Die Wortkünstler (v. l.) Phibi Reichlin, Jule Eckhard, Gina Walter und Max Kaufmann, durch den Abend führte wie im Vorjahr Lisa Christ. Bild Hans Ueli Kühni
Die Wortkünstler (v. l.) Phibi Reichlin, Jule Eckhard, Gina Walter und Max Kaufmann, durch den Abend führte wie im Vorjahr Lisa Christ. Bild Hans Ueli Kühni

Bühne

Es gewann der Richtige beim Poetry-Slam

Zum siebten Mal lud die Kulturkommission Wollerau am Samstagabend zu einem Poetry-Slam-Wettstreit ein. Sieben junge Talente nahmen teil.

So langsam scheint sich der Wollerauer Poetry Slam-Wettstreit einen Namen zu machen, sind es doch jedes Jahr mehr Besucher, die zu diesem Wettstreit um Worte erscheinen. Zum zweiten Mal führte Lisa Christ, die selber eine begnadete Vertreterin dieses Metiers ist, durch den Abend. Für jene Besucher, die die Regeln eines Dichterwettstreits nicht kannten, erklärte sie diese: Jeder muss einen eigenen Text vortragen, es sind keine Requisiten erlaubt. Der Vortrag darf maximal sechs Minuten dauern und das Publikum waltet als Jury. Und Ausbuhen sei verpönt, erklärte die wortgewandte Moderatorin noch vor dem eigentlichen Start. Der Reihe nach traten die sieben Wortkünstler an. Der eine eher gemächlich, der andere emotional, der eine Text sinnlich, der andere auch politisch gefärbt oder gar philosophisch. Kurz, es gab vom sinnvollen Text bis zum höheren Blödsinn alles zu hören.

Gelbe Männchen im Untergrund

Als zweiter Slamer des noch jungen Abends überraschte Phibi Reichlin aus Zürich/St. Gallen mit seinem Vortrag über einen Spaziergang im Toggenburg, der ihn zu den kleinen, dicken, gelben Männchen im Untergrund führte, die mit verrückten Maschinen für das Böse und Verwerfliche der Menschheit verantwortlich sind. Er sprach bei seinem Auftritt schnell wie ein Wasserfall, der Text reimte sich, so dass der ganze Wortschwall wie eine Walze auf die Zuhörer zu kam. Dazu gestikulierte er reichlich mit Armen und Händen, um seinen Text noch zu unterstreichen. Das war wohl das, was man sich als guten Poetry Slam wünscht,denn der Applaus und die abgegebenen Noten legten die Messlatte für die nachfolgenden Künstler hoch. Ebenfalls bereits beim ersten Durchgang vermochte die Berlinerin Jule Eckhard zu begeistern, die ihren Text einfühlsam und leise vortrug. Die übrigen Teilnehmenden waren bei den Punkten nach dem ersten Durchgang nahe beieinander platziert. Nach der Pause durften die vier am besten Platzierten aus dem ersten Durchgang noch einmal antreten – und auch da zeigte Reichlin, was guter Slam ist. Seine Geschichte über eingeschleppte Varane aus Indonesien, die sich hier vermehren und dort fehlen, zeigte wiederum Wirkung. Er baute gleich noch den Ohrwurm «Volare» in abgeänderter Form ein, und das Publikum stimmte ein bei seinem «Varane». Auch hier kam ihm Eckhard wiederum nahe – doch am Ende reichte es ihm zum Sieg. Der grosse Abwesende war der auf dem Programm angekündigte Vorjahressieger Diego Häberli; er liess sich entschuldigen.

Flasche wurde herumgereicht

Gewöhnlich erhält der Sieger eines Poetry Slam als Belohnung eine Flasche Whisky. In Wollerau ist das anders: Die Moderatorin durfte dem Sieger Phibi Reichlin eine Flasche Quittenschnaps aus der Region übergeben. Diese wurde dann unter den Teilnehmenden herumgereicht, und jeder gönnte sich einen Schluck aus der Flasche. Schliesslich haben sie alle etwas zum guten Gelingen des Anlasses beigetragen.

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger (Hans Ueli Kühni)

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

23.10.2017

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