Der aus Wangen stammende Albert Jörger gibt im Mai den Kurs «Alte Dokumente Lesen und Verstehen lernen» in Lachen. Bild Heidi Peruzzo
Der aus Wangen stammende Albert Jörger gibt im Mai den Kurs «Alte Dokumente Lesen und Verstehen lernen» in Lachen. Bild Heidi Peruzzo

Dies & Das

Auch Schriften sind Moden unterworfen

Der Kunsthistoriker Albert Jörger vermittelt in seinen Kursen die nötige Kenntnis, um auch in Zukunft alte Schriften lesen zu können.

Alte Schriften zu lesen ist manchmal fast wie das Entschlüsseln einer Geheimschrift. Die Faszination, Dokumente aus der Vergangenheit lesen zu können, kennt der Kunsthistoriker Albert Jörger schon lange. Er ist in Wangen aufgewachsen und hat in Nuolen die Matura absolviert. Später studierte er in Freiburg und Bern Kunstgeschichte, Geschichte und historische Grundwissenschaften, wozu auch die Paläographie (Wissenschaft von alten Schriften) gehört. Seit 1991 bietet er Paläographie-Kurse an, in welchen er eine solide Grundlage für Professionelle wie für Laien, die sich mit Archivalien, Lokal-, Firmen- oder Familiengeschichten befassen, vermittelt. «Für diese Kurse braucht es keine Vorbildung, dafür Begeisterung für historische Stoffe und Freude am gemeinsamen Entdecken und Rätselraten», erklärt der Kunsthistoriker. Sein nächster Kurs, unter dem Patronat des Vereins für Familien- und Personenforschung March und Nachbarregionen, wird bereits sein 40-igster sein. In den insgesamt acht Doppellektionen, welche an der Kaufmännischen Berufsschule Lachen an Mittwochabenden gegeben werden, gilt es für die Teilnehmer, nochmals die Schulbank zu drücken und viel zu üben. «Meine Schüler und Schülerinnen bekommen schon in der ersten Lektion ein Schreibheft, in welchem die Buchstaben der deutschen Kurrentschrift fein säuberlich geübt werden.» Das sei sehr wichtig, denn durch das Schreiben lernt auch das Auge, diese teilweise recht anders aussehenden Buchstaben in alten Dokumenten zu entdecken und entschlüsseln zu können.

Die deutsche Kurrentschrift


Vom 16. bis zum 20. Jahrhundert wurden deutschsprachige Texte des Privat-, Verwaltungs- und Geschäftslebens in «deutscher Kurrentschrift» (Sütterlin-Schrift) geschrieben oder in «Frakturschrift » gedruckt, während im übrigen Europa die lateinische Schrift verwendet wurde. Das ist diejenige Schrift, die wir seit dem Zweiten Weltkrieg auch im deutschen Sprachraum benützen, also unsere aktuelle Schrift. Der Wechsel kam unter anderem, weil die Nazis während dem Krieg bestrebt waren, ihre Propaganda auch in den besetzten Gebieten zu verbreiten, wofür die lateinische Schrift praktischer war. Albert Jörger legt in seinen Kursen Dokumente aus verschiedenen Zeitepochen vor und vergleicht diese miteinander. «Jede Schrift folgt der Mode ihrer Zeit, sie widerspiegelt den Stil und die Haltung der Menschen, die damals lebten», erklärt der Paläograph. So sind Dokumente aus der Barockzeit sehr schwungvoll im Gesamtbild, hingegen Schriften aus dem Klassizismus zeigen eher klare Linien. Zudem gab es auch früher schon sehr schöne und lesbare Handschriften und eher unleserliche. Für Jörger tut sich beim Entschlüsseln alter Texte eine Welt auf, die verloren wäre, wenn es nicht Menschen gäbe, die diese Texte noch verstehen könnten. «Sie wollten uns etwas sagen, jede Niederschrift wurde verfasst, um gelesen zu werden.» Aber auch der Meister des Schriftentzifferns stösst in manchen Texten an seine Grenzen. In diesem Fall wird in der Übersetzung in einer Klammer ein Fragezeichen oder einfach nur Punkte gesetzt. «Meistens handelt es sich dabei um einen Dialektausdruck, der nicht mehr bekannt ist oder eine Ortsbezeichnung, die es nicht mehr gibt», erzählt er. Es ist ihm wichtig, dass die Kenntnis der Paläographie erhalten bleibt, damit auch in Zukunft alte Dokumente gelesen werden können, und somit unser Kulturerbe lebendig gehalten wird.

Kurshinweis


Alte Dokumente Lesen und Verstehen für Anfänger: Acht Doppellektionen (2 x 50 Min.), jeweils Mittwoch vom 17. Mai bis 5. Juli, in der Kaufmännischen Berufsschule, Lachen. Weitere Information: verein-fpf.ch. Anmeldungen bis 10. Mai an den Kursleiter Albert Jörger, albert.joerger@bluewin.ch.

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Heidi Peruzzo

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Publiziert am

28.05.2023

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