Die Senioren konnten nach dem Auftritt bei Kaffee und Kuchen verweilen und über die gehörten Pointen sprechen. Betty Peter liest im «Verenahof» im Wechsel mit Zeno Schneider Gedichte von Wilhelm Busch vor. Bild Patrizia Pfister
Die Senioren konnten nach dem Auftritt bei Kaffee und Kuchen verweilen und über die gehörten Pointen sprechen. Betty Peter liest im «Verenahof» im Wechsel mit Zeno Schneider Gedichte von Wilhelm Busch vor. Bild Patrizia Pfister

Dies & Das

Literatur

Lyrik für den Notfall und andere Dichter-Perlen

Betty Peter und Zeno Schneider präsentierten am Dienstagnachmittag in Wollerau ihre Lesung «Vers und Klang für Jedermann». Der kurzweilige Anlass sorgte für jede Menge Lacher und viel Applaus.

Gertrud Waldis von der Gruppe aktiver Senioren begrüsste die Anwesenden im Burgsaal des Restaurants «Verenahof» und stellte die beiden Protagonisten der Lesung, Betty Peter und Zeno Schneider, vor, die mit ihrem Programm bereits im ganzen Kanton unterwegs waren und in Wollerau ihre vorerst letzte Aufführung begingen. Das Thema lautete, den Humor trotz Schicksalsschlägen zu bewahren. Zeno Schneider begrüsste die Anwesenden mit einem kurzen Stück auf seinem Trümpi (Maultrommel). Auf die Frage, ob Verse heute noch zeitgemäss seien, fand Betty Peter eine klare Antwort: Vor kurzem fand der achte Poetry-Slam, ein Dichterwettstreit, in Wollerau statt. Peter und Schneider suchten sich für ihr Programm vier Dichter aus, die zu Lebzeiten zwar bereits berühmt waren,aber auch Schicksalsschläge erlitten. Deshalb erhielten die anwesenden Senioren zuerst mittels Kurzbiografien Einblick in das Leben der Dichter, bevor einige ausgewählte Zeilen vorgelesen wurden. Die Überleitung zum neuen Thema machte Zeno Schneider mittels Trümpi mit viel Tempo und überraschendem Klang.


Tragisch und doch lustig


Der erste Dichter des Nachmittags war Wilhelm Busch, der eigentlich Maler sein wollte. Beispielsweise Max und Moritz war für ihn nichts Ernstes. Im Laufe seines Lebens erkrankte er an Typhus und wurde Alkoholiker, in der Liebe hatte er ebenfalls keinen Erfolg. Er starb verbittert. Betty Peter und Zeno Schneider lasen Gedichte vor, die zum Schmunzeln führten. Nach einer musikalischen Einlage von Schneider ging es um Robert Gernhardt, der 2006 verstarb und in seiner Jugend den Krieg hautnah miterleben musste. Er sorgte dann als Mitglied der Frankfurter Schule und auch als Co-Autor von Komiker Otto Waalkes für Aufmerksamkeit. Nach einem Herzinfarkt schrieb er im Spital seine Erlebnisse. Diese Episoden liessen auch das Herz von Mediziner Schneider höher schlagen: Der Einsiedler trug die «Lyrik für den Notfall» voller Inbrunst vor und die Senioren konnten sich ein gutes Bild von der Gefühlslage Gernhardts im Spital machen.


Zweimal Tuberkulose


Christian Morgenstern aus München erkrankte an Tuberkolose und musste viele Kuraufenthalte machen.Seine komische Lyrik wurde sehr unterhaltsam präsentiert. Sie handelte oft von Tieren, beispielsweise einem Hecht, der Vegetarier sein wollte oder einem Schnupfen, der auf der Terrasse sitzt und auf sein nächstes Opfer wartet. Schon war man beim letzten Dichter angelangt, dem vielfältig tätigen Joachim Ringelnatz, der sich den Lebensunterhalt zeitweise als Seemann, Schaufenster-Dekorateur oder Wahrsager im Bordell verdiente. Als Kabarettist war er auf deutschen Bühnen gerne gesehen. Er wurde jedoch von den Nazis von der Bühne geholt und erkrankte ebenfalls an Tuberkulose. Sein Liebesgedicht zwischen einem Nagel und einer Schraube oder wie zwei Ameisen nach Australien reisen führten zu Lachern. Peter und Schneider wurden mit Applaus verabschiedet, und gaben eine Zugabe.


Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Patrizia Pfister

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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  • Literatur

Publiziert am

08.11.2018

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