Tim Kleinert (links) und Dave Feusi (rechtes Bild) am 7. März während der Aufnahmen zu Feusis «Swiss Movement Next Generation»-Projekt im Tonstudio 58 North Sixth Media Labs in Brooklyn. Bilder Blerti Murataj
Tim Kleinert (links) und Dave Feusi (rechtes Bild) am 7. März während der Aufnahmen zu Feusis «Swiss Movement Next Generation»-Projekt im Tonstudio 58 North Sixth Media Labs in Brooklyn. Bilder Blerti Murataj

Musik

New Yorker Atelier: Feusi und Kleinert profitierten vom Big Apple

Von Januar bis April dieses Jahres verbrachten die Wollerauer Musiker Dave Feusi und Tim Kleinert je zwei Monate in New York. Sie teilten sich das vom Amt für Kultur des Kantons Schwyz zur Verfügung gestellte Atelier im Stadtteil Manhattan. Beide haben vom Aufenthalt im Big Apple auf verschiedene Art profitiert.

Während für Saxofonist Dave Feusi die Reise nach New York auch ein Wiedersehen mit altbekannten Plätzen und Musikern war, machte Jazzpianist und Synthesizerspieler Tim Kleinert – «ich bin ein Landei» – die Bekanntschaft mit der Grossstadt schlechthin. Äusserst positiv überrascht war Feusi vom Atelier, dass sehr geeignet sei für die Bedürfnisse von Musikern. «Ich habe mich sofort zuhause gefühlt.» Eindrücklich und speziell waren für ihn die Momente, als er bei Musikerkollegen mitspielen und sich so inspirieren lassen konnte. «Wenn man wie ich als nichturbaner Mensch nach der Ankunft im Taxi in Richtung Manhattan fährt und plötzlich die Wolkenkratzer sieht, ist das mehr als eindrücklich», so Kleinert.

Unverkrampfte Begegnungen

New York ist riesig, das Angebot gleich welcher Art ebenso. Das können die beiden Höfner Musiker nur bestätigen. Feusi: «Jeder Tag bietet so viel, dass ich zwischendurch sogar Pausen brauchte, um die Eindrücke zu verarbeiten.» Speziell genossen hat Kleinert, dass er als Veganer keinerlei Probleme hatte, preiswertes Essen zu finden. Musikalisch gesehen waren für Kleinert Clubbesuche, wo Livemusik gespielt wurde, ein spezielles Erlebnis. «Da hört und sieht man Musiker mit grossem Namen, die einem völlig unverkrampft begegnen und auch mit einem reden.» Das sei viel unmittelbarer als in der Schweiz.

Härterer Konkurrenzkampf

Das grosse New York über den grünen Klee loben, das wollen aber weder Feusi noch Kleinert. «Im Gegensatz zu vor fünf Jahren, als ich das letzte Mal dort war, ist heute die Luft für Musiker dünner geworden», sagt Feusi. Sich seinen Lebensunterhalt als Musiker in New York zu verdienen, sei härter als früher. Und: «Musikalisch habe ich während meines Atelieraufenthalts nichts aussergewöhnlich Neues erfahren.» Was den New Yorker Alltag angeht, sei er aufgrund seiner Sensibilität eher überfordert gewesen, räumt Kleinert ein. «Die Menschen dort sind kantiger, müssen es aber wohl sein.» Er hatte zudem wie Feusi den Eindruck, dass der Konkurrenzkampf unter den Musikern härter geworden ist. «Sie können es sich nicht mehr leisten, zu experimentieren, und müssen ihr Hauptaugenmerk auf das Gebiet legen, in dem sie gut sind, um noch besser zu werden.»

Musikalische Standortbestimmung

Genutzt haben sowohl Feusi als auch Kleinert ihren Atelieraufenthalt für eine musikalische Standortbestimmung. Feusi konnte das definitive Abmischen der neuen «The Clients»-CD (seine Schweizer Band, Anmerkung der Redaktion) erledigen und Kontakte knüpfen. Und eine Woche vor seiner Rückreise in die Schweiz hat er zusammen mit 19 Musikern, darunter auch Tim Kleinert, in einem New Yorker Tonstudio die Aufnahmen für sein Projekt «Swiss Movement Next Generation» unter Dach und Fach gebracht. Tim Kleinert reiste zwar mit konkreten musikalischen Vorstellungen nach New York, «die endeten letztlich aber nicht als konkreter Tonträger». Er habe sich aber die Frage beantworten können, ob New York musikalisch etwas für ihn sei. Die Antwortet lautet: «Nein.» Dennoch sei die Erfahrung New York die «essentiellste, gewinnbringendste Standortbestimmung für mich als Musiker seit meinem Jazz-Schul-Studium» gewesen. Er habe das Leben in der Schweiz, «ob als Berufsmusiker oder Bürger», wieder sehr schätzen gelernt. «Mir wurde mein Leben hier in der Schweiz quasi ein zweites Mal geschenkt », so Kleinert.

Sehr gute Erfahrung

Ähnlich fällt Feusis Fazit aus. Als er vor zehn Jahren nach seinem Musikstudium eher unfreiwillig von New York nach Hause zurückkam, sei er etwas wehmütig gestimmt gewesen. «Ich habe gesehen, dass, wenn ich heute noch einmal in New York Fuss fassen wollte, wieder fast bei Null anfangen müsste. Das muss ich nicht mehr haben.» Das sei ein befreiendes Gefühl. In der Schweiz gehe es ihm gut, so Feusi. Er könne hier musikalisch das tun, was er tun möchte. «Der Atelieraufenthalt war eine sehr gute Erfahrung und hat mir die sehr hohe Lebensqualität der Schweiz gezeigt.»

March-Anzeiger und Höfner Volksblatt

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

04.06.2010

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