke und Lustspiele, hauptsächlich Dreiund Vierakter, aber auch Ein- und Zweiakter, genau deren 50! Daneben schrieb er auch zahlreiche Sketches, ein Sketchbuch und zwei Übersetzungen. «Vier Fraue und ei Ma» ist sicher eines seiner erfolgreichsten Stücke. Viele Theatervereine beklagen sich, dass es immer weniger gute und neue Stücke und Schwänke von Schweizer Autoren gebe. Man müsse sich deshalb an Übersetzungen oder Klassiker wenden. Es gibt aber durchaus Schweizer Autoren, die ihr Handwerk beherrschen und eben auch Vereine, die die Stücke gekonnt spielen können. Was alle Zuschauer gestern Abend erlebt hatten, war Theaterspielen in voller Lust und Freude. Da stimmten die Gags, und die Pointen kamen im besten einheimischen Dialekt träf rüber. Mit viel Liebe zum Detail hat Regisseurin Beatrice Gyr das urchige Lustspiel in Szene gesetzt. Neben den beiden Hauptdarstellern – der bärbeissige Bauer und dessen kratzbürstige Haushälterin Rosalia Schlemmerbühl, bestanden die Nebenrollen (falls man überhaupt von solchen sprechen kann) ihren Part brillant. Die beiden Schwestern des Chratzli Sepp, Klementine und Mathilda, spielen ihre Rollen genauso exzellent wie die Haushälterin. Die drei «leben» ihre Rollen förmlich, da wird Wirklichkeit und Spiel gekonnt vertauscht. Ja, mit diesen drei Frauen möchte ich, wenn sie im Privatleben derart viele «Haare auf den Zähnen» haben sollten, nichts zu tun haben. Ein Wunder, dass sich der Bauer ihnen mit List immer wieder entziehen kann! Man merkt, dass sich alle Spieler wohl in ihrer Theaterhaut fühlten. Zudem kommt noch hinzu, dass die drei Darstellerinnen über eine gute Portion Temperament verfügen. Ein Lob gehört sicher auch den Kulissen- Masken- und Kostümverantwortlichen, die viel zum guten Gelingen beitragen.


«Der Frauenversteher»


Wie wird man zum erfolgreichen «Frauenversteher» und das auch noch mit 60 Jahren? Da diskutiert der Bauer mit seiner Haushälterin, die ihm vorwirft, dass «Verführen» eine Sünde sei. Und der Bauer sieht sich halt gerne in der Rolle, dass er mit seinen vielen Talenten jede Frau kriegt, ja jede ihn haben will. Und Fritz, der Sohn aus einer sich erst am Schluss aufklärenden Liäson der Haushälterin mit dem Pöstler, meint einmal treffend, dass es nichts Langweiligeres gebe, als den normalen Menschen. Sepp setzt sich, als er die Kontrolle zu verlieren droht, nach Japan ab. Und nun warten die Frauen darauf, dass er dort endlich stirbt, dass sein Herzschrittmacher aussetzt und sie erben können. Doch dem Bauern-Casanova gefällt es dort – er schreibt nach einiger Zeit, dass er noch nicht gestorben sei. Doch nach ein paar Jahren kommt die Todesmeldung tatsächlich und die Überraschung hintendrein. Womit wir am Ende der Komödie angelangt sind. Und dieses Ende sei nicht verraten!


Einsiedler Anzeiger / lj

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

29.12.2017

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