Musik

Auf den Spuren eines Werks

Mit ihrem Vortrag im Joachim-Raff-Archiv am Samstagmorgen gab die Musikwissenschaftlerin Iris Eggenschwiler einen tiefen Einblick in ein Schlüsselwerk des Lachner Komponisten.

Was ist eigentlich die Raff’sche «Waldsymphonie » – oder musikalisches Werk generell? Mit dieser nur scheinbar banalen Frage begann die Zürcher Musikwissenschaftlerin Iris Eggenschwiler, die sich seit Jahren intensiv mit den symphonischen Werken des bedeutenden Lachner Komponisten beschäftigt, ihren Vortrag zu diesem einst weit über den deutschen Sprachraum hinaus bekannten Werk des Lachner Komponisten. Sind es die Noten? Wenn ja, in welcher Version? Die möglichst sorgfältig edierte kritische Edition unserer Zeit? Oder der Erstdruck, in dessen Entstehung der Komponist seinerzeit meis-tens involviert war? Oder vielleicht doch eher die von ihm in minutiöser Genauigkeit kalligraphisch gestaltete handschriftliche Partitur, die dem Druck zugrunde gelegt wurde? Oder ist Musik nicht vielmehr eigentlich ein klingendes Phänomen, das sich besonders gut in Aufführungen älterer Zeit widerspiegelt – leider fällt Raffs Lebzeit vor die Ära der Aufnahme – oder gar in den Interpretationen unserer Gegenwart?

 

Umfassende Kenntnisse notwendig

Um einem Werk auf die Spur zu kommen, braucht es fundierte Kenntnisse auf all diesen Ebenen, wie Iris Eggenschwiler eindrücklich ausführte: Nur ein genaues Studium aller relevanten musikalischen Quellen und Briefe und sonstigen Zeugnisse ermöglicht es, die Genese und den Gehalt des Werks wenigstens in Grundzügen zu durchblicken – soweit es die Quellen eben erlauben. Auf diesem Weg gab sie den Anwesenden einen faszinierenden Einblick in die Kompositions- und Produktionsprozesse des 19. Jahrhunderts. Sie folgte den verschlungenen Pfaden mit Akribie, stets nachvollziehbar und fundiert, und bezog immer wieder die Gäste – auffallend viele Musikerinnen und Musiker – mit ein, die zum Verständnis von kniffligen Passagen erheblich beitragen konnten. Besonderes Augenmerk erhielt eine Quelle, die Iris Eggenschwiler neu entdeckt hat: Eine Partitur mit handschriftlichen Eintragungen Raffs ermöglicht es nicht nur, Fragen zur musikalischen Artikulation einzelner Passagen besser zu beantworten, sondern sogar die musikalische Erzählung des Werks – Raff schildert uns mit musikalischen Mitteln einen idyllischen Tag und eine von Geistern heimgesuchte Nacht im Wald – genauer zu verstehen und sogar frühere Fehlinterpretationen zu entlarven.

 

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Severin Kolb

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

07.07.2025

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