Die Bilder von Valentin Rorschacher entstehen mit äusserster Präzision und feinen Pinselstrichen auf die riesige Leinwand in seinem Atelier in Wollerau. Seit 2006 sind die Berge sein ausschliessliches Motiv. Bilder Tobias Humm
Die Bilder von Valentin Rorschacher entstehen mit äusserster Präzision und feinen Pinselstrichen auf die riesige Leinwand in seinem Atelier in Wollerau. Seit 2006 sind die Berge sein ausschliessliches Motiv. Bilder Tobias Humm
Drei Monate verbrachte Valentin Roschacher auf Wanderungen und Dutzende von Zeichnungen gingen dem gigantischen Gemälde voraus.
Drei Monate verbrachte Valentin Roschacher auf Wanderungen und Dutzende von Zeichnungen gingen dem gigantischen Gemälde voraus.

Kunst & Design

Gigantische Gemälde imposanter Berge

Valentin Roschacher malt wie ein Besessener. An seinem jüngsten Bild arbeitete er zwei Jahre und es passt vom Format her nur in ein Museum.

Eiger Mönch und Jungfrau erstrahlen auf Valentin Roschachers jüngstem Gemälde in warmes Licht getaucht und je näher der Betrachtende tritt, desto mehr Einzelheiten gibt das Monumentalgemälde preis. Das Bild des Berner Dreigestirns ist mannshoch und über vier Meter breit und passt mit seinen Massen kaum in eine gewöhnliche Stube. Valentin Roschacher war früher ein erfolgreicher Anwalt und wurde mit 39 Jahren Bundesanwalt. Nach seinem erzwungenen Rücktritt hat er der Juristerei den Rücken zugewandt und widmet sich seither ganz dem, was er eigentlich gerne von jung an getan hätte: dem Malen. In einem Wollerauer Industriegebäude hat er ein Atelier eingerichtet, dessen Adresse er nicht an die grosse Glocke hängt. Seine Bilder befinden sich in Privatsammlungen und in öffentlichen Museen. Das jüngste Bild ist eine monumentale Darstellung des Berner Dreigestirns und wird ab Ende April im Kunsthaus Kaltenherberg in Roggwil im Kanton Bern zu sehen sein. Stein um Stein, Schneefleck um Schneefleck reiht sich auf dem Bild nebeneinander, alles mit minutiöser Feinarbeit gestaltet.

Pinselchen statt Spritzpistole

Nicht mit Spritzpistole oder Farbroller wie andere Maler geht Roschacher an die grossen Flächen seiner Bilder. Seine Werkzeuge sind millimeterfeine Einhaarpinsel, deren Spur er als haardünne Farbstrichlein auf der Leinwand eins neben und über das andere setzt, bis eine Fläche gefüllt ist. Doch das reicht ihm nicht. Um ein Bild plastischer erscheinen zu lassen und die Farben gegeneinander in ein Lichtspiel zu setzen, malt er Schicht um Schicht übereinander. Der leicht grünliche Schimmer des blauen Himmels ist mit einem Rotorange grundiert, weil das zwar dem Blau etwas von der Kraft nimmt, aber eben auch ein Leuchten und Vibrieren gibt, das sonst nicht zu erreichen ist. Bis zu zwölf Schichten Farbe kommen so übereinander zu liegen, was dem Betrachter den Eindruck eines von einem Altmeister wie Giovanni Segantini oder Giovanni Giacometti gemalten Bildes vermittelt.

Ein Pedant mit Pinsel?

Wird die Schweizer Kunstszene nach dem Berner Franz Gertsch mit einem weiteren detailversessenen Perfektionisten beschenkt? Mit einem Pedanten des Pinsels gar? Den Vergleich mit Gertsch weist Roschacher von sich. «Gertsch malt mit relativ breiten Pinseln und mischt die Farben auf der Leinwand ineinander. Ich mische die Farben auf der Palette und male sie in Mikrostrichen neben- und übereinander.» Franz Gertsch projiziert Diapositive auf eine Leinwand und malt ohne Entwurf genau nach dem Dia, sogar die Abbildungsfehler des Objektivs kommen aufs gemalte Bild. Roschacher dagegen geht vor wie ein Altmeister. Er wandert mit Zeichenpapier und Dürerscheibe durch die Landschaft und findet dort seine Motive. Die Dürerscheibe ist eine Glasplatte mit einem aufgemalten Raster. Durch diese hindurch zeichnet Roschacher die Landschaft aufs Glas und überträgt dann den Raster und die Zeichnung mit einem Vergrösserungsfaktor auf die Leinwand. Dutzende von solchen Entwürfen und Freihandzeichnungen gehen einem Gemälde in Öl voraus. Hinter Roschachers randloser Brille blitzt immer noch der von Juristerei auf höchstem Niveau geschärfte Blick auf. Doch richtet er ihn nicht mehr auf Paragraphen, Artikel oder Delinquenten, sondern auf die Berge.

Exakt und detailliert

Die Exaktheit und Detailversessenheit, die in der Juristerei notwendig waren, wendet er jetzt an, um die Wirkung und das Wesen der Malerei zu erkunden. Hat er das Licht eines Segantini eingefangen? Nein, auch dieser Vergleich wird zurückgewiesen. «Segantinis Farben sind kühler», sagt Roschacher. Bei Segantini wird die Naturbetrachtung auch symbolistisch aufgeladen, das fehlt bei Roschacher. «Eigentlich male ich einfach das, was ich gut finde, ich will mich nicht in ein Schema einordnen müssen oder einer Schule zuordnen.» Er ist also weder ein Symbolist noch ein Impressionist, obwohl die Wahl des Sujets und die Vorgehensweise das Zweite nahelegen würde. Warum will er denn aber gerade Maler der Berge sein, ein

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Kunst & Design

Publiziert am

26.04.2012

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www.schwyzkultur.ch/BQUgXm